Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Start-ups

7 frische Ideen für Ihr Bio-Sortiment

Das eigene Profil schärfen und das Bio-Sortiment gezielt weiterentwickeln: Händler, die neue Produkte richtig einzusetzen wissen, punkten bei der Kundschaft. Wir stellen Gründer und ihre Innovationen vor.

Wer Bio als aktives Sortimentselement versteht, für das regelmäßig neue Impulse gefragt sind, findet bei Start-ups häufig genau das: kreative Produktideen, Gründer mit Haltung und Ansätze, die aktuelle Ernährungstrends aufgreifen.

Wir stellen Ihnen sieben junge Unternehmen vor, die uns auf der Regionalmesse BioWest, am vergangenen Sonntag in Düsseldorf, und auf der Biofach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik im Februar in Nürnberg, aufgefallen sind. 

Die Produkte eignen sich für Sortimentsbereiche, die neue Zielgruppen ansprechen sollen – von Convenience-Produkten für eine jüngere Bio-Klientel bis zu Alternativen für Ernährungsbewusste mit speziellen Anforderungen. Für den Handel bedeutet das: weniger Austauschbarkeit, mehr Profil – und die Möglichkeit, Bio gezielt weiterzuentwickeln.

1. Champs – bekannte Riegel, aber bio und vegan

Ann-Cécile Thiesen und Theo Poursanidis, Geschäftsführung Champs Foods, auf der Biofach in Nürnberg

Ann-Cécile Thiesen und Theo Poursanidis sind nicht angetreten, um den Geschmack von Schokoriegeln zu revolutionieren, sondern um biovegane Versionen von Schokoriegel-Bestsellern herzustellen, die man aus dem konventionellen Regal kennt. Nach eigener Aussage enthalten Champs-Riegel weniger Zucker, sind palmöl-, soja- und glutenfrei. Die Schokolade ist laut den Geschäftsführern fair gehandelt und stammt von einer Kleinbauern-Kooperativee aus Ghana. Statt in Plastik sind sie in Papier verpackt.

Gemeinsam mit vier Mitarbeitenden liefern die überzeugten Veganer seit 2024 ihre Riegel an eine Zielgruppe aus Gleichgesinnten: „Wir ernähren uns seit Jahren bio und vegan – mit gutem Gewissen konnten wir bestimmte Schokoriegel somit einfach nicht mehr essen“, berichten die Gründer. Die Idee, eine bessere Alternative selbst zu entwickeln, sei ihnen 2018 gekommen. Über vier Jahre habe es gedauert, „bis uns der erste Riegel dann auch wirklich so gut geschmeckt hat, wie die konventionelle Variante“.

Champs Foods GmbH
Geschäftsführung: Ann-Cécile Thiesen und Theo Poursanidis
champsfoods.com

2. Krautbad – Badezusatz aus Kräutern

Lisa Ovdiyenko, Geschäftsführerin Krautbad, auf der Biofach in Nürnberg

Lisa Ovdiyenko stellt mit ihrem Unternehmen Krautbad seit dem Jahr 2024 Bio-Kräuterbäder für Babys her. „Dafür habe ich vier verschiedene Kräuterbäder entwickelt – jedes speziell auf ein bestimmtes Bedürfnis abgestimmt", erklärt die Gründerin. Für die Erkältungszeit gibt es ein Thymian-Kräuterbad, das beim Abhusten unterstützten soll. Kamille ist laut Ovdiyenko „der milde Allrounder für den Alltag – beruhigend und pflegend zugleich“. Das Melissenbad soll beim Einschlafen helfen, während das „Hautpflegezeit“-Kräuterbad besonders bei empfindlicher Haut, zum Beispiel bei Windeldermatitis, wohltuend wirken soll.

Mit ihrem Produkt möchte Lisa Ovdiyenko „einen echten Mehrwert schaffen – eine natürliche Alternative zu den herkömmlichen Badezusätzen". „Ich finde, Kinder sollten in Kräutern gebadet werden und nicht in Chemie. Ich bin selbst Mama, und mein Sohn hat seit Geburt Neurodermitis. Aber in den letzten zwei Jahren hatte er dank Krautbad keinen einzigen Schub", sagt sie.

Produziert werden die Baby-Badezusätze nach Ovdiyenkos Angaben ausschließlich in Deutschland. Die Gründerin legt außerdem Wert auf die „praktische Anwendung": „Den Kräuterbeutel legt man einfach in die Badewanne, wringt ihn mehrmals aus, und sofort entfaltet sich die Wirkung der Kräuter. Der Beutel ist so weich, dass man ihn sogar als Schwämmchen verwenden kann, um Babys sanft zu waschen."

