Die Kennzeichnung von biologisch produziertem Kaffee ist eindeutig,
dank gesetzlicher Regelung und EU-Bio-Zeichen oder Siegeln, die zeigen,
dass nach Demeter- und Naturland-Kritierien produziert wurde. Anders ist
es mit der ‚fairen‘ Kennzeichnung von Kaffee.
Genaues Hinsehen und ein kritisches Auseinandersetzen mit den fairen
Kriterien der Produkte ist eine Arbeit, die Biohändler und Mitarbeiter
im Verkauf ihren Kunden abnehmen können. Bio-Marken wie Dennree,
Naturata, Mount Hagen oder Kaffa und Bonga Red Mountain kennzeichnen
ihre Waren mit eingetragenem und bekanntem Fairtrade-Siegel. „Obwohl
eine Fair-Zertifizierung in der Lieferkette kostspielig ist“, sagt
Florian Hammerstein von Original Food, „sollten die Hersteller nur
behaupten, was durch unabhängige Zertifizierungen belegbar und
nachvollziehbar ist. Deshalb ist uns ein offizielles Fairtrade-Siegel
sehr wichtig.“
Fair-Branchenvorreiter Gepa, ebenfalls als eingetragenes
Fairtrade-Unternehmen offiziell extern geprüft und zertifiziert,
verzichtet auf das Fairtrade-Siegel und nutzt seit 2011 das eigens
kreierte Gepa-Fair-Plus-Zeichen, das noch höhere Anforderungen an die
Produkte und Handelspartner stellt. Weltpartner-Kaffee trägt das eigene
Fair plus bio-Zeichen und teilweise das noch relativ junge
Naturland-Fair-Label, das sowohl ökologische als auch faire Standards
setzt. Einen ebenso hohen Anspruch hat Rapunzel, das mit seinem zwar
firmeneigenen, aber extern und unabhängig zertifizierten Handelslogo
‚Hand-in-Hand‘ das bio-faire Handeln mit einem hohen Aufwand und
Investitionen konsequent verfolgt und etabliert.
„Ökotopia - seit 40 Jahren einer der aktivsten und wichtigsten
Wegbereiter des öko-fairen Handels für Kaffee, Tee und Kakao – ist
Mitglied der WFTO (World Fair Trade Organisation) und als Unternehmen
Fairtrade-geprüft“, betont Geschäftsführerin Franziska Geyer. Dennoch
kennzeichnet Ökotopia nur mit eigenem symbolisch hervorgehobenem
„Highlighter-Text“ auf den Verpackungen mit dem Hinweis „seit 1980
FairTradition.de“ und fährt nach eigenen Aussagen gut damit.
Altomayo verdeutlicht ebenfalls mit eigenem Label ‚Auténtico Directo‘
den fairen Handel, wobei die Kennzeichnung und Kontrollen nicht
explizit ausgelagert sind. Altomayo-Geschäftsführerin Dr. Esmilda
Huancaruna Perales baut dafür auf ihre langjährigen familiären
Verbindungen aus ihrem Geburtsland Peru: „Wir haben langjährige direkte
Beziehungen zu den Kaffeebauern vor Ort. Das zahlt sich aus - auch
gegenüber Großröstern, die mittlerweile ebenfalls an fairen
Handelsbeziehungen arbeiten.“ Die Marketingabteilung von Altomayo sieht
die Firmenphilosophie „sozialverträgliche Arbeits- und Lebensstandards
zu optimieren und angemessene und faire Entlohnung der Kaffeebauern zu
garantieren“, mit dem eigenen Kennzeichen als ausreichend kommuniziert:
„Die Kunden verstehen es und vertrauen uns“.
Weitere Bio-Kaffeeanbieter wiederum nutzen keinerlei faire Siegel
oder Kennzeichen und beschreiben ihre fairen Handelsmaßnahmen lediglich
in der aufgedruckten Produktbeschreibung. Nicht das Einsparen von
Zertifizierungskosten spiele dabei eine Rolle, sondern die Optik der
Kaffeeverpackung, gibt beispielsweise Geschäftsführerin Monika Linden
der Kölner Kaffeerösterei Van Dyck zu bedenken: „Das Fairtrade-Siegel
könnten wir aufdrucken, es passt jedoch nicht zu unserem
Verpackungsdesign“. Alle Kaffeeerzeuger und Kooperativen, von denen Van
Dyck Bio Fair Trade Kaffee importiert, sind F.L.O.-zertifiziert
(Fairtrade Labelling Organizations International).
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