Biohandel

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Gesundheitstrend

Ingwer- und Kurkuma-Shots: Booster für Umsatz und Immunabwehr

Shots liegen im Trend und gehören zu den wenigen Produk­ten, die in den letzten Monaten ein eindeutiges Wachstum verzeichneten. Besonders in Herbst und Winter sollten sie im Fachhandel noch mehr in den Fokus rücken.

Vor allem bei Kundinnen und Kunden, die ein gesundheitliches Plus suchen, sind Shots beliebt. Das Sortiment, das der Fachhandel bieten kann, ist inzwischen vielfältig und bietet Ladnerinnen und Ladnern ein großes Umsatzpotenzial.

Ingwer- und Kurkuma- Shots treffen insbe­sondere ab September, wenn kalte und ungemüt­liche Tage bevorstehen, ins Schwarze. Dann können sie zum geliebten Immun­stärkungs-Ritual werden. „Aber auch übers ganze Jahr läuft die Nachfrage gut“, sagt Christine Frank von Beutels­bacher, die ihren Bio-Quat­tro-Shot seit September 2022 auf dem Markt haben und positive Bilanz ziehen.

Wichtigste Verkaufsargumente im Bioladen

Die Produktargumente sind eindeutig: Die klein­portionierten Rachenputzer treffen mit einer besonderen Schärfe und Intensität auf die Geschmackspapillen. Ein natürlicher Frische- und Po­werkick, der den Stoffwech­sel anregt und wachmacht, auch ohne Koffein – ideal für den Start in den Tag oder als Rettungsanker aus dem Mittagstief.

Wichtigste Ver­kaufsargumente, darin sind sich alle Bio-Shot-Hersteller einig, sind ‚Gesundheitsop­timierung‘ und ‚die Unter­stützung des Immunsys­tems‘. Gegenüber Produkten aus dem konventionellen Lebensmitteleinzelhandel punkten Bio-Varianten zu­sätzlich mit Argumenten wie ‚Direktsäfte ohne Zu­sätze‘, ‚nicht aus Konzentrat‘, ‚ohne Pestizidbelastung‘, ‚gut für die Umwelt‘ und ‚faire Arbeitsbedingungen und Ent­lohnung für Kleinbauern in Südamerika‘.

Umsatzentwicklung Shots pro Laden in Euro

Insgesamt ist das recht junge Sortiment stark in Bewegung. Die Kundschaft im Bio-La­den honoriert beispielsweise, dass Fruchtsaftspezialist Voelkel im Frühjahr 2023 mit drei neuen 95-Millili­ter-Formaten aufrüstete, die aufgrund ihrer schonenden Konservierung und mit ihrem besonderen Frische-Cha­rakter im Kühlregal platziert werden.

„Die Umsätze der Shots explodierten darauf­hin förmlich“, kommentiert Fabian Ganz von bioVista das Umsatzplus von durch­schnittlich 22,8 Prozent in den Monaten März bis Mai 2023 gegenüber den gleichen Vorjahresmonaten. Zuvor ver­zeichnete bioVista ähnlich wie im gesamten Bio-Sortiment einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 9,5 Prozent.

Den Rückenwind der guten Nachfrage aus dem Frühjahr 2023 könnten Bio-Fachhänd­lerinnen und -händler in den Herbst und Winter mitneh­men. Von Oktober bis Febru­ar ziehen die Verkaufszahlen von Shots generell deutlich an. Voelkel kündigt zudem ab Oktober 2023 eine Shot-Kampagne im Öffentlichen Nahverkehr der Großstädte Hamburg, Hannover, Berlin, Stuttgart und München an.

Frischer Wind im Regal dank neuen Sorten und Flaschengrößen

Auch hinsichtlich der Fla­schengrößen tut sich eini­ges: Klassische Shot-Forma­te kennen Kundinnen und Kunden vor allem als kleine ‚Single-Shot-Fläschchen‘. Die Bio-Kundschaft achtet jedoch stark auf umwelt­verträgliche Produkte und wenig Verpackungsmüll. Mehrportionenflaschen rücken stärker in den Fokus, zumal das Getränk ohnehin als regelmäßiges tägliches Gesundheitsplus oder als Kur eingeplant wird.

