Ob im Müsli, Porridge oder als Overnight Oats – Haferflocken sind ein beliebter Frühstücksklassiker. Laut Statista gaben im Jahr 2021 rund 5,34 Millionen der Deutschen an, mehrmals pro Woche Haferflocken zu konsumieren. Für seine Oktober-Ausgabe hat das Magazin Ökotest die Getreideflocken unter die Lupe genommen.
Insgesamt 35 als „zart“ oder „kleinblättrig“ deklarierte Haferflocken hat Ökotest zur Untersuchung ins Labor geschickt – davon 21 Produkte mit Bio-Zertifizierung. Getestet wurden die Getreideflocken auf verschiedene Schimmelpilzgifte, Pestizide, Wachstumsregulatoren sowie auf Belastungen mit Mineralölbestandteilen und Schwermetallen. Zumindest bezüglich der beiden letztgenannten Stoffe konnten keine Auffälligkeiten nachgewiesen werden.
Darüber hinaus prüfte Ökotest, ob die Hersteller der Produkte mit Selbstverständlichkeiten und/oder unzureichend erklärten Umweltauslobungen werben oder gegen die Health-Claims-Verordnung verstoßen.
Die meisten Öko-Flocken sind empfehlenswert
Insgesamt 21 der getesteten Haferflocken schnitten mit dem Gesamturteil „sehr gut“ ab, darunter insgesamt 19 Bio-Produkte von Unternehmen wie Alnatura, Campo Verde, Davert, Dennree, Spielberger Mühle sowie vieler Bio-Eigenmarkenprodukte der größeren Lebensmitteleinzelhandels-, Drogerie- und Discountketten wie DM, Rewe Bio, Tegut und Aldi.
Kleinere Beanstandungen gab es bei hier bei einzelnen Produkten aufgrund von Spuren des Schimmelpilzgiftes HT-2 in Spuren (Tegut Bio Haferflocken Zart), fehlender Angaben des Ballaststoffgehalts (Bio Primo Haferflocken Kleinblatt von Müller und Campo Verde Haferflocken Zartblatt) oder der Werbung mit Selbstverständlichkeiten (Gut Bio Vollkorn Haferflocken Zart von Aldi). Preislich lagen die „sehr gut“ bewerteten Bio-Haferflocken innerhalb einer Spanne vom Discountbereich zu 0,85 Euro pro 500 Gramm bis zu 2,29 Euro pro 500 Gramm (z.B. Kölln Bio Haferflocken Zart).
Nur zwei der Testprodukte erhielten die Bewertung „gut“: ein konventionelles Produkt von Lidl, in dem in Spuren des Pestizids Glyphosat nachgewiesen werden konnten, sowie die Bauckhof Haferflocken Kleinblatt Demeter für 1,99 Euro pro 500 Gramm. Auf der Verpackung wirbt der Bio-Hersteller ohne Hinweis auf gesetzliche Regelungen mit der Aussage „Ohne Zusatzstoffe“ – laut Ökotest eine Selbstverständlichkeit, die als besonders hervorgehoben wird, obwohl sie gesetzlichen Vorgaben entspricht und somit auch auf vergleichbare Produkte zutrifft.
„Mangelhaft“ fürs teuerste Produkt
Lediglich eines der getesteten Bio-Produkte bekam das Gesamturteil „mangelhaft“ im Haferflocken-Ökotest: die Reformhaus Haferwunder Feine Haferflocken – mit 5,98 Euro ausgerechnet das mit Abstand teuerste Produkt in dem Test. Hier fand das Labor stark erhöhte Werte der Schimmelpilzgifte T-2 und HT-2 sowie DON und ZEA in Spuren.
Ökotest zufolge wirken diese Toxine „unter anderem zellgiftig, greifen den Verdauungstrakt an und schwächen das Immunsystem“. Bei der Bewertung des T-2/HT-2-Gehalts orientierte sich Ökotest laut eigenen Aussagen an der maximal empfohlenen Tagesdosis der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die auch über einen längeren Zeitraum noch als gesundheitlich tolerabel gilt.
In einer Stellungnahme erklärt der Hersteller ReformKontor GmbH und Co. KG dazu: „Alle in der aktuellen Untersuchung von Ökotest für unser Produkt ermittelten Analysendaten entsprechen in vollem Umfang sowohl unseren internen Qualitätsstandards als auch den gesetzlichen Vorgaben an die analytische Qualität von Bio-Lebensmitteln. Die in Spuren (32 µg/kg) nachgewiesenen Schimmelpilzmetabolite T2- und HT2-Toxin unterschreiten den gesetzlich vorgegebenen Grenzwert von 100 µg/kg (EU Verordnung Nr. 2023/915) deutlich; gleiches gilt auch für die gefundenen Spuren der Schimmelpilzmetabolite Deoxynivalenol (Messwert: 300 µg/kg; Grenzwert: 600 µg/kg) und Zearalenon (Messwert: 18 µg/kg; Grenzwert: 75 µg/kg).“
Weiter heißt es: „Leider legt Ökotest bei der Beurteilung der Befunde ein eigenes Bewertungssystem zugrunde und berücksichtigt dabei bedauerlicherweise nicht, dass Schimmelpilzspuren (wie die im aktuellen Fall gefundenen) beispielsweise auch aus einer Gründüngung (und der damit verbundenen Zersetzung organischer Substanz) während des Bio-Feldbaus hervorgehen können.“
Schimmelpilze, Glyphosat und Co. in vielen konventionellen Produkten
Alle weiteren konventionellen Haferflocken wurden wie folgt bewertet: sieben Produkte bekamen das Gesamturteil „befriedigend“ und je zweimal wurde die Note „ausreichend“ sowie „mangelhaft“ vergeben. Abgewertet wurde größtenteils aufgrund von Pestizid-, Schimmelpilzgift- sowie Wirkverstärker-Funden in Spuren bis hin zu stark erhöhtem Gehalt – in einigen Fällen konnten die drei Stoffe bzw. Pilze in einem einzigen Produkt festgestellt werden.
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