Kaum ein Marktsegment im Bioladen ist so spannend wie Honig. In ihm tummeln sich von kleinen, regionalen Imkern über mittelständische Betriebe bis international agierende, große Handelsunternehmen. Dementsprechend groß ist die Auswahl.
Transparenz ist wichtig
Ausschließlich Bioland-Honige von Imkerkollegen vermarktet etwa die Imkerin Heike Appel unter ihrer Marke Blütenland Bienenhöfe. Weißtannenhonig aus dem Schwarzwald, Waldhonig aus dem Bayerischen Wald oder Sonnenblumenhonig aus dem Thüringer Becken – auf jedem Glas der rund 20 Sorten steht die Ernteregion. Diese Transparenz ist Appel wichtig. Auch andere Imker suchen nach einem eigenen Profil.
Sebastian Kromer von der Blütenmeer-Imkerei hält seine Bienen in Brandenburg. Sein Highlight ist der Weißdornhonig, für den er seine Völker in einem Boot auf eine Insel in einem Waldsee rudert. Weil auf der Insel fast nichts anderes wächst und die Biene ungern übers Wasser fliegt, stellen sie einen fast reinen Weißdornhonig her – eine Rarität. Perlen im Sortiment sind auch Kornblumen-, Buchweizen- oder Kirschblütenhonig, die sich etwa bei Imker Vincent Barthuber finden. Nach solchen Sorten, noch dazu in Bioqualität, müssen Kunden woanders lange suchen. Edle Gläser und schicke Etiketten mit Angabe der Herkunftsregion signalisieren ihnen im Premiumsegment besondere Qualität und Authentizität.
Exotik als Nische
Neben dem Großhandelssortiment und dem Angebot lokaler, kleiner Imker
bereichern Spezialitäten aus Nachbarländern das Angebot: Etwa
Lindenhonig aus Rumänien von der Weiling-Eigenmarke Bioladen,
Wildblumenhonig von La Selva aus Italien oder Thymianhonig aus Spanien
von Felix Himstedt. Limitierender Faktor ist oftmals die Verfügbarkeit.
So fiel die Ernte der Orangen- und Zitronenblütenhonige 2018 in Italien
dermaßen schlecht aus, dass der italienische Lieferant Rigoni dieses
Jahr nicht im deutschen Weihnachtsgeschäft vertreten ist.
Eine Nische sind exotische Honige aus fernen Ländern. Hier hat sich Pionier Walter Lang, der alle seine 36 Produkte mit einer konkreten Herkunftsangabe verkauft, mit ausgefallenen Spezialitäten einen Namen gemacht. Darunter Lederbaumhonig aus Australien, Mayahonig aus Mexiko oder Marmeleiro-Honig aus Brasilien. Für blumige Blütenhonige aus tropischen Gefilden ist auch die Handelsgesellschaft Gepa bekannt.
Bio-Manuka-Honig ist der Start
Der Star im Honigmarkt ist derzeit der neuseeländische Bio-Manuka-Honig, den Walter Lang, Hoyer und Sonnentor anbieten. Seinen guten Ruf verdankt er den antibiotisch wirksamen Inhaltsstoffen. Sonnentor bezieht den raren Honig von einem österreichischen Imker, der in Neuseeland lebt.
Hoyer kauft seinen Manuka-Honig von einem festen Partner, der neuseeländischen Imkerei TranzAlpine. Für das gefragte Produkt greifen die Kunden tief in die Tasche: 250 Gramm kosten um 50 Euro. Aufgrund der hohen Nachfrage kann es zu Lieferengpässen kommen.
Das Sortiment bedient aber nicht nur erlesene Gelüste. Wer einen Alltagshonig, etwa zum Süßen für seinen Tee sucht, greift zum Beispiel im Einstiegssegment bei Dennree oder Greenorganics, der Marke des regionalen Naturkosthandels Die Regionalen zu. Beim Rohwareneinkauf kalkulieren die Einkäufer knapp und greifen auch bei günstiger Ware aus Nicht-EU-Ländern zu.
