Rapsöl gilt als besonders gesund. Allein im Jahr 2022 konsumierten die Deutschen rund 87 Millionen Liter des goldgelben Öls. Das Magazin Ökotest wollte es dieses Jahr wieder genauer wissen und schickte 30 Rapsöle verschiedener Hersteller ins Labor. Das Ergebnis: Lediglich elf Produkte erhielten das Testurteil „sehr gut“. Einige Öle enthielten Spuren teils längst verbotener Pestizide nebst (stark) erhöhter Mineralölrückstande und bekamen dafür die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“ – darunter auch vier ökologische Produkte. Aber immerhin: „Keins der Öle war gepanscht oder verdorben“ schreibt Ökotest.
Untersucht wurden die Rapsöle, darunter 16 konventionelle und raffinierte sowie 14 kalt gepresste Bio-Produkte, auf Rückstände kritischer Wirkstoffe wie Mineralölbestandteile oder Pestizide sowie ihre Fettsäurezusammensetzung. Darüber hinaus wurden die Öle einer Geschmackstestung unterzogen und hinsichtlich Herkunfts-, Nachhaltigkeits- und Gesundheitsangaben überprüft.
Öko-Öle aus Drogerie und Discount sind empfehlenswert
Insgesamt elf der getesteten Rapsöle schnitten mit „sehr gut“ ab, darunter das DM Bio Rapsöl kaltgepresst mit Naturland-Zertifizierung, das Gut Bio Nativ kaltgepresstes Rapsöl von Aldi Süd und das Naturgut Bio Rapskernöl nativ, kaltgepresst von Penny. Neben der Gemeinsamkeit, dass die drei genannten Öle beim Test in Spuren Mineralölbestandteile enthielten, kosten sie mit 3,30 Euro pro Liter exakt gleich viel und liegen damit preislich im unteren Mittelfeld. Nur aus Deutschland stammte jedoch lediglich der Raps für das DM-Produkt.
Mit dem Testurteil „gut“ ausgezeichnet, stuft Ökotest weitere sechs Öle als empfehlenswert ein. Aufgrund von Mineralölspuren und einer Sensorik, die laut der Tester „sehr leicht holzig/strohig“ daherkam, wurde das mit 15,98 Euro pro Liter teuerste Testprodukt Die kleine Mühle Raps Kernöl nussig-fein kaltgepresst, nativ mit Bioland-Zertifizierung von der Teutoburger Ölmühle leicht abgestuft. Ebenfalls ein „gutes“ Ergebnis erreichten das Ener Bio Rapsöl nativ von Rossmann, K-Bio Natives Rapsöl kaltgepresst von Kaufland sowie das Rewe Bio Raps-Kernöl nativ – auch sie enthielten Mineralrückstände und konnten bei der Sensorik nicht überzeugen. Preislich liegen sie mit 3,30 bis 3,78 Euro pro Liter ebenfalls im günstigeren Bereich.
Das ebenfalls 3,30 Euro teure Bio Primo Rapskernöl nativ, kaltgepresst von Müller Drogeriemarkt schnitt unter anderem wegen erhöhter Mineralölbestandteile mit „befriedigend“ ab. Die Note „ausreichend“ bekam das Bio Planète Rapsöl nativ classic für 6,98 Euro pro Liter. In dem Produkt wurden Ökotest zufolge erhöhte Mineralölbestandteile festgestellt. Außerdem gab es Punktabzug aufgrund der „sehr leicht holzigen/strohigen“ Sensorik.
Rapsöle von Alnatura und Tegut sind „mangelhaft“
Insgesamt vier Produkte erhielten das Testurteil „mangelhaft“ – zwei davon sind Bio-Öle. Im Alnatura Rapsöl nativ für 4,98 Euro pro Liter wurden erhöhte Mineralölbestandteile sowie ein Pestizid in Spuren nachgewiesen. Darüber hinaus gab die Untersuchung Hinweise auf eine Erhitzung des eigentlich kaltgepressten Produkts.
