Würden die Mitglieder der EU-Kommission vor einer weiteren Entscheidung über Glyphosat bei einer Tasse Schwarztee aus konventionellem Anbau das November-Heft von Ökotest lesen, könnte Ihnen dabei der Appetit vergehen: In allen 14 von Ökotest untersuchten konventionellen Schwarztee-Produkten befinden sich Spuren von Glyphosat und teilweise weiteren Pestiziden. Die an Teeblättern gemessenen Glyphosat-Spuren sind laut Ökotest zwar nicht „akut giftig“, aber über die Wechselwirkung mit anderen Pestiziden herrsche noch Unklarheit.
Defizite bei Nachweis der Sorgfaltspflicht, Fairness und sicherer Arbeitsbedingungen
Anders sieht es bei den zehn getesteten Bio-Schwarztees aus: Alle waren frei von Glyphosat. Nur das DM-Produkt Bio Schwarzer Tee Kräftiger Geschmack enthielt das in der EU nicht zugelassene Insektizid Dicofol, obwohl es sich um ein Naturland-Produkt handelt. Dafür gab es die Note „ausreichend“. Sieger des Schwarztee-Tests mit der Gesamtnote „sehr gut“ sind der Lebensbaum Assam Schwarztee Broken kräftig-malzig, lose und der Tee Gschwendner Darjeeling FTGFOP1 Pussimbing First Flush Bio, lose. Lebensbaum hatte lediglich beim Nachweis der unternehmerischen Sorgfaltspflicht nicht die volle Punktzahl erreicht.
Die getesteten Bio-Schwarztees von Alnatura, Gepa, Teekampagne und Teekanne erhielten die Note „gut“. Auch bei diesen Produzenten beziehungsweise Inverkehrbringern gab es Defizite beim Nachweis der unternehmerischen Sorgfaltspflicht und zum Teil fehlende Belege über faire und sichere Arbeitsbedingungen. Mit der Note „befriedigend“ wurden die Produkte von Bünting, Dennree und der Ost-Indien Tee Companie (Goldmännchen Tee) bewertet. Die beiden zuletzt genannten hatten keine Strategie für existenzsichernde Löhne vorgelegt. Bei der Ost-Indien Tee Companie gab es zudem Mängel beim Lieferkettennachweis, die auch bei Bünting zu beklagen waren.
Pestizid-Cocktail in konventioneller Ware
Verbraucher, die sparen müssen, können konventionellen Schwarztee bereits für 1,13 Euro pro 100 Gramm erwerben. Allerdings laufen sie damit auch Gefahr, sich einen bunten Pestizid-Cocktail einzuverleiben. Laut Ökotest sind es bei Norma in einem Produkt von Wilken Tee gleich sieben Pestizide, bei Kaufland vier vom gleichen Hersteller. Auch der Tee von Rossmann bringt es auf vier Pestizide und kostet 1,48 Euro pro 100 Gramm. Ein anderer Anbieter verlangt für einen Schwarztee mit fünf nachgewiesenen Pestiziden stolze 7,70 Euro pro 100 Gramm.
Die von Ökotest getesteten Bio-Schwarztees wurden für 3,10 Euro bis 13,80 Euro pro 100 Gramm eingekauft. Der Dicofol-haltige Bio-Schwarztee von DM kostet nur 2,71 Euro pro 100 Gramm. Bleibt allgemein festzuhalten, dass besonders preisgünstiger Tee in der Regel mit Pestiziden belastet ist. (ho)
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