„Vor allem mit dem exklusiv für den Fachhandel kreierten 200-ml-Shot läuft es nach eigenen Beobachtungen gut, ebenso die 750-ml-Flaschen mit 15 Portionen gewinnen“, berichtet Jurek Voelkel aus der Unternehmensleitung. Auch Beutelsbacher mit seiner 4-Portionen-Ab­füllung und Ostmost mit 17 Shots-Familiengröße bestä­tigt diese Entwicklung.

Marken wie CuringShot und I Do bedienen vor allen Din­gen Kunden, die neben der persönlichen Gesundheits­optimierung Frische und Rohkostqualität suchen. Mit ihren hochwertigen Säften, die nicht erhitzt, sondern mittels Hochdruckverfahren konserviert werden, suchen sie aktuell noch den breite­ren Zugang zum Bio-Fach­handel.

Kritik gegenüber der Abfüllung in Plastikeinheiten entgegnet Andreas Balle, aus dem Marketing von I Do: „Wir füllen in zu 100-Pro­zent recycelte Materialien ab und bieten ab Herbst fünf neue Sorten in der 300-Mil­liliter-5-Portionen-Flasche im Pfandsystem an“. Auch CuringShot nutzt 100%-R-Pet-Flaschen. Der Vorteil der kühlungspflichtigen Varian­ten sind nach Angaben von CuringShot besonders hohe Konzentrationen an Scharf- und Vitalstoffen.

Begleitete Verkostungen und Zweitplatzierungen

Unabhängig davon, wel­che Sortimentsbreite im Geschäft angeboten wird, empfehlen sich Verkostun­gen und Info-Aktionen zum Thema ‚Erkältungszeit‘ am POS oder über Social-Me­dia-Kanäle. Kloster Kitchen bietet Unterstützung für begleitete Verkostungen an, Voelkel ebenso, Organic Human stellt Info-Post­karten zur Verfügung. Eine besondere Variante schlägt Jurek Voelkel vor: „Bieten Sie verschiedene Sorten zur Blindverkostung unter dem Motto ‚Welcher Shottyp bist du?‘ an“.

Einfach, aber wirkungs­voll: „Wir haben zudem mit Zweitplatzierungen in Kör­ben in der Nähe der Kasse gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Britta Lehnert, Marketing für Organic Hu­man bei Organic Friends and Sports. Christine Frank von Beutelsbacher empfiehlt hierfür die Obst- und Gemü­seabteilung, Jurek Voelkel zusätzlich die Bäckerei­theke oder einen Platz bei den Nahrungsergänzungen nahe Acerola & Co.

Tipps von der Kollegin

Judith Wenzel Marketing und Vertrieb, Bioladen Paradieschen, Linsengericht-Altenhaßlau (600 Quadratmeter)

  • Platziert haben wir die Shots mittig im Saft­regal im Markenblock, die großen 750-ml-Fla­schen in direkter Sicht- und Griffhöhe, die klei­nen 200-ml-Shots in drei Sorten ganz oben.
  • In direkter Nachbar­schaft stehen Kombucha und andere Wellness-Getränke zum Beispiel Vitamin-C- und Antiox-Multifruchtsäfte.
  • Wir bieten nur unge­kühlte Ware an, weil der Platz im Kühlregal be­grenzt ist und die Quali­tät der haltbaren Säfte sehr gut ist. Wir möch­ten den Energiever­brauch im Geschäft so weit wie möglich reduzieren.
  • Besonders mit Ver­kostungen zu Beginn der Schnupfenzeit ha­ben wir gute Erfahrun­gen gemacht. Im An­schluss daran einen großen Zweitaufbau. Das Ganze alternativ im Januar/Februar.

