Sich Schönmachen, darauf haben viele in der Pandemie nicht viel Lust. Das zeigen spürbare Umsatzrückgänge am Kosmetikregal. Sich nicht mehr schminken ist aber auch keine Lösung. In Video-Konferenzen fällt eine gepflegte Erscheinung gerade jetzt besonders auf. Und dem Selbstwertgefühl tut etwas Farbe im Gesicht als Gegengift zum Verlottern des Äußeren sowieso gut.
Unkomplizierter Auftrag
Lipgloss hat im Vergleich zu festem Lippenstift den Vorteil, dass Konturen ziehen nicht nötig ist. Der Auftrag gelingt auch ohne Spiegel unkompliziert zwischendurch. Ein weiterer Unterschied: Lipgloss enthält weniger Farbpigmente und lässt daher die natürliche Lippenfarbe durchschimmern. Das passt ideal zu einem alltagstauglichen Make-up. Wer möchte, kann mit dem Nasseffekt Akzente setzen: Ein Klecks Lipgloss als Abschluss über dem Lippenstift sorgt für schimmernden Glanz und vollere Lippen. Bei reifer Haut empfehlen Visagisten erst Lipgloss aufzutragen und darüber den Lippenstift. So sollen die Lippen glatter und praller wirken.
Das Farbspektrum reicht von transparent über Nude, zartem Rosé und Apricot bis zu Rot- und Beeren-Tönen. Wer ein Statement setzen möchte, findet bei Madara einen schwarzen Gloss im Sortiment. Es gibt sie flüssig, in einem Fläschchen mit einem weichem sowie in der Tube mit einem angeschrägten Applikator. Außerdem finden sich im Handel Tiegel mit buttrig-festem Gloss, der auf der Haut schmilzt. Diese Variante wird mit den Fingern aufgetragen.
Bedenkliche Inhaltsstoffe in konventionellen Produkten
Aufgrund der wasserfreien, öligen Formulierung sind die Lipgloss-Balsame wenig keimanfällig. Charakteristisch für Lipgloss ist die leichte Konsistenz. Hauptbestandteile sind im Wesentlichen Fette, Farb- und Glimmerpigmente, Konservierungsmittel, Emulgatoren, Duftstoffe und eventuell Feuchtigkeitsspender. Konventionelle Produkte enthalten einen Mix unterschiedlichster künstlicher Fette und Flüssigplastik. Häufig darin zu finden ist mineralölbasiertes Paraffin sowie paraffinähnliche Stoffe, Silikonöle, flüssiges Mikroplastik und chemisch-synthetische Wachse. Meist führen sie die INCI an.
Schmollmund
Vollere Lippen ohne Spritze oder Skalpell, das versprechen Lipgloss Booster oder Plumper. Die konventionellen Produkte enthalten neben der chemisch-synthetischen Basis besonders ausgelobte Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure oder antioxidantienreiche Pflanzenöle wie Arganöl – also Inhaltsstoffe, die in naturkosmetischen Formulierungen meist zum Standard gehören. Manche der Produkte enthalten Menthol, Pfeffer, Ingwer oder Chili. Diese sollen die Lippenhaut leicht anschwellen lassen. Im Naturkosmetik-Segment bietet Lakshmi den Lipbooster Hot Choc mit Schokolade und Chili an. Und von der Luxusmarke Organic Pharmacy gibt es einen Plumping Gloss/Volumising Balm Gloss. Mengenmäßig führt hier Rizinusöl die Zutatenliste an. An Wirkstoffen sind weiter Hyaluronsäure, pflanzliches Squalan sowie Vitamin C und Vitamin E genannt.
Paraffine stehen seit Jahren in der Kritik, unter anderem weil sie krebserregende aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) enthalten können. Paraffine können sich außerdem in Leber und Milz anreichern. Die beliebten Silikonöle erzielen einen federleichten Tragekomfort und halten sehr lange auf der Haut, weshalb sie vor allem in den Long-Lasting-Produkten zu finden sind. Der Pflegefaktor der biologisch schwer abbaubaren Kunststoffverbindungen ist gleich Null. Das gilt auch für flüssiges Mikroplastik wie Acrylates Copolymer, Polybutylene oder Nylon-12. Sie belasten unser Wasser und die Meere.
