Mineralwasser gilt als eines der natürlichsten und reinsten Lebensmittel. Dass ein Wasser, das aus einer natürlichen Quelle stammt, nicht automatisch frei von unerwünschten Stoffen ist, zeigt der aktuelle Ökotest.
Für die aktuelle Ausgabe hat das Magazin 53 stille Mineralwässer aus ganz Deutschland getestet, darunter fünf Bio-Mineralwässer. Zehn der Test-Wässer sind als für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ausgelobt.
Die beauftragten Labore untersuchten die Wässer auf Stoffe wie Schwermetalle, Nitrat, Chrom (VI) sowie bedenkliche Inhaltsstoffe wie Pestizidabbauprodukte, Süßstoffe, PFAS und Trifluoressigsäure. Die Bio- und Säuglingswässer wurden zusätzlich auf Fluorid, Nitrit, Sulfat, Radionuklide und Natrium getestet – laut des Magazins ohne Befunde, die zu einer Abwertung führen.
Wie Ökotest selbst schreibt, können sich in Mineralwässern auf dem natürlichen Weg durch die Gesteinsschichten der Quelle Schwermetalle sowie andere Stoffe anreichern. Diese sind teilweise natürlichen Ursprungs, können aber beispielsweise auch aus Pestiziden stammen.
Als Abwertungskriterium für Schwermetalle und Nitrat hat Ökotest den Grenzwert der Mineral- und Tafelwasserverordnung halbiert. Das geht aus dem Begleitartikel zum Mineralwasser-Test hervor. PFAS, sogenannte „Ewigkeitschemikalien“ in Form von Trifluoressigsäure (TFA) konnte das Labor in fast allen analysierten Wässern nachweisen.
Einen Notenabzug gab es für den Fund von TFA nicht, da es laut Ökotest „bislang keine Grenzwerte für PFAS und TFA in Mineralwasser gibt“. Dabei schreibt das Magazin selbst, dass die TFA-Gehalte in sieben getesteten Wässern „die maximal zulässige Menge (…) in Wasser für den menschlichen Gebrauch“ überschreiten.
Drei Bio-Mineralwasser sind „sehr gut“
Zu den analysierten Bio-Mineralwässern gehörten Carolinen Naturelle, Vilsa Naturelle, Bio Kristall Still sowie die für Säuglinge geeigneten Produkte Rhön Sprudel Naturell und Landpark Bio-Quelle Naturell. Mit „sehr gut“ gingen die Mineralwässer von Carolinen, Vilsa und Rhön Sprudel aus dem Test hervor. Das Wasser von Landpark wurde mit „befriedigend“ bewertet. Gründe dafür sind ein erhöhter Chrom(VI)-Wert sowie eine Umweltauslobung („Klimaneutral hergestellt am Quellort“) ohne ausreichende Information.
Mineralwasser von Neumarkter Lammsbräu mit vier Noten Abzug
Das Produkt Bio Kristall Still von Neumarkter Lammsbräu hat als einziges der Bio-Mineralwässer eine mangelhafte Bewertung von Ökotest erhalten. Begründet wird die hohe Abwertung zum einen mit einem von Ökotest ermittelten gemessenen Arsen-Gehalt von mehr als 0,0025 bis 0,005 Milligramm pro Liter.
Zwar liegt der Arsengehalt im Rahmen des vom Institut Fresenius für Mineralwasser mit Bio-Qualität festgelegten Grenzwertes. Jedoch sieht Ökotest diesbezüglich eine Abwertung um zwei Noten vor, sobald der Institutswert zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausgeschöpft wird.
Darüber hinaus hat das Testmagazin eine stark erhöhte Gesamtkeimzahl nachgewiesen. Hierzu schreibt das Magazin selbst, dass die Keimzahl zwar die erlaubten Höchstwerte der Mineral- und Tafelwasserverordnung übersteigt, der Grenzwert jedoch nur für einen Zeitraum von zwölf Stunden nach der Abfüllung gilt. Ökotest hat das Wasser nach eigenen Angaben jedoch nicht in diesem Zeitraum analysiert. Zwei Noten Abzug gibt das Magazin trotzdem, da „die mikrobiologische Reinheit auch bei der Abgabe an den Verbraucher eingehalten werden sollte“, heißt es im Text.
Lammsbräu regiert mit Nachtestung und Kundeninformation
Nach Erhalt der Ergebnisse der von Ökotest beauftragten Labore hat auch Neumarkter Lammsbräu selbst eine Nachtestung der betroffenen, jedoch zu einer anderen Uhrzeit abgefüllten, Produktionscharge beauftragt. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde laut Lammsbräu keine Verkeimung festgestellt.
In einer BioHandel vorliegenden Kundeninformation zu dem aktuellen Ökotest-Ergebnis schreibt das Unternehmen aus Neumarkt in der Oberpfalz, dass es die „Bewertung nicht für angemessen“ halte. Das begründet Andreas Göhring, Leitung Qualitätssicherung und Produktentwicklung bei Lammsbräu, unter anderen damit, dass Ökotest willkürlich Bewertungsmaßstäbe setze, „die nicht den gesetzlichen Vorschriften für natürliches Mineralwasser oder den Richtlinien für Bio-Lebensmittel entsprechen“. Dieses Bewertungsvorgehen wurde in der Vergangenheit seitens verschiedener Hersteller bereits mehrfach an Ökotest kritisiert.
Produkt unterliegt regelmäßiger Kontrolle
Darüber hinaus schildert der Hersteller in seiner Kundeninformation, dass die „exzellente Qualität“ des Mineralwassers mehrfach eindeutig belegt worden sei – etwa durch interne und externe Labore sowie die Lebensmittelüberwachung, die beispielsweise die Einhaltung der Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung prüfen.
Weiterhin nennt Lammsbräu auch die Zertifizierung des eigenen Mineralwassers durch die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V., deren Richtlinien die „strengen Vorgaben des Gesetzgebers nochmals erweitern und verschärfen“. Die Zertifizierung unterliege ebenfalls „regelmäßigen Analysen unabhängiger externer Labore“. „Alle unsere Getränke werden strengstens überwacht, sind qualitativ sowie geschmacklich absolut hochwertig und natürlich uneingeschränkt verkaufsfähig“, so das Unternehmen.
Insgesamt durchwachsenes Testergebnis
Neben den Bio-Mineralwässern schnitten 17 konventionelle Mineralwasser-Produkte mit „sehr gut“, zwei mit „gut“, fünf mit „befriedigend“, neun mit „ausreichend“, eines mit „mangelhaft“ sowie vier mit „ungenügend“ ab. Die Preise für einen Liter stilles Mineralwasser lagen unter den getesteten Produkten bei 19 Cent bis 1,23 Euro pro Liter.
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