Pflanzliche Alternativen zu Kuhmilch sind aus den Regalen des Naturkostfachhandels nicht mehr wegzudenken. Allein zwischen 2018 und 2022 hat sich der Pro-Kopf-Absatz von Milchersatzprodukten dem Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) zufolge mehr als verdoppelt. Die mit Abstand beliebteste Kuhmilchalternative sind Haferdrinks – sie machten 2022 laut IWD bereits rund 56 Prozent des Gesamtumsatzes an pflanzlichen Milchersatzprodukten aus.
Kaum überraschend: Der Haferdrink-Markt ist umkämpft – selbst unter den ökologisch erzeugten Varianten gibt es viel Wettbewerb unter den Marktteilnehmenden. Verkaufsargumente wie CO2- Einsparungen von knapp 45 Prozent im Vergleich zu konventioneller Kuhmilch allein reichen da nicht aus.
Neben der Arbeit an immer neuen Rezepturen speziell zum Aufschäumen oder mit besonderen Geschmacksrichtungen, warten einige Hersteller mit Pulvern, Multidrink Flocken oder Konzentraten im Segment Haferdrink auf, die sich vom üblichen Sortiment absetzen und durch leichteres Gewicht noch emissionssparender sind. BioHandel hat sich drei Produkte genauer angeschaut.
Haferdrink selbst herstellen
Wie eine Getreidemühle ins Geschäft mit alternativen Pflanzendrinks passt, zeigt die Spielberger Mühle mit ihren Multidrink Flocken. Das Neuprodukt des Bioherstellers ist seit dem 1. April im Naturkostgroßhandel gelistet und bietet eine verpackungsarme, wenig verarbeitete Alternative zu herkömmlichen Milchersatzprodukten.

Low Waste: Neben selbstgemachtem Haferdrink kann bei Spielbergers Multidrink-Flocken der Trester verwendet werden.
Die 250-Gramm-Mischung aus großblättrigen Haferflocken, Erdmandelflocken, Braunhirseflocken und ungeschälten Hanfsamen ist dafür konzipiert, Pflanzendrinks selbst herzustellen. Dazu wird der Getreidemix für 30 Minuten in 1,5 Liter heißem, nicht kochendem Wasser eingeweicht und anschließend mit einem Mixer zerkleinert. Anschließend wird die Masse durch einen dünnen Stoffbeutel abgeseiht und ausgepresst. Der fertige Drink bleibt laut Spielberger Mühle gekühlt bis zu drei Tage frisch.
„Der Vorteil des Produkts ist, dass selbst der durch das Pressen entstehende Trester in Smoothies und Müslis oder beim Backen von Brot und Keksen weiterverarbeitet werden kann“, erklärt Axel Frerks, Marketing- und Vertriebsleitung Einzelhandel bei der Spielberger Mühle. Darüber hinaus hebe sich das Produkt geschmacklich durch die Zusammensetzung beliebter Flockensorten und Hanfsaat ab und enthält weniger Zucker als fertige Pflanzendrinks, da es nicht durch technische Enzyme fermentiert wird.
Zubereitung mit Stoffbeutel
Kleiner Nachteil der Multiflocken: Kundinnen und Kunden haben einen vergleichsweise hohen Aufwand, um die Milchalternative selbst herzustellen. Neben mehr Zeit in der Küche benötigen sie einen speziellen Stoffbeutel zum Abseihen der Flocken.
Bereits vor der offiziellen Listung der Multidrink Flocken hat die Spielberger Mühle 12.000 solcher Getreidebeutel im Rahmen der Kampagne „Sinn der Sache“ im Naturkosthandel verkauft. Die Beutel kamen als Set gemeinsam mit Großblatt-Haferfocken, einer Anwendungskarte und einer Pflegeanleitung für den Stoffbeutel, um den Einstieg in die eigene Pflanzendrinkherstellung zu erleichtern.
Zur Einführung seiner Multidrink Flocken bietet das Unternehmen über einige Großhändler erneut Getreidebeutel und Anwendungskarte an. Auch Verkostungsaktionen können Fachhändler laut Frerks für den Verkauf nutzen.
Konzentrat zum Verdünnen
Ebenfalls seit dem 1. April hat Natumi ein neues Produkt bei ausgewählten Großhändlern gelistet: das Natumi Bio Hafer Konzentrat aus fermentiertem Hafer zum Verdünnen. Alles, was zur Zubereitung mit einem Teil des Konzentrats benötigt wird, sind zwei Teile Wasser und ein passendes Behältnis zum Mischen. Laut Empfehlung des Herstellers ergibt eine 500-MilliliterPackung insgesamt 1,5 Liter trinkfertigen Haferdrink, der gekühlt innerhalb von vier Tagen verbraucht werden sollte.
Vorteile eines Konzentrats gegenüber fertigen Haferdrinks sind eine je nach Geschmack anpassbare, flexible Dosierung, eine platzsparende Lagerung und ein geringerer Transportaufwand durch das reduzierte Gewicht. Sofern sich Kundinnen und Kunden an die Zubereitungsempfehlung des Herstellers halten, fällt durch die konzentrierte Form auch weniger Verpackungsmüll an.
Ganz neu ist die Idee für das Haferkonzentrat nicht. Die Drogeriemarktkette DM hat bereits 2022 ein Bio-Haferdrink-Konzentrat der Marke DM Bio ins Regal genommen. Mit dem Konzentrat von Natumi können Biofachhändler ihren Kundinnen und Kunden nun eine Alternative dazu bieten.
Unkompliziertes Pulver
Bereits seit Längerem bieten Bio-Hersteller wie Blue Farm oder Hofgut Storzeln Haferdrinkpulver an, die mit Wasser gemischt einen trinkfertigen veganen Milchersatz liefern. Die Pulver kommen in der Regel in Plastikbeuteln sowie teilweise Pappumkartons daher, verringern aber aufgrund ihrer trockenen Form weiteren Verpackungsmüll sowie CO₂- Emissionen. Blue Farm zufolge spart ein Liter ihres Haferdrinks aus Pulver rund 1,55 Kilogramm CO2 Äquivalente gegenüber einem Liter Kuhmilch ein.
Für das Pulver des Start-ups wird gemahlener Bio-Hafer hydrolysiert und enzymatisch fermentiert. Anschließend wird die Masse sprühgetrocknet und für bessere Löslichkeit agglomeriert. Das Haferdrinkpulver von Hofgut Storzeln enthält nur Hafervollkornmehl. Auf die Frage, ob das Produkt fermentiert wird, hat BioHandel keine Rückmeldung erhalten.
Zu den Vorzügen, die Naturkosthändler in Bezug auf Haferdrinkpulver kommunizieren können, zählen neben der Vermeidung von Müll auch die platzsparende Lagerung im Vorratsschrank oder auch auf Reisen (800 Gramm Pulver ergeben rund 8 Liter Haferdrink). Ein weiteres Verkaufsargument ist die einfache Anwendung: Es wird lediglich Wasser und eventuell ein Shaker benötigt, um aus dem Getreide einen Milchersatz zu machen.
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