Die Formel, die die Zeitschrift Ökotest aufstellt, ist simpel: „In einem guten Obstbrei ist Obst drin und sonst nichts“, heißt es im Test von Frucht-Gläschen für Babys in der September-Ausgabe.
Weder Verdickungsmittel, noch künstliche Vitamine oder Saft sollten zugesetzt werden. Tatsächlich enthalten laut Ökotest zwölf der 15 getesteten Gläschen ausschließlich Obst. Die Redaktion wertet das als positive Entwicklung – der letzte Test im Jahr 2019 war deutlich schlechter ausgefallen.
So wurde getestet:
Getestet wurden 15 Bio-Gläschen aus biologischem Anbau, die pro 190 Gramm zwischen 75 Cent bis zu 3,06 Euro kosteten. Untersucht wurden die Breie im Labor auf Pestizidrückstände, Schwermetalle, die Keimzahl, Schimmelpilzgifte sowie die Industrie-Chemikalie Bisphenol A (BPA).
Die Deckel der Gläschen wurden auf PVC, PVCD und chlorierte Verbindungen überpüft. Zudem untersuchte das Labor laut Ökotest die Gläschen auf den Zusatz von künstlichem Vitamin C. Die Redaktion überprüfte die Verpackung auf den Hinweis „Ohne Zuckerzusatz“ und die Empfehlung, den Brei pur zu füttern.
Die Ergebnisse: überwiegend gut – aber mit Abstrichen
Mit Abwertungen strafte Ökotest den Bisphenol-A-Gehalt. Diese Chemikalie wird in der Industrie eingesetzt, etwa bei der Herstellung von Plastikflaschen und der Auskleidung von Konservendosen. Von diesen kann der Stoff in die Lebensmittel übergehen, in den Körper gelangen und sich dort fortpflanzungsgefährdend auswirken, so die Tester.
Was die „täglich tolerierbare Aufnahmemenge“ angeht, so orientiert sich Ökotest nach eigenen Angaben nicht am Wert des Bundesamtes für Risikobewertung, sondern an der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, die sich auf einen geringeren Wert festgelegt hat. „Sicher ist sicher“, schließlich gehe es um Babynahrung, so Ökotest. Diesen strengeren Wert zugrunde gelegt, war die Menge laut Testbericht in sechs Fällen „stark erhöht“.
Wie stark, das veranschaulicht Ökotest mit diesem Rechenbeispiel: Isst ein acht Kilogramm schweres Kind am Tag 100 Gramm von einem der sechs BPA-belasteten Obstbreie, überschreite das die tolerable Tagesdosis um das doppelte bis achtfache, in einem Fall um das 18-fache.
Auf Nachfrage, wie das BPA in die Breie gelangt sei, hat Ökotest laut eigener Aussage keine Antwort erhalten. Zwei Hersteller wollen der Frage nachgehen, so Ökotest.
Die Noten: Zweimal „sehr gut“, sechsmal „gut“
Frei von Pestizidrückständen, frei von Schwermetallen, Keimen und Schimmelpilzgiften – die übrigen Laborergebnisse waren überwiegend positiv, schreibt Ökotest. Zwei Produkte wurden als „sehr gut“ bewertet: K-Bio Banane in Apfel von Kaufland und Mamia Bio Apfel-Mango von Aldi Süd bekommen Bestnoten und gehören mit 75 Cent pro 190 Gramm zu den günstigsten.
Mit „gut“ bewertet Ökotest insgesamt sechs Produkte von Alnatura, Rossmann, Müller, Hipp und Edeka (mit zwei Produkten im Test vertreten). 4 Gläschen wurden mit „befriedigend“, drei mit „ausreichend“ benotet.
Achtung, zu viel Zucker!
Was Ökotest laut Testbericht fast durchgängig feststellte, war die Auslobung „Ohne Zusatz von Zucker“. „Fructose ist kein besserer Zucker“, heißt es im Artikel. Eltern könnten den Hinweis so verstehen, als enthalte das Produkt weniger Zucker als andere, kritisieren die Tester und werteten die so deklarierten Produkte ab.
Ebenfalls abgewertet wurden zahlreiche Produkte, auf deren Verpackung der pure Verzehr des Gläschens als Zwischenmahlzeit empfohlen wird. Ökotest weist darauf hin, dass der Blutzuckerspiegel durch den Verzehr von Obstbrei stärker ansteige als das bei frischem Obst der Fall sei. Obstbreie werden von den Testern ausschließlich als Beilage empfohlen.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.