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Bio im Test

Fünf Bio-Cornflakes fallen durch

Ökotest stellt bei mehreren Bio-Cornflakes Mängel fest und straft die Produkte ab. Ein Hersteller droht mit rechtlichen Schritten gegen das Urteil der Tester.

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 23. Oktober 2024 um 12.46 Uhr aktualisiert. Das Unternehmen Werz hat kürzlich eine neue Stellungnahme zum betreffenden Ökotest-Ergebnis bei der Redaktion eingereicht (siehe Kasten unten).

Ökotest hat 48 Frühstücksflakes aus Dinkel, Mais, Braunhirse, Buchweizen und weiteren Getreidesorten ohne oberflächlich aufgebrachten Zucker getestet, darunter gesüßte und ungesüßte Varianten. 28 der Produkte waren Bio.

Im Labor wurden die Produkte auf Pestizide, Acrylamid, Mineralölbestandteile sowie Schwermetalle untersucht. Maisprodukte wurden zusätzlich noch auf gentechnisch veränderte Organismen geprüft. Gefunden wurde hierbei nichts. Außerdem wurden die Verpackungen auf PVC, PVDC und chlorierte Verbindungen geprüft.

Bei den Bio-Flakes schnitten die Dinkelprodukte von Alnatura, Campo Verde, Davert, DM, Kaufland, Rewe und Rossmann mit „sehr gut“ ab. Ebenfalls die Bestnote vergaben die Tester für die klassischen Cornflakes aus Mais von Alnatura, Bauck Mühle, Davert, Spielberger Mühle, Rossmann und Verival.

„Gut“ waren für die Ökotester die Dinkelflakes von Müller Drogeriemarkt (Bio Primo), die Cornflakes von Edeka und die Dinkelflakes von der Spielberger Mühle.

Vier weitere Produkte bekamen von Ökotest ein „befriedigend“. Darunter die Werz Buchweizen Flakes Vollkorn. Dort fand das von Ökotest beauftragte Labor unter anderem Spuren von Glyphosat (Stellungnahme von Werz am Ende des Artikels).

Ökotest straft Acrylamid, Salz und Glyphosatspuren ab

Mit „ausreichend“ wurden die Barnhouse Cornflakes Original bewertet, Gründe dafür waren ein erhöhter Acrylamidwert und ein erhöhter Salzgehalt. Acrylamid entsteht durch das Rösten des Getreides und kann der Verbraucherzentrale zufolge das Krebsrisiko potenziell erhöhen.

Mit „mangelhaft“ schnitten die Cornflakes von Alnavit, Dennree, Koro und Werz (Braunhirse) ab. Auch hier waren die Acrylamidwerte laut Ökotest entweder „erhöht“ (Dennree) oder „stark erhöht“. Beim Dennree-Produkt bemängelten die Tester außerdem einen erhöhten Salzgehalt. Das Schlusslicht bilden die Cornflakes von Müller Drogeriemarkt. Sie erhielten die Note „ungenügend“. 

Preislich lagen die getesteten Bio-Cornflakes zwischen 1,45 Euro pro 300 Gramm für die mit einem „befriedigend“ bewerteten Cornflakes von DM und die ungenügenden von Müller. Am teuersten waren die befriedigenden Buchweizen-Flakes von Werz. Sie kosteten 7,55 Euro pro 300 Gramm.

Lesen Sie im folgenden Stellungnahmen der Hersteller, deren Flakes bei Ökotest durchgefallen sind. Teilweise handelt es dabei um Auszüge. Wo dies der Fall ist, haben wir die vollständige Stellungnahme verlinkt. (mis)

Stellungnahme von Alnavit

„Die Alnavit Cornflakes werden im klassischen Walzverfahren hergestellt. Dabei wird das Maiskorn gekocht, gewalzt und anschließend geröstet, damit die Cornflakes ihre knackige Konsistenz erhalten. Hierbei achten wir auf eine möglichst kurze Erhitzungsdauer, damit möglichst wenig Acrylamid entsteht. Wir lassen die Cornflakes in regelmäßigen Abständen von unabhängigen Laboren untersuchen. Die Analysen weisen durchschnittlich deutlich niedrigere Werte an Acrylamid auf, als der von Öko-Test ermittelte. Wir arbeiten weiter an einer stetigen Minimierung des Acrylamidgehalts.“

Stellungnahme von Dennree

„Die ,dennree Cornflakes' wurden hauptsächlich aufgrund des im Test gemessenen Acrylamidgehalts von 86 µg/kg (Mikrogramm pro Kilogramm, Anm. d. Red.) um zwei Notenstufen abgewertet. Der Messwert lag jedoch deutlich unter dem nach EU-Verordnung 2017/2158 geltenden Richtwert für Frühstückszerealien auf Maisbasis von 150 µg/kg, den auch Ökotest für die Bewertung herangezogen hat.“

