Große Versprechen, wenig Erklärung: Wer sich als Händler mit Kosmetikprodukten auseinandersetzt, stellt oft fest, dass die Deklaration der Inhaltsstoffe für die Kundschaft schwer verständlich ist. Zwar sind Kosmetikhersteller in der EU dazu verpflichtet, die Bestandteile ihrer Produkte in der Reihenfolge ihres Gewichtsanteils auf der Verpackung anzugeben. Doch die oft komplizierten internationalen Bezeichnungen der Inhaltsstoffe von Kosmetik müssen weder auf Deutsch übersetzt, noch als natürlich oder synthetisch, geschweige denn als gesundheitlich oder ökologisch bedenklich gekennzeichnet werden. Und manche Duftstoffe sind noch immer nicht deklarationspflichtig.
Da ungewollte Nebenwirkungen wie Allergien oder Unverträglichkeiten bei Kosmetika zunehmen, wird es auch für den Lebensmitteleinzelhandel immer wichtiger, über Basis-Fakten zu Inhaltsstoffen von Kosmetik Bescheid zu wissen, um eine fundierte Produktauswahl treffen und Kundinnen und Kunden kompetent beraten zu können.
Inhaltsstoffe Kosmetik: Synthetik, Natur oder Bio?
Wer als Händler wissen möchte, ob ein Kosmetikprodukt natürliche oder synthetische Inhaltsstoffe enthält, sollte die Deklaration genau prüfen. Dabei können auch pflanzliche Inhaltsstoffe kompliziert erscheinen, etwa wenn aus Mandelöl Prunus Amygdalus Dulcis Oil oder aus Wollwachs Lanolin wird.
Für Kundinnen und Kunden, die bei Kosmetik und ihren Inhaltsstoffen Wert auf Bio-Qualität legen, sind zertifizierte Naturkosmetikprodukte die beste Wahl. Diese kennzeichnen Bio-Rohstoffe in der Regel transparent, meist durch Fußnoten oder Hinweise auf der Verpackung. Der Mindestanteil an Bio-Inhaltsstoffen in Naturkosmetik variiert je nach Zertifizierungsstandard.
Neben natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffen in Kosmetik gibt es auch sogenannte naturnahe Stoffe. Diese stammen aus natürlichen Rohstoffen, werden aber chemisch weiterverarbeitet. Beispiele sind Zuckertenside aus Kokos- oder Palmöl, die häufig anstelle synthetischer Tenside aus Erdöl verwendet werden.
Inhaltsstoff oder Zusatzstoff? Bei Kosmetik nicht immer klar erkennbar
Wasser, Fette, Alkohol und Tenside gehören bei vielen Kosmetika zu den Hauptinhaltsstoffen. Doch wie bei Lebensmitteln enthalten Kosmetika oft auch Konservierungsstoffe, Verdickungsmittel oder andere Zusatzstoffe, die für die gewünschten Produkteigenschaften notwendig sind.
Im Unterschied zu Lebensmitteln müssen diese zusätzlichen Inhaltsstoffe in Kosmetik jedoch nicht speziell gekennzeichnet werden – wie etwa durch E-Nummern. Lediglich Farbstoffe lassen sich anhand ihrer CI-Nummer identifizieren: Natürliche Farbstoffe tragen Nummern zwischen 75000 und 75999, mineralische Pigmente zwischen 77000 und 77999.
5 kritische Inhaltsstoffe in Kosmetik
- Parabene
Parabene kommen in etwa jedem zehnten Kosmetikprodukt vor, da sie als Konservierungsstoffe die Haltbarkeit verlängern. Allerdings stehen sie im Verdacht, hormonell wirksam zu sein, den Hormonhaushalt zu stören und sich im Körper anzureichern. Zertifizierte Naturkosmetik verzichtet auf Parabene und setzt stattdessen auf natürliche oder naturnahe Konservierungsstoffe. - Sulfate
Diese fettlösenden Tenside sorgen für Schaum in Shampoos, Duschgelen oder Zahnpasta, können jedoch sehr aggressiv sein und Hauttrockenheit sowie Irritationen verursachen. In zertifizierter Naturkosmetik werden sanftere Alternativen wie Zuckertenside (z. B. „Glucoside“) verwendet. - Mikroplastik
Mikroplastik aus Kosmetikprodukten gelangt in Gewässer, Meere und Böden. Während die EU seit Oktober 2023 die Verwendung von Mikroplastikperlen in Duschgels und Peelings untersagt, dauert es noch Jahre, bis alle Produkte mikroplastikfrei sind. Hersteller zertifizierter Naturkosmetik verzichten jedoch schon heute auf Mikroplastik. - Mineralöl
Obwohl Mineralöl in vielen Produkten enthalten ist, bietet es keine pflegende Wirkung, sondern bildet lediglich einen Film auf Haut oder Haaren. Es wird zudem in der Umwelt nicht abgebaut. In zertifizierter Naturkosmetik sind Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, wie „Petrolatum“ oder „Paraffinum“, verboten. - Silikone
Silikone umhüllen Haare und Haut und sorgen für ein glattes Gefühl, bieten jedoch keine tatsächliche Pflege. Sie sind in herkömmlichen Produkten an Endungen wie „-con(e)“ oder „-xan(e)“ zu erkennen. Naturkosmetik verzichtet vollständig auf Silikone.
Achtung Greenwashing bei Kosmetik: Darauf sollten Sie achten
Viele Kosmetikprodukte werben nicht nur mit großen Produktversprechen, sondern auch mit einer scheinbaren Natürlichkeit, die nicht immer der Realität entspricht. Händlerinne und Händler sollten daher darauf achten, Produkte mit geprüften Naturkosmetik-Siegeln ins Sortiment aufzunehmen. Denn Kundinnen und Kunden, die Wert auf natürliche Rohstoffe und eine geringe Umweltbelastung legen, sind Zertifizierungen wie BDIH, Natrue, Cosmos, Ecocert oder ICADA ein guter Indikator. Darüber hinaus können Apps wie Toxfox oder Code Check als Beratungstool dienen, um komplizierte Inhaltsstoffe in Kosmetik zu entschlüsseln und die Kaufentscheidung zu unterstützen.
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