Ein vielfältiges Angebot an Frühstücksbreien gibt es im Bioladen noch nicht allzu lange. Trotzdem haben sich die so genannten Porridges ihren festen Platz neben Müslis erobert. Wichtige Argumente für die Getreidebreie sind: geringe Mengen an Zucker‚ die schnelle Zubereitung und ihre Vorteile für die Darmgesundheit.
Umsatz mit Frühstücksbreien
Nach Zahlen von Branchenanalyst Biovista verzeichneten Frühstücksbreie im Bioladen über den Beobachtungszeitraum von Juni 2020 bis Mai 2021 ein Umsatzminus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Rückgang ist allerdings dem Corona-Hamstereffekt des vorherigen Jahres zuzurechnen.
In Monaten, in denen einzelne Hersteller Aktionen zum Brei initiierten, konnten sogar leichte Zuwächse verzeichnet werden, fasst Fabian Ganz von Biovista zusammen. Es schlummert weiterhin Potenzial im Porridge als Kompetenzprodukt des Fachhandels. Immerhin konnte ein Laden in diesem Zeitraum durchschnittlich monatlich 365 Euro mit Porridge umsetzen.
Umsatz steigern mit Frühstücksbreien
Obwohl als Produktkategorie innerhalb der Frühstückscerealien noch recht jung, ist das Angebot an Porridge im Biohandel umfangreich: 93 verschiedene Artikel zählte die Biovista-Analyse. Im gleichen Zeitraum wurden 277 Müslis und 193 verschiedene Getreideflocken im Bio-Sortiment erfasst. „Breie sind längst kein Nischenprodukt mehr und sollten daher gleichwertig zu Müsli präsentiert werden“, stellt Sandra Spremberg von der Allos Hofmanufaktur fest.
Am besten seien die Porridges daher im Cerealien-Regal aufgehoben. „Müsli und Porridge nach Marke nebeneinander und als Premiumprodukte im oberen Regalbereich“, empfiehlt Jasmin Maiwald Produktmanagerin von Govinda. Außerdem seien Zweitplatzierungen der glutenfreien Breie im entsprechenden Regal sinnvoll. Zu Extra-Aufbauten mit etwas Obst und Pflanzendrinks rät Hella Innemann-Lotfi aus dem Produktmanagement von Davert. Aufmerksamkeit gewinnen je nach Jahreszeit Themenaufbauten wie ‚wenig Zucker‘ oder ‚ohne Zuckerzusatz‘, ‚warmes Frühstück‘, ‚ballaststoffreich und darmgesund‘ oder ‚veganes Frühstück‘.
Verkostungen am besten warm
Probieren lassen, das ist nach Meinung der meisten Bio-Brei-Hersteller verkaufsfördernde Maßnahme Nummer 1, sollte das nach den Corona-Hygiene-Maßnahmen wieder möglich sein. Warme Frühstücksbreie sind in der kalten Jahreszeit besonders willkommen. Warme Milch, Pflanzendrink oder heißes Wasser können in Thermoskannen bereitgehalten, oder aus dem Kaffeeautomaten gezapft werden. „Wichtig ist“, so Innemann-Lotfi, „dass die Breie tatsächlich noch warm gekostet werden, weil sie dann angenehm cremig sind und am besten schmecken.“
Ideal ist, wenn sich die Kunden selber den Brei anrühren und kurze Zeit später schon genießen können. Für die Erdmandelbreie von Govinda rät Maiwald auch zum Vermischen mit kaltem Joghurt und ein paar Früchten als Deko. Bei der Präsentation von Basis-Flockenmischungen empfiehlt Bianca Fink von Spielberger, passende Gewürze und Zutaten für Toppings wie Saaten, Nüsse, Kompott oder Marmelade dazuzustellen.
„Wir raten bei Breien zur begleiteten Verkostung, da es Erklärungsbedarf bei der Zubereitung gibt“, meint Sandra Spremberg. Tipps, dass die Flüssigkeit um die 60 Grad warm sein sollte, wieviel Flüssigkeitsmenge überhaupt benötigt wird und dass ein gutes Umrühren das Ergebnis verbessert, können so viel besser kommuniziert werden. „Auch die tollen Eigenschaften der ungesüßten Breie können bei einer begleiteten Verkostung besser weitergegeben werden“, so Spremberg.
Trend ungesüßte Breie und ‚to-go‘
Gerade diese wenig süßen Frühstücksvarianten kommen aktuell offenbar gut bei der Kundschaft an: „Entgegen der leicht rückläufigen Entwicklung von Porridges konnten wir mit den ungesüßten Breien ein deutlich positives Wachstum verzeichnen“, erwähnt die Allos-Marketing-Leitung. Das deckt sich mit Angaben der Marktforscher von Mintel, die in einem Report Frühstückscerealien bis 2023 ein Wachstumspotenzial von 10 Prozent zuschreiben, wenn denn kreative Ansätze zur Zuckerreduktion gefunden würden, die idealerweise auch die Themen Darmgesundheit und Immunabwehr einschlössen.