Häufig zum Einsatz kommen außerdem bedenkliche Emulgatoren, darunter PEG/PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können sowie Konservierer wie Butylhydroxytoluol (BHT) und Propylparaben, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Viele Produkte enthalten synthetische Duftstoffe, die sich hinter dem Begriff Parfüm verbergen. In einem Ökotest aus 2019 wurden in einigen konventionellen Produkten die Farbstoffe Tartrazin und Gelborange S gefunden, die allergisierend wirken können.
Alles in allem ist das kein appetitlicher Mix, der beim Essen, Trinken und Ablecken der Lippen leicht in den Mund und somit in den Organismus geraten kann. Rund 3,5 Kilogramm Lippenstift soll eine Frau im Laufe ihres Lebens verzehren. Bei den dünnflüssigen Glossprodukten könnte die Menge eventuell noch höher sein. Etwa wenn der glänzende Film nach Erdbeere oder Vanille schmeckt. Solche künstlich aromatisierten Produkte sind unter Mädchen und jungen Frauen besonders beliebt.
Gängige Bestandteile in Naturkosmetik-Lipgloss
Naturkosmetischer Lipgloss basiert auf natürlichen Ölen und Fetten, allen voran Rizinusöl. Die farblose bis leicht gelbliche Substanz bildet einen stabilen Film auf der Haut und sorgt für eine gute Haftung der Farbpigmente. Relativ häufig zum Einsatz kommt außerdem ein Rohstoff mit der Bezeichnung Brassica Campestris/Aleurites Fordi Oil Copolymer. Dabei handelt es sich um ein natürliches Polymer, das aus den Samen von Raps- und Tungöl hergestellt wird.
Tungöl stammt aus den Samen der Frucht des Tungölbaumes, „das schon seit Jahrhunderten aufgrund seiner Eigenschaften als wasserabweisendes Öl verwendet wird“, sagt Sara Honerkamp von Lavera. Tungöl ist relativ dickflüssig. „Bei der Verwendung für einen Lipgloss hinterlässt der Inhaltsstoff einen feinen, dauerhaften Glossy-Film und spendet gleichzeitig Feuchtigkeit“. Das natürliche Polymer ist als naturkosmetischer Rohstoff zugelassen und biologisch abbaubar.
Etwas aus der Reihe tanzt Madara mit dem Filmbildner Glyceryl Rosinate, einem Ester aus der aus Baumharz gewonnenen Substanz Kolophonium und Glycerin. Glyceryl Rosinate findet sich ansonsten häufig in Enthaarungswachs, manchmal auch in Lippenstift.
Hochwertige Pflanzenöle als Wirkstoff
Dazu kommen weitere pflanzliche Öle und Fette, wenn möglich aus kontrolliert biologischem Anbau. Bewährt haben sich etwa Sonnenblumen- und Jojobaöl, Kakao- oder Sheabutter, Kokosöl, Mangobutter sowie aus tierischen Quellen Bienen- oder Wollwachs. Mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften von leicht über zähflüssig bis fest, steuern die Hersteller einerseits die Textur des Lipgloss. Er soll sich auf der Haut leicht anfühlen, gut haften, aber nicht klebrig sein. In veganen Varianten kommen statt der tierischen Wachse Candelila-Wachs oder Beerenwachs/Japanwachs zum Einsatz.
Zum anderen erzielen die Hersteller mit den hochwertigen Pflanzenölen und ausgesuchten Wirkstoffölen wie Argan- oder Sanddornöl besondere Pflegeeffekte. Mit ihren Fettsäuren, die die Haut verstoffwechseln kann, unterstützen sie die schutzbedürftigen Lippen: Sie stärken die Hautbarriere und helfen so, Feuchtigkeit besser zu bewahren. Damit die empfindlichen Fettsäuren nicht ranzig werden, stabilisieren die Hersteller die Rezepturen etwa mit Vitamin E, gewonnen aus pflanzlichen Quellen.
