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Warum Chili-Fertiggerichte das Zeug zum Trendprodukt haben

Meist vegan, nahrhaft, minutenschnell zubereitet und lange haltbar: Chili-Fertiggerichte erfüllen viele Kundenwünsche. Erstaunlich also, dass Bioläden im Schnitt nur zehn Chili-Fertiggerichte pro Monat verkaufen. Das lässt sich steigern.

Wenn es draußen kalt ist, wächst der Wunsch nach Essen, das von innen wärmt. Chili, egal ob mit oder ohne Fleisch, erfüllt diesen Wunsch gleich doppelt: Das Eintopfgericht wird warm gegessen und ist meist scharf gewürzt. Auch die Schärfe heizt von innen.

Das Fertiggericht taugt für ein schnelles Mittagessen, egal ob im Büro oder im Homeoffice. Wer mag, hat’s mit Chili richtig unkompliziert: „Es kann direkt aus dem Glas gelöffelt werden“, wirbt Allos Hof-Manufaktur-Marketing Direktorin DACH Sandra Spremberg für das von Allos vertriebene Produkt von Little Lunch.

Chili – die ideale Verpflegung bei Festen und Events

Neben der fleischhaltigen Originalversion hat sich längst eine Auswahl an trendigen Veggie-Varianten etabliert. Natürlich kann man das Gericht brav im Suppenteller servieren. Aber es lässt sich auch als Streetfood, in Wraps eingewickelt, über die Theke oder vom Foodtruck herunter reichen.

Den exotischen Eintopf kann man in einem riesigen Topf aufwärmen und warmhalten, er macht Familien und größere Gruppe satt und wird so zur idealen Verpflegung bei Festen oder Events. Und wenn das tomatige Bohnengericht neben Quinoa, kross gebratenem Räuchertofu, grünem Avocado, Blaukrautsalat, weißer veganer Frischkäsecreme und Koriandergrün im Bowl angerichtet wird, sind auch die letzten Zweifler überzeugt, dass Chilis in die Zeit passen.

Umsatzentwicklung für Chili pro Laden in Euro

Wie sich Umsätze mit Chili steigern lassen

Erstaunlich eigentlich, dass laut Marktforscher bioVista gerade mal durchschnittlich zehn Chili-Fertiggerichte pro Monat über den Kassenscanner gezogen werden. Das lässt sich steigern. Beispielsweise dadurch, dass auf alle Fälle die Marken ins Bioladenregal eingeräumt werden, die am besten laufen: Zwergenwiese mit über einem Viertel und Ökoland mit weiteren 20 Prozent Marktanteil. Und daneben als besondere Ergänzung beispielsweise ein Chili, das sich abhebt, etwa durch besondere Würzung mit Rauch, Kakao oder Zimt.

Eingeordnet wird die Tex-Mex-Spezialität bei Suppen, Eintöpfen, Saucen und Fertiggerichten. Wenn viel Laufkundschaft vorbeikommt, lohnt es sich, frisches Chili zusammen mit anderen frischen Eintöpfen im Kühlregal zu platzieren.

Themenwoche „Mexiko“: Geben Sie Ihren Kunden Ideen

Noch einmal gesondert könnte das Gericht in einem Sonderaufbau auftauchen, „um Kunden eine Idee zu geben, was dazu passt“, sagt Udo Risse, der neue Marketingleiter bei Petersilchen, von wo aus die Marke Sanchon in die Märkte wandert. Er würde Habanerosauce zum Nachschärfen dazustellen.

Donata von Reiche von Nabio hat eine Themenwoche „Mexiko“ im Blick, auf dem Tisch einen Sombrero als Hingucker und neben den Chili-Konserven Tortillas, eventuell sogar Tequila. Alternativ sieht sie das Thema „Homeoffice“: auf einem Schreibtisch, mit Laptop-Attrappe, Haft-Notiz „Dienstag Homeoffice“ und einer Auswahl an Eintopf-Gerichten fürs schnelle Mittagessen. Displays für eine Zweitplatzierung liefern Zwergenwiese und Ökoland.

Zeigen, wie ein Chili angerichtet werden kann

Kunden direkt im Laden kosten zu lassen und so auf den Geschmack zu bringen, ist mit Corona sehr in den Hintergrund getreten. Doch das scheint sich momentan zu ändern. „Für 2024 haben wir Verkostungen mit eingeplant“, sagt Maren Weggler, Junior Brandmanagerin bei Hügli für die Marke Eden.