Eine weitere Stärke der Breie ist die ‚Mobilität‘: „Schon vor der Pandemie wurden die Porridge-Cups als praktisches Außer-Haus-Frühstück gekauft. Mit dem Arbeiten im Homeoffice hat sich die Nachfrage nach unserem Porridge-Sortiment verdoppelt“, sagt Saskia Strunk-Hennig aus dem Marketing von Davert. Sie empfiehlt auch das Platzieren der kleinen Packungen als Impulsware vor dem Kassenbereich. Für Kunden, die auf weniger Verpackung Wert legen, bieten sich Großverpackungen an. Ein nebenplatzierter Aufbau von passenden, umweltfreundlichen Mehrweggefäßen kann wirkungsvoll auf die vollwertige ‚Breimahlzeit to-go‘ aufmerksam machen.
Tipps von der Kollegin
Hannelore Wagner, Geschäftsführung Bioladen Hannelore Wagner, Bad Mergentheim (ca. 80 Quadratmeter)
- An unserer Bäckertheke präsentieren wir spezielle Porridge-Gewürzmischungen. Das führt öfters zum Gespräch über Porridge und ich kann auf unser Regal mit den Flocken und Breien hinweisen.
- In Präsentkörbe für Aktive binde ich gerne Sportlerbrei mit ein – inklusive eines passenden Info-Folders. Das hat schon häufiger Nachkäufe initiiert.
- Für die Beratung ist wichtig, verschiedene Arten der Zubereitung beschreiben zu können.
- Interessant ist, dass die Nachfrage nach Produkten, die als ‚Frühstücksbrei‘ bezeichnet werden, zurückgeht. Alles, was ‚Porridge‘ heißt, zieht dagegen gut – vielleicht hilft es, wenn man klar macht, dass sich das Gleiche dahinter verbirgt
Basiswissen
Neu ist die Idee des warm zubereiteten Getreidebreis aus eingeweichten, zerkleinerten oder gequetschten Körnern nicht: Schon vor mehr als 10.000 Jahren, beim Wandel vom Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbau, entwickelten die Menschen diese einfache Methode Getreide zuzubereiten. Als ‚Porridge‘ und ‚Oatmeal‘ kommen die Breie aktuell in Neuauflage auf den Tisch. Vorbild ist der traditionelle schottische Porridge. Für ihn köcheln Hafer- oder Gerstenflocken mit Wasser oder Milch und einer Prise Salz. Anschließend kann individuell mit weiteren Zutaten wie Obst, Trockenobst, Nüssen, Saaten und Gewürzen und etwas Süße verfeinert werden.
Schnelle Zubereitung
Frühstücksbreie aus dem Bio-Fachhandel verwöhnen mit ausgefeilten Rezepturen und Convenience. Die Mischungen müssen nicht mehr gekocht oder verfeinert werden, sondern nur noch mit erhitzter Milch, Pflanzendrink oder Wasser übergossen und verrührt werden. Nach kurzer Wartezeit kann direkt losgelöffelt werden. Auch das kalte Einweichen ist möglich. Als ‚Overnight-Oats‘ quellen die Flockenmischungen im Kühlschrank über mehrere Stunden, am einfachsten über Nacht. Beide Zubereitungsvarianten machen die Breie leicht verdaulich, einer der Hauptunterschiede zu Müsli.
Von Innen wärmend, umschmeicheln Breie den Gaumen, Magen und Darm und helfen ihnen langsam auf Touren zu kommen. Ebenso wie Müslis sättigen sie dank ihrer Ballaststoffe richtig gut, bringen mit einer großen Portion Kohlenhydrate viel Energie und lassen den Blutzuckerspiegel nur allmählich steigen. Gleichzeitig liefern sie hochwertige Proteine, inklusive wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Vollkornqualität
Grundlage von Bio-Porridge sind in den meisten Fällen Haferflocken aus deutschem oder zumindest europäischem ökologischen Anbau. Das Schöne: Die Flocken haben Vollkornqualität, denn die ganzen Körner werden verarbeitet. Sie werden zunächst gedarrt, das heißt unter Hitze getrocknet, dann schonend gedämpft und gepresst.
Je feiner die Flocke werden soll, desto stärker werden die Körner vor dem Pressen zerkleinert. Eine Mischung aus allen Flocken-Verarbeitungsgraden von grob bis schmelzig-fein ergibt einen sämigen Frühstücksbrei mit etwas Biss wie man sie von schottischen Porridges kennt, beschreibt Anbieter Spielberger für seine Hafermischung.