Basiswissen Ingwer- und Kurkuma-Shots

Shots sind hochkon­zentrierte Mehr­fruchtsaftgetränke mit besonderen Zutaten wie Ingwer und Kurkuma, die täglich in nur kleiner Menge von etwa 30 bis 60 Milli­litern in wenigen Schlucken konsumiert werden. Die Hauptzutaten nehmen das Wohlbefinden und die Ge­sundheit ihrer Konsumenten ins Visier. Vitamine auftan­ken, die Gesundheit mit den Inhaltsstoffen von Super­foods unterstützen, sind die Ziele der vorwiegend scharfen Schlückchen, die als täglicher Routinedrink besonders in Erkältungszei­ten dem Immunsystem auf die Sprünge helfen sollen.

Auch wenn die Shots erst seit wenigen Jahren die Bio-Fach­handelsszene bereichern, gibt es ein vielfältiges Sorti­ment, aus dem die Läden schöpfen können: Bio-Saft­spezialisten wie Beutelsba­cher, Ostmost und Voelkel und Newcomer am Markt, bei­spielsweise CuringShot, I Do, Kloster Kitchen und Organic Human, bieten neben klassi­schen reinen Ingwer-Shots auch Sorten, in denen weitere Zutaten mitmischen, bei­spielsweise Kurkuma, Ana­nas, Aronia, Granatapfel, Spi­rulina, Ginseng, Mate oder Weizen- und Gerstengras.

Superfood Zutaten

Diese besonderen Super­food-Zutaten sollen aufgrund natürlich hoher Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen mit hohen antioxidativen Eigenschaften den gesunden Stoffwechsel des Körpers und das Immunsystem unter­stützen und Entzündungen vorbeugen.

Die einfachsten Shots werden aus dem Saft von Ingwer, Apfel und Zitrone ge­mischt. Dabei variieren die Ingwersaftanteile erheblich, von 5 bis zu 26 Prozent. Noch minimalistischer präsentiert sich Ostmost, das Äpfel und Ingwer entsaftet und im Ver­hältnis 9:1 mischt.

Ein Sonderfall ist Kloster Kit­chen, die keinen Saft nutzen: „Das Herzstück sind nach einer alten Klosterrezeptur Ingwerstückchen“, so Mario Fürst, Gründer der Marke. „Die Pfefferzugabe ist wich­tig, da das enthaltene Piperin die wertvollen Inhaltsstoffe von Kurkuma erst wirksam macht“, erklärt Felix Hof­mann von Curing Shot, einer Marke, die besonders auf die nachweisbaren Wirkungen der Ingwer- und Kurkuma-Essenzen baut.

Viel Vitamin C

Zusätze von Acerolamark (z.B. Voelkel, Organic Human) oder purem Vitamin C (z.B. I Do) sorgen dafür, dass zwei solcher Shot-Portionen mit 80 Milligramm Vitamin C den täglichen Bedarf an As­corbinsäure von 90 bis 110 mg nahezu decken können. Allerdings hat nicht jeder Shot diesen hohen Vitamin-C-Gehalt, teilweise gehen die Ascorbinsäurewerte sogar gegen Null, zeigten Analysen des Verbrauchermagazins Ökotest aus November 2022. Die Tester bemängelten zudem, dass der Anteil an Scharfstoffen wie Shogaol und Gingerol in einigen der getesteten Ingwer-Shots, darunter auch Bio-Produkte, recht niedrig lag.