Krautbad
Geschäftsführung: Lisa Ovdiyenko
krautbad.de

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3. Malunt – herzhafte Gemüseriegel

Marie Luise Janknecht, Geschäftsführerin Malu Nutrition, auf der Biofach in Nürnberg

Marie Luise Janknecht ist nach eigener Aussage „Köchin aus Leidenschaft“, gleichzeitig selbst betroffen selbst betroffen von gesundheitlichen Problemen. Durch ihr Studium der Ernährungswissenschaften sei ihr bewusst geworden, „dass die pflanzliche Ernährungsweise einen gesundheitlichen Mehrwert bietet“, sagt die Gründerin.

Auf dem Lebensmittelmarkt vermisste sie einen gesunden Gemüse-Snack für unterwegs. Laut einer Statistik, auf die Marie Luise Janknecht verweist, essen neun von zehn Deutschen zu wenig Gemüse. Gleichzeitig bevorzugten 82 Prozent der Menschen herzhafte Snacks. Mit ihren Gemüseriegeln der Marke Malunt möchte Janknecht seit dem Jahr 2022 „das Snackverhalten der Deutschen positiv beeinflussen“. 

Die herzhaften Gemüseriegel gibt es bislang in vier Sorten, eine fünfte soll in Kürze folgen. Ein Riegel enthält laut Malunt 30 Prozent Gemüse und 0,3 Gramm Salz. Marie Luise Janknecht ist davon überzeugt, dass neue Innovationen wie der Gemüseriegel wichtig ist. „Die junge Generation fragt nach Produkten, die in die Zeit passen. Neue Innovationen sind wichtig“, betont sie. Sie zeigten, dass „Bio cool sein kann“.

Malu Nutrition GmbH
Geschäftsführung: Marie Luise Janknecht
malunt.com

4. Coconilla – Gesunde Süßigkeiten

Katharina Falk (l.) und Anna-Lara Kinnemann von Coconilla, auf der Biofach in Nürnberg

„So natürlich wie ein Müsliriegel und so lecker wie Pralinen, Kuchen und Kekse“, beschreibt Geschäftsführerin Katharina Falk ihre Produkte: Süßigkeiten in acht Geschmacksrichtungen. Falk ist Gründerin von Coconilla. Seit dem Jahr 2020 produziert ihr Start-up vegane, glutenfreie Süßigkeiten – „die leckersten und gesünderen“, wie sie selbst sagt. „Besonders ist die Mischung aus superweicher Konsistenz, Geschmack und dem schönen Verpackungsdesign“, beschreibt Falk ihr Konzept. 

Gemeinsam mit vier Mitarbeitenden möchte sie Menschen mit den Produkten begeistern. Dass sie ihre ganze Leidenschaft in Coconilla legt, merkt man ihr an: „Ich kann das gar nicht genau in Worte fassen. Es ist eher so ein Gefühl in mir. Eine intrinsische Motivation, jeden Tag aufzustehen und zu wissen, dass man an den eigenen Produkten arbeiten kann."

Coconilla GmbH
Geschäftsführung: Katharina Falk 
coconilla.de

5. Knollenkutter – Fischbrötchen ohne Fisch

Henrik Jessen und seine Schwiegermutter Beate Wehmeyer am Stand von Knollenkutter auf der BioWest

Knollenkutter ist ein junges Unternehmen aus Bremen, das pflanzliche Fischalternativen aus Wurzel- und Knollengemüse herstellt. Möhren, Sellerie und Rote Beete werden fein aufgeschnitten, über Buchenholz geräuchert und dann gemeinsam mit Algen und Kapern in einer Marinade eingelegt. Anschließend kommen sie beispielsweise aufs Brot, in die Pasta oder die Poke-Bowl.

Bei der Entwicklung war und ist Gründer Henrik Jessen wichtig, dass die Produkte so wenig verarbeitet sind wie möglich. „Stattdessen nutzen wir gesundes Gemüse, das für fast alle Menschen verträglich und ballaststoffhaltig ist“, sagt er. Seine drei Kreationen Möhrenlax, Beete di Mare und Sellerie Vorellerie sieht der 27-Jährige denn auch nicht nur als einen Ersatz für Fisch, sondern auch als Alternative zu bisher vorhandenen Fisch-Ersatzprodukten, die in der Regel aus Soja oder Seitan hergestellt werden.

Der Grund dafür, dass es Knollenkutter gibt, sind Freunde und Familie von Henrik Jessen. Bei denen kamen seine veganen Fischkreationen einst so gut an, dass der Hobbykoch sie nun noch viel mehr Menschen auftischen möchte. „Wir hoffen, dass wir einen neuen Trend im veganen Bereich setzen können – weg von hochverarbeitet hin zu natürlichen Inhaltsstoffen“, sagt er.

Knollenkutter vertreibt seine Produkte über einen eigenen Onlineshop. Zudem verkaufen einige Bioläden und konventionelle Supermärkte in Bremen die Kreationen des Start-ups. „Fast alle Läden, in denen wir unsere Fisch-Alternativen vorgestellt haben, haben uns gelistet, sagt Henrik Jessen, der bislang der einzige Mitarbeiter seines Unternehmens ist, dabei aber von seiner Freundin, deren Schwester, seiner Mutter sowie der Schwiegermutter unterstützt wird.