Auf Nachfrage von BioHandel äußerte sich Alnatura zu den Testergebnissen. Unter anderem teilt das Unternehmen mit: „Vor allem durch Treibstoffe, aber auch durch Druckfarben und viele andere Produkte des Alltags verbreiten sich Mineralölbestandteile und können so auch unbeabsichtigt in Lebensmittel gelangen. Fachleute sprechen daher von einer ‚umweltbedingen Grundbelastung‘. Somit lassen sich trotz größter Sorgfalt auch in Lebensmitteln Mineralölbestandteile leider nicht immer ausschließen. Gemeinsam mit unserem Herstellerpartner arbeiten wir stetig daran, solche Spuren, wo immer möglich, zu vermeiden.“
Weiterhin schreibt Alnatura zur Abwertung aufgrund der Erhitzungshinweise: „Das Alnatura Rapsöl wird mit größter Sorgfalt hergestellt und nicht erhitzt. Öko-Test schließt aufgrund eines analysierten Wertes an polymeren Triglyceriden auf eine Erhitzung. (…) Laut der Leitsätze für Speisefette und Speiseöle können auch andere Faktoren wie beispielsweise Lichteinwirkung für die Entstehung von polymeren Triglyceriden ursächlich sein. (…) Dass Öko-Test das Alnatura Rapsöl dennoch in diesem Punkt um weitere zwei Noten abgewertet hat, ist für uns nicht nachvollziehbar.“
Auch das Tegut Bio Rapsöl kaltgepresst, nativ für 3,98 Euro wurde mit „mangelhaft“ bewertet. Bei dem Produkt waren die Mineralöl-Werte laut Ökotest stark erhöht, zudem wurden Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) festgestellt. Tegut hat dazu gegenüber BioHandel bisher keine Stellung bezogen.
Zweimal „ungenügend“ für Bio-Rapsöle
Die Schlusslichter des Tests geben drei Öle mit der Bewertung „ungenügend“ – darunter Biovit Bio Rapskernöl kaltgepresst-nativ mit 6,58 Euro im mittleren Preisbereich und Dennree Rapsöl kaltgepresst mit 3,38 Euro aus der günstigeren Preiskategorie. Das Produkt von Biovit enthielt den Testern zufolge stark erhöhte Mineralölanteile und MOAH und schnitt darüber hinaus auch im Bereich Sensorik nur mit „ausreichend“ ab.
Gegenüber BioHandel schrieb die Ölmühle P. Brändle in einer ausführlichen Stellungnahme: „Prinzipiell wären für alle unsere Produkte keine Gegenanalysen oder Stellungnahmen notwendig. Es werden jegliche Grenzwerte, Richtwerte und Orientierungswerte eingehalten. Sowohl das Biovit Bio Rapskernöl kaltgepresst als auch die übrigen getesteten Produkte entsprechen allen Verordnungen und gängigen Leitsätzen. Das Biovit Bio Rapskernöl kaltgepresst ist ein einwandfreies Produkt. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass auch solche Produkte leider regelmäßig deutlich abgewertet wurden. Dies liegt daran, dass Öko-Test eigene Abwertungsgrenzen definiert hat.“
Spuren eines längst verbotenen Pestizids im Dennree-Produkt
Einen unerwarteten Fund machte das von Ökotest beauftragte Labor beim Dennree Rapsöl kaltgepresst. Neben erhöhten Mineralölbestandteilen wurden gleich zwei Pestizide in Spuren festgestellt. Darunter das laut Ökotest in Deutschland seit über 50 Jahren verbotene Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), das als wahrscheinlich krebserregend und für viele Tierarten als hochgiftig eingestuft wird. Der Raps für das Dennree-Öl stammte aus Rumänien, wo DDT ebenfalls verboten ist. Die Sensorik des Produkts wurde als „befriedigend“ bewertet.
Dennree hat ebenfalls mit einer umfassenden Stellungnahme auf die Testergebnisse reagiert. Zum DDT-Nachweis schreibt das Unternehmen: „DDT ist ein Insektizid, das seit Anfang der 1940er Jahre eingesetzt wurde und inzwischen in allen EU-Ländern verboten ist. Leider überdauern der Stoff und seine Abbauprodukte lange im Acker und sind auch Jahrzehnte später noch im Boden nachweisbar. Das Dennree Rapsöl liegt minimal über der Nachweisgrenze von DDT. Eine solche geringe Konzentration lässt sich auf Altlasten im Boden zurückführen, die von den Ölsaaten aufgenommen wurden. In der vom Lieferanten gezogenen repräsentativen Probe der betroffenen Charge Dennree Rapsöl wurde kein DDT nachgewiesen.“
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