Pflege und Duft dank Heilkräutern und ätherischen Ölen
Ein weiteres Pflegeplus der Naturkosmetik sind Heilkräuter-Auszüge, die die Haut beruhigen sowie bewährte Feuchtigkeitsspender wie Aloe Vera-Extrakt und Hyaluronsäure. Im naturkosmetischen Lipgloss duften natürliche ätherische Öle wie Minze, Vanille, Orange oder Rose. Lakshmi verwendet echte Gewürze wie Vanille, Zimt oder Schokoladen-Extrakt. Die Farbpalette von nude bis schwarz erzeugen Naturkosmetikhersteller mit mineralischen Pigmenten wie gelbem, rotem und violettem Eisenoxid oder Karminrot, das von Schildläusen stammt. Mineralisches Mica im Gloss lässt die Lippen verführerisch schimmern. Im Lipgloss von Marie W. leuchtet sogar echtes Gold.
Tipps von der Kollegin
Birgit Flach (Haarkultur in 64853 Otzberg/Habitzheim) ist ganzheitlich arbeitende Naturfriseurin. In ihrem Salon lassen sich Kundinnen nicht nur die Haare machen, sondern auch typgerecht naturkosmetisch schminken
- Lipgloss enthält mehr Feuchtigkeit als Lippenstift und hat daher einen besonders pflegenden Effekt.
- Produkte im Tiegel lassen sich mit einem Lippenpinsel akzentuiert auftragen. So bleibt der Inhalt zudem hygienisch einwandfrei.
- Auf reifer Haut kann zarter, leicht transparenter Lipgloss vorteilhafter wirken als ein hochpigmentierter Lippenstift. Außerdem setzt er sich nicht in Lippenfältchen ab.
- Bei sehr vollen Lippen würde ich auf die Betonung durch Gloss verzichten. Lipgloss-Farben lassen sich gut mischen, so kann man individuelle Effekte erzeugen.
Hersteller und ihre Produkte
Benecos: Lipgloss rosé, flamingo, kiss me, pink blossom, natural glam
GRN: Lipgloss rosy tulip, peach, red plum
Lipgloss bronze, red, nude, raspberry, blossom, ruby, peach, soft pink
Lipgloss shiny, Shimmer
Lipgloss blush plum, raspberry, blackberry, goji, cornelian, tamarillo
Lipgloss Hi-Shine 71, vinyl Hoold 72, Magnetic Nude 73, Nude Coral 74, Vegan Red 75, Scandal 76, Lilac Euphoria 77, Ruby Red 78
Lipgloss Rose Milk-Sangria, Hot Choc, Cinnamon Kiss
Glossy Lips Rosy Sorbet 08, Powerful Pink 14, Magic Red 03, Delicious Peach 09, Hazel Nude 12, Charming Crystals 13, Soft Mauve 11, Berry Passion 06
Logocos
Logona (Produkte werden ausgelistet): Lipgloss No 01 Red Berry, 02 Rose, 03 Apricot, 04 Malve, 05 Light Brown, 06 Terracotta
Sante: Intense Color Gloss 06 Infinite Ruby, 05 Pinkish Hibiscus, 04 Alluring Coral, 03 Stubborn Plum, 02 Soothing Terra, 01 Style-Me Nude
Lipgloss Knutzen Matte Apricot 01, Matte Raspberry 02, Matte Nude 03, Matte Sunrise Red 04, Apricot Shimmer 05, Raspberry Shimmer 06, Nude Shimmer 07, Sunrise Red Shimmer 08
Gloss Serum 01 transparent, Serum 02 warm, Serum 03 frisch
Lipgloss Pink Doll, Pearly Coral, Veil of Rasperry, Glam’Kiss, Frostet Chestnuts
Lip Glaze Coral, Cinnamon, Cappuccino, Blossom, Rosewood, Hazelnut, Cerry
Lipgloss naturell
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