Aktuell ist Henrik Jessen darauf konzentriert, seinen veganen Fischersatz in den Markt zu bringen. „Aber ich habe auf jeden Fall schon Ideen für neue Entwicklungen“, sagt er. Seine Gläser verkauft Knollenkutter über den unternehmenseigenen Webshop für eine Preis zwischen 5,99 Euro und 6,49 Euro.

Knollenkutter GmbH
Geschäftsführung: Henrik Jessen
knollenkutter.de

6. Abeentoo – Pflanzliches Protein für ein besseres Klima

Andreas und Andrea Probst von Abeentoo auf der BioWest

Abeentoo produziert Spezialitäten aus Tempeh, ein proteinreiches Lebensmittel, das ähnlich wie bei Käse durch den Einsatz eines Edelschimmelpilzes und der Fermentation von Sojabohnen entsteht. Die Bohnen für seine sechs Geschmacksrichtungen, die von Natur über Mediterran bis zu Chimmichurri reichen, bezieht das Unternehmen aus dem südbadischen Schwanau von Landwirten aus der Region, dem angrenzenden Elsass und Bayern. 

Das Besondere am Abeentoo-Tempeh: Das vor rund vier Jahren gegründete Unternehmen arbeitet die Gewürze für die verschiedenen Sorten in die fermentierenden Bohnen mit ein. „Dadurch haben wir viel geschmacksintensivere Tempeh-Produkte“, sagt Abeentoo-Gründer Andreas Probst. Ein weiterer Vorteil: Weil die Gewürze nicht außen am Tempeh aufgetragen sind, sondern sich mit den Sojabohnen vermengen, verbrennen sie beim Erhitzen nicht so schnell. 

Andreas Probst und seine fünf Mitarbeitenden wollen den Menschen mit Abeentoo Lebensmittel bieten, die nachhaltig produziert werden und gut fürs Klima sind. „Wenn wir erreichen wollen, dass die Leute mehr pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen, dann müssen wir attraktive Lebensmittel herstellen“, sagt er. 

Inspiration für die Zubereitung seiner Kreationen liefert das Start-up auf seiner Webseite: Tempeh süß-sauer, Badischer Zwiebelrost-Tempeh, oder ein herzhaftes Tempeh-Paprika-Gulasch mit Reis sind nur einige wenige Möglichkeiten. Die Botschaft von Abeentoo: Es muss nicht zwingend Fleisch sein. Linsen und Hülsenfrüchte leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich die Menschen proteinreich ernähren können. 

Abeentoo
Geschäftsführung: Andreas Probst
abeentoo.bio

7. Peng – „Direktsaftsoda“ mit Wach-Effekt

Marten Schulze, Geschäftsführer von Peng, auf der BioWest

Peng ist ein junger Bio-Hersteller aus Berlin, der seit 2023 ungesüßte Sodas mit und ohne Koffein produziert. „Wir unterscheiden uns von anderen Limonaden, weil wir komplett auf zusätzliche Süße verzichten“, sagt Marten Schulze, der die Peng-Soda 2019 entwickelte und zwei Jahre später gemeinsam mit Leopold Bonin die Peng Beverage GmbH gegründet hat. „Bei uns kommt der Geschmack direkt und nur aus der Frucht.“

Peng mischt Sprudelwasser mit Direktsaft aus Orange, Zitrone und Schwarzer Johannisbeere zu insgesamt drei Geschmacksrichtungen. Weil Peng komplett auf Zuckerzusätze und Süßungsmittel sind die Getränke per Definition keine Limonade. Das Berliner Start-up bewirbt sie als „Direktsaftsoda“. Von jeder Geschmacksrichtung gibt es außerdem eine koffeinhaltige Variante, deren belebende Wirkung aus Bio-Kaffeebohnen kommt.

Die Idee für die ungesüßte Brause mit minimaler Zutatenliste kam Marten Schulze aus einem Frust heraus: „Mir ging es tierisch auf den Geist, das Sodas immer gesüßt sind. Sie sind nie erfrischend. Ich habe eher das Gefühl, die Getränke sollen gar nicht den Durst löschen. Und das hat mich so sauer gemacht, dass ich eine Alternative ohne zusätzlichen Zucker oder Süßstoff entwickelt habe.“

Ursprünglich wollten die beiden Peng-Gründer mit ihren Getränken die Clubs und Spätis in Berlin erobern. „Stattdessen kaufen jetzt hauptsächlich junge, ernährungsbewusste Eltern die Sodas für sich und ihre Kinder“, sagt Marten Schulze. Eine 12er-Kiste mit 0,33 Liter-Flaschen verkauft Peng in seinem Onlineshop für 23,88 Euro.

Peng Beverages GmbH
Geschäftsführung: Marten Schulze, Leopold Bonin
peng-drink.de

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