Tatsächlich lässt sich die Konzentration der Ingwer-Wirkstoffe nicht anhand der Anteile von Ingwer im Getränk einschätzen. Aus­schlaggebend ist vielmehr die Frische der Wurzeln. „Nur wenige Hersteller ver­arbeiten ausschließlich fri­schen Ingwer und Kurkuma wie wir“, meint dazu Jurek Voelkel. Ebenfalls die Sorte sei entscheidend. „Wichtig ist uns auch, dass der Ing­wer aus fairem Handel mit Kleinbauern-Kooperativen aus Peru stammt und ohne Kunstdünger und Pestizide angebaut wird“, betont Vo­elkel. Im konventionellen Anbau herrschten häufig katastrophale Bedingungen. Das zeigen unter anderem die Testergebnisse von Öko­test. Andere Bio-Hersteller nennen zumeist ebenfalls Peru, teilweise auch Asien als Bezugsquelle für die Hauptzutaten. Dass Ingwer hierzulande im Gewächs­haus erfolgreich angebaut werden kann, nutzt die Mar­ke Ostmost, die damit ihren Anspruch auf Regionalität und ökologisches Handeln unterstreicht.

Was Kunden wissen wollen

Sind Ingwer- und Kurkuma-Shots tatsächlich ein Erkältungsschutz?

Hieb- und stichfeste wissen­schaftliche Belege gibt es dafür nicht. Jedoch gelten Ingwer und Kurkuma in der Volksheilkunde als förder­lich für das Immunsystem und werden gegen Hals­kratzen und Schniefnase be­sonders in Kombi mit Chili oder Pfeffer empfohlen. Tatsächlich sind in einzel­nen Studien Effekte auf Im­munzellen nachgewiesen: Lymphozyten zeigten eine regere Aktivität. Gingerol und Kurkumin wirken nach­weislich virenhemmend.

Enthalten Shots nicht zu viel Zucker?

Der Zucker in Bio-Shots stammt hauptsächlich aus den verwendeten Fruchtsäf­ten, in manchen Fällen auch von den Süßungsmitteln Agavensirup oder Honig. Die Zuckergehalte der Bio-Shots liegen je nach Sorte bei 6 bis 12 Gramm pro 100 ml. Mit einer Shot-Portion von 45 ml täglich nimmt man demzufolge etwa 2,7 bis 5,4 Gramm Zucker auf. Eine Banane liefert etwa 5 bis 6 Gramm Zucker.

Tragen Shots zur Vitamin- und Mineral­stoffversorgung bei?

Der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen sowie Spurenelementen kann sich in den puren Zutaten der Shots sehen lassen, ist allerdings in den täglichen Shot-Portionen vernachläs­sigbar. Ausnahmen bilden in einigen Shots das Vitamin C sowie Produkte, die gezielt mit Vitaminen und Mineral­stoffen angereichert sind, etwa von Rabenhorst. Diese gehören allerdings zum Sortiment der Nahrungser­gänzungsmittel und haben keine Bio-Zertifizierung.

Schonende Herstellung

Neben der frischen Verarbei­tung bewahrt eine schonende Herstellung und Konservie­rung die Inhalte der Shots. Viele Ingwerdrinks werden mittels Hitze pasteurisiert und in Glasflaschen abge­füllt. Das MHD solcher Säfte liegt bei Raumtemperatur bei durchschnittlich 18 Monaten nach Abfüllung. Ein besonders schonendes Pasteurisierungs-Verfahren hat Voelkel für drei Shots entwickelt, die deshalb mit einem noch volleren Ge­schmack überzeugen und seit Februar 2023 im Kühlregal stehen.

Hersteller wie I Do und CuringShot nutzen eine noch schonendere Konservierung mittels Hochdruck im HPP-Verfahren (High Pressure Processing). Die Säfte werden in Flaschen aus recyceltem Plastik abgefüllt und in einem Druckbehälter bei 6000 bar behandelt. Mikro­organismen halten diesem Druck nicht Stand, Vitami­ne, Enzyme und sekundäre Pflanzenstoffe sehr wohl. Die Frische der kühlpflichti­gen Produkte schmeckt man, I Do deklariert seine Shots sogar mit ‚Rohkost­qualität‘. Da die Haltbarkeit auf wenige Wochen begrenzt ist, sollten solche Drinks allerdings nicht zu lange auf Vorrat liegen.

Hersteller und ihre Produkte

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