Fencheltee galt lange als sanftes Hausmittel gegen Blähungen – auch für Babys. Doch der natürlicherweise enthaltene Stoff Estragol gilt als potenziell krebserregend und vermutlich erbgutschädigend. Ökotest ließ neun Kräutertees für Babys untersuchen. In drei Produkten lag der gemessene Estragolgehalt über dem Orientierungswert, den die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ansetzt, wenn ein acht Kilogramm schweres Baby 100 Milliliter Tee am Tag trinkt. Der Babylove Bio Fenchel Tee von DM wurde dafür mit „mangelhaft“ bewertet. Noch schlechter schnitten der Dr. Kottas Bio-Baby-Tee sowie der Sidroga Bio Kinder-Fencheltee ab – sie erhielten jeweils die Note „ungenügend“. In allen weiteren sechs Produkten wurde Estragol lediglich in Spuren nachgewiesen.
Estragol, PA und Pestizide sorgen für Punktabzug
Neben Estragol, dessen Wert Ökotest als „stark erhöht“ einstuft, enthielt der Dr. Kottas Bio-Baby-Tee zusätzlich Pyrrolizidinalkaloide (PA), natürliche Pflanzengifte, die über Beikräuter in die Mischung gelangen können. Bei längerer Aufnahme können die Abbauprodukte der Pyrrolizidinalkaloide die Leber und das Erbgut schädigen. Zudem gelten sie als möglicherweise krebserregend. Der von Ökotest gemessene Wert schöpfte den gesetzlichen Grenzwert zu mehr als 50 Prozent aus. Außerdem stellte das Labor mehr Gluten fest, als für „glutenfrei“ erlaubt ist. Die Kombination aus Estragol, PA und Deklarationsmangel führte zur Bewertung „ungenügend“.
Dr. Kottas Babytee inzwischen ohne Fenchel
Dr. Kottas teilte auf Anfrage von BioHandel mit, dass es sich bei der im Rahmen dieses Ökotest untersuchten Charge um eine veraltete Rezeptur handle. „In dieser Zusammensetzung wird dieses Produkt von uns nicht mehr hergestellt und auch seit Dezember 2024 nicht mehr ausgeliefert“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Seitdem ist der Dr. Kottas Babytee Bio in überarbeiteter Rezeptur erhältlich – nun ohne Fenchel, stattdessen mit Kümmel. „Kümmel weist eine ebenso gute entblähende und krampflösende Wirkung auf, die für den Einsatz als Babytee bedeutsam ist, enthält aber im Unterschied zu Fenchel kein Estragol“, so das Unternehmen.
Der Sidroga Bio Kinder-Fencheltee wies neben einem ebenfalls „stark erhöhte“ Estragolwerte außerdem Rückstände von zwei Pestiziden auf – darunter Chlorpyrifos, das den zulässigen Höchstgehalt zur Hälfte ausschöpfte. Auch dieses Produkt erhielt die Note „ungenügend“.
Anm.d.Red.: BioHandel hat auch bei Sidroga eine Stellungnahme angefragt und reicht diese gegebenenfalls nach.
Fencheltees von Alnatura und Lebensbaum überzeugen
Im Holle Bio Baby-Tee wurden PA in kritischer Menge festgestellt – Note: „ausreichend“. Der Hipp Bio Fenchel Tee fiel durch Werbung mit Selbstverständlichkeiten auf und wurde mit „befriedigend“ bewertet. Babydream Fenchel Tee von Rossmann, in dem Spuren von zwei Pestiziden nachgewiesen wurden, kam auf das Urteil „gut“. Der Sonnentor Babys erster Tee erhielt ebenfalls die Note „gut“, Punktabzug gab es unter anderem wegen unzureichend belegter Umweltauslobungen.
Nur zwei Produkte konnten uneingeschränkt überzeugen: Der Alnatura Baby Fenchel Tee und Lebensbaum Mein erster Kräutertee enthielten lediglich Estragolspuren, keine weiteren Rückstände oder Deklarationsmängel – und wurden jeweils mit der Note „sehr gut“ ausgezeichnet. (kam)
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