„Ganz schön blamabel“ leitet Ökotest seinen Beitrag ein und meint damit Alnatura, Allos und Pural, in deren Knäckebrot das Labor das Begasungsmittel Ethylenoxid in Konzentrationen über 0,01 Milligramm je Kilogramm (mg/kg) nachwies. Maximal 0,05 sind erlaubt und dieser Wert wurde wohl nicht überschritten, sonst hätten die Produkte zurückgerufen werden müssen. Doch verlieren sie ihre Bio-Eigenschaft, wenn der Sesam, durch den der Rückstand in das Knäckebrot kam, begast wurde.
„Wir haben die Ergebnisse an die zuständigen Untersuchungsbehörden weitergeleitet und diese prüfen nun, ob die Fabrikate aus dem Verkehr gezogen werden müssen“ schreibt Ökotest. Bis dahin dürften die Hersteller ihr Knäcke nicht weiter ausliefern. Sie müssen nun nachweisen, dass der Sesam nicht begast, sondern nur zufällig verunreinigt wurde, etwa weil der Container für den Transport noch Ethylenoxid-Rückstände enthielt. Die Ergebnisse von Ökotest sind üblicherweise zwei Wochen vor Erscheinen des Heftes bekannt. Im Heft selbst steht bereits, das alle drei Hersteller ihren Bio-Sesam aus Tansania bezogen hätten, offenbar vom selben Lieferanten. Im europäischen Schnellwarnsystem RASFF findet sich noch kein Eintrag dazu.
Pural erklärte, eine Gegenanalyse der gleichen Charge Knäckebrot habe eine Belastung von 0,012 mg/kg Ethylenoxid ergeben, während Ökotest 0,024 mg/kg gemessen habe. Im Sesam selbst habe man Ethylenoxid gar nicht nachweisen können.
Wie kann das passieren?
BioHandel hat die drei Anbieter um Stellungnahme gebeten und gefragt, wieso die Belastung nicht frühzeitig entdeckt wurde, obwohl das Thema Ethylenoxid die Branche schon seit letzten September beschäftigt.
Allos schrieb dazu, man habe das Analysespektrum um Ethylenoxid erweitert. „Seit Mitte Januar werden neben Sesam weitere Rohstoffe wie beispielsweise Pfeffer, Amaranth, Saaten u.a. im Rahmen des internen Überwachungsplans hinsichtlich Ethylenoxid und 2-Chlorethanol analysiert“. Diese Vorsichtsmaßnahme habe bei der vorliegenden Charge noch nicht greifen können, da diese bereits im November letzten Jahres produziert worden sei.
Alnatura schrieb, „der für das Alnatura Knäckebrot eingesetzte Sesam wurde sehr genau auf Ethylenoxid geprüft. Das Ergebnis war unauffällig, d. h. es wurde kein Ethylenoxid nachgewiesen. Deshalb gehen wir davon aus, dass es sich um eine punktuelle Belastung der Rohware gehandelt hat“. Man gehe mit dem Herstellerpartner der Sache nach. Dieser stehe auch mit seinen Vorlieferanten im engen Austausch.
Anm.d.Red.: Mehr über Ethylenoxid finden Sie in dieser AöL-Mitgliederinformation.
Acrylamid: Regeln eingehalten, trotzdem abgewertet
Das Ethylenoxid alleine hätte nur zu einer Abwertung um drei Stufen auf „ausreichend“ geführt. Doch wärmt Ökotest seit einige Zeit das Thema Acrylamid wieder auf und zwar mit einer Herangehensweise, die reihenweise zu Abwertungen führt, wie auch beim Knäckebrot.
Acrylamid kann sich bilden, wenn stärkehaltige Lebensmittel stark erhitzt werden. Da es nach Ansicht der EU-lebensmittelbehörde EFSA das Krebsrisiko erhöht, gleichzeitig aber nicht immer zu vermeiden ist, hat die EU eine Minimierungsstrategie vorgeschrieben. Es gibt für verschiedene Produktgruppen Richtwerte für Acrylamid vor. „Sie sollten auf dem niedrigsten Niveau festgesetzt werden, das mit Anwendung aller einschlägigen Minimierungsmaßnahmen nach vernünftigem Ermessen erreichbar ist“ heißt es in der Begründung der Verordnung. Überschreitet ein Produkt den Wert seiner Kategorie – bei Knäckebrot wären das 350 Mikrogramm je Kilogramm (µg/kg) – muss das Unternehmen Minderungsmaßnahmen umsetzen, von denen die Verordnung einen ganzen Anhang voll auflistet. Ökotest wertet jedoch nicht die Überschreitung des Richtwertes ab, sondern verteilt zwei Stufen schlechtere Noten bereits, wenn der Richtwert zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft ist, also bei mehr als 175 µg/kg. Die Begründung des Magazins: Der Test zeige doch, dass es noch niedriger gehe, da fünf der 20 Produkte Acrylamid nur in Spuren aufweisen.
Zu diesen Produkten gehörten auch die Knäckebrote von Dennree und Dr. Karg (jeweils als „gut“ bewertet) sowie der Bohlsener Mühle. Deren Knäcke bekam ein „ausreichend“, weil die Ökotester „leicht erhöhte“ MOSH-Gehalte feststellten und ihnen die Rezeptur zu salzig war.
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