Biohandel

Erfolgreich mit Bio handeln.

Kritik an Ökotest

Lipgloss-Bewertung von Ökotest sorgt für „Kopfschütteln in der Branche“

In seiner April-Ausgabe berichtete das Magazin Ökotest über den umstrittenen Inhaltsstoff Titandioxid in Lipgloss. Nach Kritik aus der Branche zum Vorgehen von Ökotest fragte BioHandel nach: Wie repräsentativ ist das Ergebnis – und warum ist der mineralische Stoff noch immer unverzichtbar?

In seiner April-Ausgabe veröffentlichte das Magazin Ökotest einen Testbericht über Lipgloss. Das Ergebnis: Nur eines der 15 getesteten rosa-schimmernden Lipglosse, das konventionelle Kosmetikprodukt Max It Up Lip Booster Extreme von Catrice, wurde als „sehr gut“ bewertet. Der Rest – auch ein Naturkosmetik-Produkt von Benecos – wurden abgewertet und bekamen die Note „befriedigend“. 

Als Grund hierfür nannte Ökotest, dass alle Produkte außer dem Testsieger das Farbpigment Titandioxid enthalten, ein mineralischer Stoff, der als Weißpigment verwendet wird, um Farbtöne zu mischen.  

Stephan Becker, Gründer und Geschäftsführer des Naturkosmetikunternehmens Cosmondial, das hinter der Marke Benecos steht, hatte auf Nachfrage von BioHandel zum Test Stellung genommen. In unserem Artikel auf biohandel.de haben wir daraus zitiert

Becker kritisierte unter anderem, das Ergebnis könne bei den Konsumenten den falschen Eindruck erwecken, dass nur der Testsieger titandioxidfreie Lipglosse anbiete – und andere nicht. „Der Hersteller des Testsiegers bietet in dieser Produktreihe insgesamt sechs Farbnuancen an, von denen vier ebenfalls Titandioxid enthalten“, betonte Becker. Auf der anderen Seite umfasse das Benecos-Sortiment mehrere Farbnuancen, die kein Titandioxid enthalten, so Becker. Dies könne auch auf andere getestete Marken zutreffen. 

Zufällige Farbauswahl führte zum Testsieg

Den Test bezeichnet Becker in einem Gespräch mit dem BioHandel deshalb als „bemerkenswert schlecht“ und berichtet über „Kopfschütteln in der Branche“. Er sieht die Ökotest-Redaktion in der Verantwortung, mit Blick auf die Inhaltsstoffe eine faire Auswahl zu treffen und transparent darüber zu berichten. „Das ist kein fairer Test“, sagt Becker.

BioHandel nahm diese Kritik an Ökotest zum Anlass, bei Cosnova, dem Hersteller des Testsiegers Catrice, nachzufragen, ob andere Produkte der Marke Titandioxid enthalten. Die Antwort ergab: Beckers Vermutung trifft zu – nur die zufällige Farbauswahl der Testprodukte durch Ökotest führte dazu, dass Catrice hier am besten abgeschnitten hat. 

Denn auch das Catrice-Sortiment umfasst laut eigenen Angaben von Cosnova Produkte, die Titandioxid enthalten. „Wenn kein Titanium Dioxide enthalten wäre, könnten unsere Produkte nicht in verschiedenen Farbtönen angeboten werden“, teilt der Hersteller der Catrice-Produkte auf Anfrage mit.

Cosnova erläutert: „Bei Titanium Dioxide handelt es sich um einen handelsüblichen Inhaltsstoff, der offiziell für die Anwendung in Kosmetika zugelassen ist (...). Auch von dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit SCCS (Scientific Committee on Consumer Safety) wird Titanium Dioxide ausdrücklich zugelassen und mit Einsatzbeschränkungen sowie Reinheitsanforderungen belegt. Durch die sorgfältige Sicherheitsbewertung unserer Produkte ist gewährleistet, dass das enthaltene Titandioxid gesundheitlich unbedenklich ist.“

Auf der Suche nach Titandioxid-Alternativen

Stephan Becker weist außerdem darauf hin, dass aus dem Verbot von Titandioxid in Lebensmitteln im Jahr 2022 eine Abwertung für Kosmetikprodukte abgeleitet worden sei, „ohne dabei auf die Unterschiede zu dem in Kosmetikprodukten verwendeten Stoff einzugehen“. Becker bezeichnet das als „nicht abschließend wissenschaftlich begründet“.  

Im Gespräch mit dem BioHandel betont er aber, dass er als Naturkosmetikhersteller das Thema nicht abtun möchte und viel Sorgfalt in die Wahl der Rohstoffe lege. Dass der Stoff noch immer unverzichtbar sei, erklärt Becker so: Er vergleicht die Herstellung der Farben für Kosmetik mit dem Mischen der Farben im Wasserfarbkasten. Manche deckenden Farbtöne könne man nur mithilfe von Deckweiß schaffen – und so verhalte es sich auch mit Titandioxid. 

Cosmondial arbeite mit erfahrenen Rohstoffherstellern an der Entwicklung pflanzenbasierter Farben, deren Dichte groß genug ist für ein echtes Farbergebnis, berichtet Becker. Ansätze dafür gebe es bereits, jedoch seien diese Produkte teurer in der Herstellung und weniger stabil – ein Problem, vor dem die ganze Branche stehe. „Unser Ziel ist es, konstruktiv mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten und weiterhin ein Produkt anzubieten, das höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird“, betont Becker. Der Ökotest-Bericht habe dazu aber nicht beigetragen. 

Kommentare

Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.

Weiterlesen mit BioHandel+

Melden Sie sich jetzt an und lesen Sie die ersten 30 Tage kostenfrei!

  • Ihre Vorteile: exklusive Berichte, aktuelles Marktwissen, gebündeltes Praxiswissen - täglich aktuell!
  • Besonders günstig als Kombi-Abo: ausführlich in PRINT und immer aktuell mit ONLINE Zugang
  • Inklusive BioHandel e-Paper und Online-Archiv aller Printausgaben beim ONLINE Zugang
Jetzt 30 Tage für 0,00 € testen
Sie sind bereits Abonnent von BioHandel+? Dann können Sie sich hier anmelden.

Auch interessant: