In den klassischen Pfefferanbaugebieten werden sich, wie in vielen Regionen der Erde, in den nächsten Jahren starke klimatische Veränderungen bemerkbar machen. Im Rahmen einer neuen, von der Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Studie hat die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) den Einfluss der Erderwärmung auf den Pfefferanbau untersucht.
Die Ergebnisse der Studie bieten erstmalig eine umfassende Bewertung der Anbaueignung von schwarzem Pfeffer und zeigen auf, mit welchen Veränderungen künftig beim Anbau des Gewürzes gerechnet werden muss.
Warum Bio-Pfeffer jedoch resilienter ist und Hersteller ökologischer Gewürze bisher eher von der Suche neuer Anbaugebiete und Lieferanten absehen, hat BioHandel auf Nachfrage bei Herbaria und Heuschrecke Naturkost erfahren.
Pfeffer ist robust, braucht aber Regen
Hinsichtlich steigender Temperaturen zeige sich Pfeffer laut des Forschungsteams im Anbau als relativ robuste Pflanze, jedoch ist er stark abhängig von regelmäßigen Niederschlagsmengen. „Pfeffer braucht am besten konsistent Regen übers Jahr“, erklärt Roman Grüter, Dozent der Forschungsgruppe Geography of Food.
In Negativ-Szenarien gehen die Wissenschaftler von starken Auswirkungen des Klimawandels aus. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass sich aufgrund verlängerter Trockenphasen die besten Anbaugebiete für Pfeffer zum Teil erheblichen verschieben würden. Dabei seien die möglichen Gebiete zum Pfefferanbau laut der Studienverfasser aufgrund tiefer Jahresniederschlagsmengen oder langer Trockenperioden schon heute begrenzt. Wie die Ergebnisse zeigen, könnten daher beispielsweise Gebiete im südlichen Brasilien, in Ostafrika oder im Norden Vietnams in den kommenden Jahrzehnten eine größere Rolle für den Pfefferanbau spielen.
„Durch die Studie können wir sagen, wo Veränderungen aufgrund des Klimawandels zu erwarten sind, aber wir können nicht vorhersagen, wie sich Märkte und Preise entwickeln werden.“
Neben den klimatischen Bedingungen, beeinflusse auch das Anbausystem die Resilienz der Pfefferkultur. Die vielerorts gängige Praxis, Pfeffer in Monokulturen an Stützhilfen anzubauen, mache die Pflanzen anfälliger gegen Starkregen oder Stürme. Laut Grüter brauche es „eine ganzheitliche Sicht und eine Berücksichtigung sozialer Aspekte“.
Daher empfehlen die Studienverfasser Unternehmen, unter Einbeziehung lokaler Landwirtschaftsbetriebe und anderer Akteure der Wertschöpfungskette, notwendige agrarökologische Maßnahmen, etwa eine nachhaltigere Beschaffung, zu entwickeln. Dafür könnten regionale Beraterinnen oder Berater eingesetzt werden.
„Durch die Studie können wir sagen, wo Veränderungen aufgrund des Klimawandels zu erwarten sind, aber wir können nicht vorhersagen, wie sich Märkte und Preise entwickeln werden“, erklärt Dr. Roman Grüter. Es sei davon auszugehen, dass künftig neue Anbaugebiete für Pfeffer erschlossen werden müssen.
Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf den Bio-Pfefferanbau
Der Bio-Gewürzhersteller Herbaria sieht sich bereits jetzt mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert, wie Annette Haugg, Einkaufsleiterin des bayrischen Unternehmens, auf Nachfrage von BioHandel bestätigte. In den Pfefferanbaugebieten des Unternehmens in Indien, Sri Lanka und Tansania sei es bereits zu Starkregenereignissen und damit verbundenen Erdrutschen, Verschiebung der Regenzeit sowie zu Trockenperioden gekommen.
Das Ergebnis waren laut Haugg „reduzierte Erntemengen und schlechtere Erntequalitäten“. Beim Pfeffer wird dann ein größerer Anteil kleinerer Körner ausgebildet und die Gehalte an ätherischem Öl können geringer ausfallen“, erklärt Haugg die Folgen der Wetterextreme für die Pflanzen.