„Trotz zahlreicher Minimierungsmaßnahmen lässt sich die Bildung geringer Mengen an Acrylamid leider oft nicht völlig vermeiden. Im stetigen Austausch mit unserem Lieferanten arbeiten wir weiterhin daran, den Acrylamidgehalt in den dennree Cornflakes auf ein äußerstes Minimum zu reduzieren. Das zeigt auch der Vergleich zu dem Ökotest der Cornflakes aus 02/2021, bei dem ein Acrylamidgehalt von 100 µg/kg gemessen wurde.“

Stellungnahme von Koro

„Der von ÖKO-TEST gemessene Acrylamidgehalt in unseren Cornflakes liegt bei 170 µg/kg, was über dem von der EU empfohlenen Richtwert von 150 µg/kg liegt. Im Bezug auf die Aufnahme von Acrylamid über die Nahrung empfiehlt die WHO, einen Grenzwert von 1 µg pro kg Körpergewicht pro Tag nicht zu überschreiten. Wenn wir von einem Acrylamid von 170 µg/kg in unseren Cornflakes ausgehen, hat eine Portion von 30 g einen Acrylamidgehalt von 5,1 µg und liegt somit unter dem Grenzwert der WHO. Unsere Cornflakes können also anhand der WHO-Empfehlung unbedenklich in alltagsüblichen Mengen verzehrt werden.

Trotzdem nehmen wir die Risiken von Acrylamid, welches „das Krebsrisiko für Verbraucher aller Altersgruppen potenziell erhöht“ (Quelle: EFSA Acrylamid in Lebensmitteln, Risikobewertung, 2015), sehr ernst und haben den Anspruch, den Acrylamidgehalt in unseren Cornflakes so weit wie möglich zu reduzieren, um unseren Kund:innen das bestmögliche Produkt anbieten zu können. Wir haben daher unverzüglich Kontakt mit unserem Hersteller aufgenommen, um genaue Informationen über die Röstbedingungen zu erhalten und Möglichkeiten zur Reduzierung des Acrylamidgehalts zu erörtern. Mögliche Maßnahmen könnten eine Anpassung der Rezeptur, die Verwendung niedrigerer Rösttemperaturen oder eine verkürzte Röstzeit umfassen.“

Stellungnahme von Werz*

„In ihrer Stellungnahme vom 30. April 2024 äußerte sich die Werz Naturkornmühle GmbH & Co. KG zur Bewertung ihres Produkts „Buchweizen Flakes“ im OKO-TEST Magazin Mai 2024 unter anderem wie folgt: ‚Bezüglich unseres Produkts Buchweizen Flakes möchten wir darauf hinweisen, dass nach unserer Einschätzung, basierend auf den veröffentlichten Kriterien von OKO-TEST, die Buchweizen Flakes mit der Note „gut“ hätten bewertet werden müssen. OKO-TEST nennt folgende Gründe für eine Abwertung um jeweils eine Note: a) ein bis zwei als besonders bedenklich eingestufte Pestizide, b) zwei bis sechs in Spuren nachgewiesene Pestizide und Wirkverstärker.

ÖKO-TEST führt aus, dass das Produkt lediglich Spuren von Glyphosat enthalte. Gemäß den genannten Kriterien unter b.) war eine weitere Abwertung um eine Note nicht gerechtfertigt. Auf Basis dieses Testergebnisses beabsichtigen wir, eine Unterlassungserklärung von ÖKO-TEST einzufordern und gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten, um die irreführende Veröffentlichung zu unterbinden.‘

Die Werz Naturkornmühle GmbH & Co. KG stellt jedoch klar, dass sie an dieser Auffassung nicht länger festhält. In einem vor dem Landgericht Frankfurt am Main angestrengten Verfahren hat das Unternehmen anerkannt, dass die ÖKO-TEST Verlag GmbH & Co. KG nicht verpflichtet ist, die Veröffentlichung des Testergebnisses zum Produkt „Werz Buchweizen Flakes Vollkorn, ungesüßt, glutenfrei“, wie es im ÖKO-TEST Magazin Mai 2024 auf Seite 32 abgedruckt ist, zu unterlassen oder die Abrufbarkeit im Internet, insbesondere auf der Seite www. oekotest. de zu unterbinden.“

*Diese Stellungnahme wurde am 23. Oktober 2024 aktualisiert (Anmerkung der Redaktion).

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