Verschiedene Mischungen
Je nach Herstellerkonzept und Produkt landen auch andere Getreide oder Pseudocerealien im Brei, zum Beispiel Dinkel und Quinoa für ein ausgewogenes Nährwertprofil, betont etwa die Bohlsener Mühle. Auch Gerste, Buchweizen, Amaranth, Hirse, Reis und Teff mischen mit. Turtle gibt, für Frühstücksbreie eher ungewöhnlich, auch Roggenflocken und für mehr Ballast und Biss Haferkleie dazu.
Einige Breie sind auf spezielle Bedürfnisse zugeschnitten: Alvito oder Bauckhof mischen allein glutenfreien Buchweizen und Hirse und bieten damit ein speziell auf die basische Ernährung angepasstes Produkt. Andere, beispielsweise Rapunzel, betonen die Vorzüge der warmen Getreidemahlzeit für Aktive und bewerben unter anderem speziellen ‚Sportlerbrei‘, der dank der Zutaten Lupine und Soja ein Plus an Proteinen mitbringt. Ayurvedische Breimischungen verstärken den wärmenden Effekt des Getreideporridge mit speziellen ‚einheizenden‘ Gewürzen wie etwa Zimt, Kurkuma oder Pfeffer.
Ein weiteres Konzept bietet Govinda: Mit ihren ‚Chuflis‘ bedienen sie Kunden, die auf Getreide verzichten möchten oder müssen. Die Hauptzutat der Breie sind Erdmandeln. Diese auch als Chufa bezeichneten Knollenwurzeln von Gräsern, werden zermahlen und sind mit ihrem hohen Ballaststoffgehalt dankbare Breigrundlage. Auch anderen Herstellern, zum Beispiel Spielberger oder Davert ist die süßliche, vom Aroma leicht an Mandeln erinnernde Chufa eine willkommene Ergänzung im Porridge.
Brei in vielen Varianten
Weniger Zucker
Bio-Hersteller runden ihre Brei-Mischungen in verschiedensten Geschmacksrichtungen ab. Sie stückeln, hobeln oder mahlen unterschiedlichste Trockenfrüchte, gefriergetrocknete Beeren, Saaten wie Lein, Sesam, Sonnenblumenkerne und Chia, Nüsse wie die Hasel-, Cashew-, Kokosnuss oder Mandeln, Gewürze wie Zimt, Kardamom und Vanille(-extrakt) sowie Kakao(-nibs). Bei Govinda dürfen Zutaten wie Sonnenblumenkerne oder Hafer vor der weiteren Verarbeitung sogar keimen. Bei konventionellen Frühstücksbreien kommen neben Trockenfrüchten und Gewürzen auch (natürliche) Aromen in die Mischungen, nicht so bei Fachhandels-Bio.
Die Komposition der warmen Frühstücksmahlzeit bietet viel Spielraum und es wird an weiteren Rezepturen getüftelt. Davert etwa plant spannende neue Sorten für das Frühjahr 2022. Das Thema ‚ungesüßt‘ steht laut Allos nach wie vor im Fokus. Schon jetzt achten Bio-Hersteller darauf, bis auf die Varianten mit Schokolade, ohne Zuckerzusätze zu produzieren. Die Süße in Bio-Breien stammt nahezu ausschließlich aus den verarbeiteten Früchten. (s. unten „Was Kunden wissen wollen“). In konventionellen Produkten sind hingegen selbst in neutralen Basis-Breien gelegentlich Zucker, Glucosesirup oder Fructose im Einsatz.
Was Kunden wissen wollen
Gibt es glutenfreie Hafer-Breie?
Wer das Klebereiweiß Gluten nicht verträgt, sollte auf die Kennzeichnung ‚glutenfrei‘ achten. Produkte aus Hafer sind zwar größtenteils glutenfrei, können jedoch aufgrund von Verunreinigungen mit anderen Getreiden Spuren des Kleberproteins enthalten.
Woher kommt der Zucker im Brei?
Je nach Produkt variiert der Zuckergehalt von Bio-Brei von 8 bis 18, mitunter sogar 30 Prozent. Die Süße stammt aus den Fruchtzutaten, u.a. Trockenfrüchten, nur in Einzelfällen aus Apfelsaftkonzentrat u.ä.. Spezielle ‚ungesüßte‘ Rezepturen liegen unterhalb der 8-Prozent-Marke. Wer noch weniger Süße möchte, kann Basis-Mischungen ganz ohne Fruchtzusatz wählen. Ihr Zuckergehalt: unter zwei Prozent.
Sind Porridges mit Schadstoffen belastet?
Ökotest hat 2020 Haferbrei getestet. Negativ fielen einige konventionelle Breie auf, die mit Pestiziden oder Schimmelpilzgiften belastet waren – Bio-Breie betraf dies nicht. Bio-Hersteller müssen auch in Zukunft viel Sorgfalt in die Auswahl hochwertiger Rohstoffe investieren, um solche Belastungen zu vermeiden.
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