Bio-Zertifizierung ist ein dicker Pluspunkt
Ein dicker Pluspunkt der Honige ist die Bio-Zertifizierung. Sie schafft Vertrauen. Das ist wichtig bei einem Naturprodukt, das mit zu den meistgefälschten Lebensmitteln der Welt gehört. Seit 2008 ist die ökologische Bienenhaltung in der EU-Bio-Verordnung geregelt. Die Kriterien der Anbauverbände wie Bioland, Demeter und Naturland gehen darüber hinaus. Zentrale Forderungen, sind unter anderem:
- Die Völker sollen in ökologisch bewirtschafteten Feldern oder naturbelassenen Flächen stehen. Wo das nicht möglich ist, sollen im Umkreis von drei Kilometern um den Bienenstock keine nennenswerten Beeinträchtigungen der Pflanzen durch Verschmutzung zu erwarten sein. Bienen fliegen aber weiter als drei Kilometer. Korrekter wäre daher: „Honig aus ökologischer Bienenhaltung“.
- Die Bienenwohnung muss aus natürlichen Materialien wie Holz, Lehm oder Stroh bestehen.
- Flügelschneiden der Königin ist verboten.
- Das Bienenwachs muss aus dem eigenen Betrieb oder von einem anderen Biobetrieb stammen.
- Die Bienen sollen einen Teil des gesammelten Honigs für den Winter behalten. Die Winterfütterung besteht aus (teurem) Bio-Zucker.
- Gegen die Varroamilbe dürfen Bio-Imker nur wenige Mittel etwa organische Säuren und Medikamente auf der Basis ätherischer Öle einsetzen.
Was Kunden wissen wollen
Ist nicht jeder Honig bio?
Jein. Honig ist ein Naturprodukt und mit der Honigverordnung gibt es strenge Regeln, wie ein Honig zu sein hat. Was Bio-Honig ausmacht ist die Betriebsweise des Imkers. Ein wichtiger Punkt sind außerdem die jährlichen Kontrollen der staatlich anerkannten Zertifizierungsstellen.
Sind Bio-Honige rückstandsfrei?
Das kann in einer belasteten Umwelt nicht pauschal garantiert werden. Der eigene Wachskreislauf und der Austausch von Altwachs helfen, die Belastung zu minimieren. Ein anderes Thema sind gentechnisch veränderte Pflanzen, die Honige aus USA oder Südamerika betreffen. Bio-Unternehmen, die mit Honig handeln, wissen um die Risiken. Sie untersuchen jede Charge gezielt nach kritischen Inhaltsstoffen.
Wie kommt es zu Sortenhonig?
Bienen sind von Natur aus sehr effizient. Sie entscheiden sich für die Blütenart, die den höchsten Nektarertrag bringt. Hinzu kommt, dass die Insekten zunächst lernen müssen, wie sie mit ihrem Rüssel am besten an die Nektarquelle herankommen. Daher konzentrieren sie sich auf eine Pflanzensorte.
Honig und seine Sorten
Blütenhonig
Eine Sammelbezeichnung für Honig, der aus dem Nektar verschiedener Blüten entstanden ist. Er kommt zustande, wenn viele Pflanzen gleichzeitig blühen, etwa im Frühling. Er hat einen feinen, lieblichen Geschmack.
Waldhonig
Dafür sammeln Bienen Honigtau, einen zuckerhaltigen Saft von Blattläusen, die auf Nadel- oder Laubbäumen leben. Der dunkle, kräftige Waldhonig bleibt aufgrund seiner Zuckerzusammensetzung lange flüssig.
Rapshonig
Raps versorgt Bienen mit reichlich Nektar und Pollen. Der fast weiße Honig schmeckt mild und sehr süß. Er wird schnell fest. Für Bio-Imker ist diese Kultur aufgrund des Pestizideinsatzes problematisch.
Akazienhonig
Er müsste korrekt Robinienhonig heißen, denn die echte Akazie wächst in Afrika. Weil er viel Fruchtzucker enthält, bleibt er monatelang flüssig. Er ist wegen seines milden Geschmacks sehr beliebt.
Lindenhonig
Die weiße oder gelbliche Sorte entsteht aus Nektar und Honigtau der Linde. Sammeln die Bienen nur den Blütennektar, darf er sich Lindenblütenhonig nennen. Der Imker erkennt das an Farbe, Duft und Geschmack.
Strenge Produktionsauflagen für Bio-Honig
Demeter hat erweiterte Richtlinien zur wesensgemäßen Haltung der Bienen. Dazu gehört unter anderem die Vermehrung über den natürlichen Schwarmtrieb. Andere Vermehrungstechniken wie etwa künstliche Besamung der Königin sind verboten.
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