Auch die Partner des Bio-Gewürzunternehmens Heuschrecke Naturkost, unter anderem das Kleinbauernprojekt „Peermade Development Society“ (PDS) aus Kerala in Indien, sowie weitere Anbaupartner in Indien sowie Sri Lanka, kämpfen bereits mit den Folgen der Erderhitzung. Die PDS berichtete auf Nachfrage von BioHandel bei Heuschrecke vom schwersten Erdrutsch in der Geschichte des Bundesstaates Kerala – verursacht durch zwei Tage anhaltende, schwere Regenfälle nach einer langen Trockenperiode. Neben der Zerstörung der Anbaugebiete wurde dabei ein ganzes Dorf ausgelöscht.
Neben den auftretenden Wetterextremen verschiebe sich laut der PDS auch der früher noch verlässliche Beginn der Monsunzeit von Juni auf Juli. Teilweise ende die typisch tropische Luftzirkulation, die langanhaltende, starke Regenfälle bringt, früher als üblich. Dadurch entstehende Trockenperioden beeinträchtigen den Pfefferanbau. „Das Auftreten von Krankheiten und Schädlingsbefall nimmt zu. Kleinere Schädlinge und Krankheiten der vergangenen Jahre werden zu großen Problemen“, beklagen die Anbaupartner von Heuschrecke.
Unterstützung der lokalen Partner statt Erschließung neuer Anbaugebiete
Maßnahmen, um neue Anbaugebiete oder Lieferanten aus alternativen Regionen zu suchen, haben bisher weder Herbaria nach Heuschrecke ergriffen. Heuschrecke stütze lieber die bestehenden Lieferanten, als „auf dem Weltmarkt hin- und herzuhüpfen“, erklärt Ursula Stübner, Mit-Geschäftsführerin bei Heuschrecke Naturkost.
Damit schließt sie sich ihrem indischen Partnerprojekt an: „Da die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle für die Klein- und Grenzlandbauern dieses Anbaugebiets ist, müssen wir sie bei der Bewältigung dieser tragischen Probleme des Klimawandels unterstützen und Mittel und Wege finden, um die Realität zu mildern und voranzukommen“, unterstreicht die PDS. Der unmittelbare Bedarf des Projekts bestehe darin, das eigene Netzwerk von Landwirten zu erhalten.
Vorteile des biologischen Pfefferanbaus
Was die Widerstandfähigkeit der von Wetterextremen betroffenen Pflanzen angeht, bieten biologische gegenüber konventionellen Anbausystemen einige Vorteile. Im Vergleich zu den in der Studie erwähnten Monokulturen, wird Bio-Pfeffer „meist in Mischkultur mit anderen kleineren Pflanzen wie Kardamom, Ingwer oder Bäumen und Sträuchern in Dauerkultur wie Kaffee oder Kakao angebaut“, sagt Annette Haugg.
Darüber hinaus sorge auch das Ranken an höheren Bäumen als Stützpflanzen für eine höhere Beschattung der Pfefferpflanzen. Zusammen mit den anderen Gewächsen können diese, unter anderem aufgrund der Bodenbedeckung mit Laub, das Wasser besser im Boden halten. Das mache die Pflanzen resistenter gegen Trockenheit, so Haugg.
Der Anbaupartner von Heuschrecke argumentiert, dass schwarzer Pfeffer seinen Ursprung in Kerala hat. „Wir haben also die größte Artenvielfalt an schwarzem Pfeffer in unserem natürlichen Ökosystem“, erklärt die PDS. Für das Projekt liegt der Weg in die Zukunft in der „Förderung lokaler, klimaresistenter Sorten, die in der Region verfügbar sind“. Man wolle sich auf die Vielfalt konzentrieren, statt auf die Produktivitätssteigerung durch Hochertragssorten, heißt es seitens des Projekts. Perspektivische Schwerpunkte des Anbaupartners liegen weiterhin bei der Identifikation und Förderung klimaresistenter und trockenheitstoleranter Sorten sowie der Stärkung der Bodengesundheit.
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