Auch andere Hersteller, etwa Jooti oder Nabio, möchten unter Umständen Verkostungsangebote wieder mehr unterstützen. Zwergenwiese liefert passende Plakate und Flyer und erstattet auf Anfrage die Warenkosten. Jaqueline Schmeiß, Vertrieb Zwergenwiese, hält auch eine stille Verkostung mit nicht aufgewärmtem Chili für möglich: „Einfach Löffel und Brot dazu. Mehr braucht es nicht.“

Besonders anschaulich wird ein Aufbau oder auch die Verkostung, wenn zu sehen ist, wie so ein Chili angerichtet werden kann. Die Verkaufsexperten bei Nabio haben dazu einen kleinen Film produziert, den sie im Blog auf ihrer Website und auf Instagram vorführen. Vielleicht findet sich im Team auch eine Person, die Lust hat, ein Chili zuzubereiten, attraktiv anzurichten und davon Fotos zu machen. Dazu handschriftlich so etwas wie: „Meine Empfehlung!“ Das wirkt individuell und sympathisch – Influencer-Style eben. Passend zu einem Trend-Produkt.

Tipps von der Kollegin

Dana Heiser, Biomarkt Greger, Kassel (450 qm)

  • Wir haben Chili-Fertiggerichte mit und ohne Fleisch im Sortiment. Die räumen wir einerseits zu Hülsenfrüchten, Reis, Halbfertiggerichten und Dosensuppen, aber auch in das Regal mit den Tomatensaucen. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Tex-Mex-Gerichte bei den Tacos und Wraps gut ankommen würden.
  • Manchmal fragen Kunden, wie scharf das Chili ist. Wir achten darauf, in dem kleinen Sortiment eher die gängigen milden anzubieten – die scharfen laufen weniger gut.
  • Verkostungen mit Unterstützung durch einen Hersteller kann ich mir schon vorstellen: mit einem professionellen Warmhaltegerät, kleinen Holzschälchen und Holzlöffeln. Vielleicht auch Brotstückchen dazu. Möglicherweise lassen sich die Gerichte auch kalt anbieten. Das wäre dann weniger aufwändig.

Basiswissen über Chiligerichte

Der spanische Name täuscht. Mexiko ist nicht das Geburtsland des Chili con Carne. So viel ist sicher. Vielleicht haben es Mexikaner erdacht, die in Texas eine neue Heimat gefunden hatten. Chili ist ein Tex-Mex-Gericht: Typisch Texas ist das gut durchgeschmurgelte Fleisch und Mexiko steuert die Zutaten seiner Ureinwohner, der Azteken, bei: Chilis, Tomaten und Bohnen. Seither wandert das Gericht durch die Welt und mit dem Aufschwung der Vegetarierbewegung in den USA entstanden die fleischlosen Ragouts.

Bio-Chilis hierzulande eint die großzügig zugeteilte Portion an Gemüse und Bohnen. Neben Tomaten und deren Mark sind meistens Zwiebeln, Paprika, Karotten, Kartoffeln und Mais mit dabei. Mit seiner Auswahl an fleischfreien Varianten liegt der Bio-Fachhandel deutlich vorne. Soja-, Erbsen- oder Bohnenschnetzel, Jackfruit, Seitan, Sonnenblumenhack oder einfach Linsen übernehmen die Aufgabe der Eiweißlieferanten, möglichst mit (hack-)fleischähnlichem Biss.

Gelegentlich verleiht Maisstärke der Sauce sämige Konsistenz. Modifizierte, also chemisch veränderte Stärke ist bei Bio nicht drin. Wenn süß abgeschmeckt wird, dann mit Dicksaft aus Obst oder Rohrzucker, aber nicht mit Glukosesirup. Gewürze wie Koriander und Kreuzkümmel, ergänzt durch Kräuter wie Lorbeer oder Liebstöckel, geben dem Gericht sein typisches Aroma. Auf künstliche Aromatisierung verzichten die Bios, aber sie sind offen für außergewöhnliche Zutaten wie Zimt, Kakao, Tamarinde oder Rauch. Und natürlich gehört immer eine gute Prise Chilipulver dazu.

Diese Zutaten gehören in ein Chili

Doch wie feurig darf das Tex-Mex-Schmorgericht sein? „Wir versuchen den Nerv unserer anspruchsvollen Kunden bei unseren Degustationen zu treffen. Das ist sehr herausfordernd, gerade wenn es um die Schärfe geht. Geschmack ist individuell,“ fasst Maren Weggler, Junior Brandmanagerin für die Marke Eden, die Erfahrungen aus Produktentwicklung und Testessen zusammen.

Das Prinzip „würzig, aber eher mild“, passend zu den mitteleuropäischen Essgewohnheiten, haben sich daher im Grunde alle Bio-Hersteller zu eigen gemacht. Udo Risse, der bei Petersilchen und damit für die Marke Sanchon das Marketing leitet, findet: „Es ist einfacher, wenn Kunden nach Bedarf nachschärfen können.“

Fertige Bio-Chilis haben Vorteile

Fertiggerichten bringen manche Bio-Kunden immer noch eine gewisse Skepsis entgegen. Doch in Bio-Chilis sammeln Gemüse und eiweiß- und ballaststoffreiche Hülsenfrüchte Punkte für eine ausgewogene Ernährung. Vorgekochte und pürierte Tomaten haben sogar den Vorzug, dass der Körper das enthaltene krebsvorbeugende Antioxidans Lycopin besser verwerten kann. Einziger Wermutstropfen: Pro Portion kann ein Chili-Gericht schon mal bis zu vier Gramm Salz enthalten. Das ist viel, weil ein Erwachsener eigentlich nur bis zu sechs Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen sollte.

Die Vorarbeit in der Manufaktur bringt Vorteile mit sich: Die Speise ist minutenschnell zubereitet und stets parat, wenn unangekündigt Gäste kommen. In der Regel halten die Vorgefertigten mindestens 24 Monate ohne Geschmacksverlust, bei den frischen sind es immerhin vier Wochen. Hitze und Kälte macht die Gerichte haltbar.

Frische Chilis werden heiß eingefüllt, sofort vakuum-verschlossen und auf vier Grad Celsius runtergekühlt. Die in Dose, Beutel oder Glas aufbewahrten Ragouts werden im verschlossenen Behälter noch einmal erhitzt. Sandra Spremberg, Marketing Direktorin DACH der Allos Hof-Manufaktur, zu der auch Little Lunch mit Gerichten im Glasformat gehört, beschreibt das Verfahren als „die klassische Einmachmethode“.

Was Kunden über Chili wissen wollen

Was schmeckt zu Chili?
Kombinationen mit Quinoa, Reis, Kartoffeln oder Weißbrot machen eine kleine Portion Chili zum Hauptgericht. Auch knusprige Tortillachips passen gut dazu. Solo oder mit Salat, Avocado, Creme Fraiche mit oder ohne Muh und Koriander wird der scharfe Eintopf auf Tortillas serviert oder in diese eingewickelt.

Kann Schärfe gesund sein?
Capsaicin, ein Inhaltsstoff der Chilischoten, brennt auf der Zunge. Das setzt im Körper Endorphine frei, die schmerzhemmend wirken und als Glückshormone gelten. Capsaicin regt Speichelfluss und die Produktion von Magensaft an und unterstützt damit die Verdauung. Wer erkältet ist, profitiert von einer besseren Durchblutung der Schleimhäute. Scharfes Chili macht die Nase frei.

Wie wird Chili schärfer und wie wird's milder?
Nachschärfen lässt sich ein mildes Chili-Gericht mit Chili in Pulverform, mit getrockneten Schoten aus der Gewürzmühle, mit Flocken, Chiliwürzöl oder Habanerosauce. Milder wird’s mit Hilfe von Fett, Stärke oder Zucker. Da helfen Creme fraiche, Sahne, Schmand, Frischkäse, Kokosmilch oder Weißbrot.

Die Suche nach der nachhaltigsten Verpackung

Auf der Suche nach der nachhaltigsten Verpackung ist die Branche noch am Tüfteln. Vornedran sind hier Jooti und Lotao. Jooti verpackt das frische Chili in Polypropylen-Kunststoffbecher, umhüllt von Papp-Banderolen: einfach und sauber zu trennen und mit 25 Gramm pro Becher ultraleicht. Die Beutel aus Verbundstoff, in die Lotao seine Chilis füllen lässt, fallen ebenfalls wenig ins Gewicht und sind bruchsicher, lassen sich aber fürs Recycling nicht sauber trennen.

Alle anderen Hersteller setzen nach wie vor auf Dose oder Glas, die Lebensmittel gut schützen und konservieren, auch recycelbar sind, aber in der Herstellung und wegen ihres Transportgewichts noch Einiges an Energie verbrauchen. Zwergenwiese füllte zunächst die trendigen Soul Kitchen-Gerichte in hohe formschöne 420-Gramm-Gläser, stellte dann aber bald auf schlichte 370-Gramm-Gläser um: mit geradem Hals und leicht ohne Rest zu entleeren. Man habe in Zusammenarbeit mit einer Glashütte in Mitteldeutschland ein Glas mit weniger Verbrauch an Rohmaterialien und einem bedeutend niedrigeren Energieaufwand entwickelt, so der Hersteller.

Chili-Hersteller und ihre Produkte

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