Die Redaktion des Magazins Ökotest hat 20 Roggenbrote – geschnitten und abgepackt – aus (Bio-)Supermärkten, Drogeriemärkten und Discountern ins Labor geschickt. Darunter waren auch neun Produkte mit Bio-Siegel. Preislich lagen die Brote zwischen 79 Cent und 2,19 Euro pro Pfund.
Obgleich abgepacktes Brot nicht im Ruf steht, besonders hochwertig oder lecker zu sein, brachten die Untersuchungen solide Ergebnisse: Jedes zweite Brot schnitt im Test mit „gut“ oder „sehr gut“ ab. Als „sehr gut“ wurden die Bio-Brote von Netto, DM, Edeka, Rewe, Kaufland und Pema bewertet.
Viele der getesteten Brote bestanden laut Ökotest lediglich aus fünf Zutaten: Roggenmehlvollkornschrot, Sauerteig, Wasser, Salz und Hefe. Auf Konservierungsmittel haben dem Bericht zufolge alle Hersteller verzichtet. Auch Schimmelpilzgifte oder Acrylamid, ein unerwünschtes Nebenprodukt, das beim Backen entstehen kann, wurde nicht gefunden.
Lediglich fünf konventionelle Hersteller versetzten Ökotest zufolge ihre Brote mit Gerstenmalzextrakt, Invertzucker-, Zuckerrüben- oder Karamellsirup. Laut der Redaktion ist das ein Trick, um das Brot dunkler zu machen. Denn dunkles Brot erwecke bei Käuferinnen und Käufern den Eindruck, dass es gesund sei. Stattdessen enthalte es aber nur unnötig viel Zucker.
Alnatura-Brot bekommt Note „Ungenügend“
Trotz des guten Durchschnitts, fallen die Testergebnisses sehr unterschiedlich aus: Jedes konventionelle Brot – sowie das Bio-Brot von Aldi Süd – enthielt laut den Testern Spuren von Pestiziden.
Vier Produkte bekamen sogar die Note „ungenügend“ – zwei davon sind Bio-Brote von Alnatura und Pema. Die beiden konventionellen Brote, die als „ungenügend“ bewertet wurden, stammen von Aerzener Brot und Kuchen und – nochmals – von Pema.
Im Brot Alnatura Roggen Vollkorn (Bioland) wurde laut Ökotest „Mineralöl technischer Qualität“ festgestellt, wie es zum Beispiel als Schmieröl in Produktionsmaschinen enthalten sein kann. Beim Pema Fränkisch Roggen Vollkorn, so vermuten die Tester, sei die Verunreinigung eher auf eine Migration aus einer recycelten Papier-(Vor-)Verpackung zurückzuführen. Laut Ökotest sei das ein hinlänglich bekanntes Problem. Die Tester sehen die Hersteller in der Pflicht, es zu beheben.
Stammen Mineralölbestandteile aus Recycling-Verpackungen?
Auch Alnatura veweist in einer Stellungnahme auf der Unternehmenswebsite auf diesen möglichen Zusammenhang zwischen der Verunreinigung durch Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) und Recycling-Verpackungen. Dort heißt es: „Lebensmittelverpackungen aus recyceltem Papier sind eine häufige Eintragsquelle von Mineralölbestandteilen. Beim Recycling von Zeitungspapier, das mit mineralölhaltigen Druckfarben bedruckt ist, gelangen diese Stoffe in daraus hergestellte Kartons. Diese werden auch als Transportverpackung von Lebensmitteln verwendet. So können ungewollt Spuren an Mineralölbestandteilen auf die Lebensmittel übergehen.
Das Alnatura Roggenvollkornbrot ist durch seine primäre Verpackung geschützt. Um den Schutz noch weiter zu erhöhen, prüfen wir die Umstellung auf eine Folienverpackung, die eine noch bessere Barriere gegenüber Mineralölbestandteilen bietet.
Wir nehmen die von Öko-Test im Alnatura Roggenvollkornbrot festgestellten Spuren von Mineralölbestandteilen zum Anlass, gemeinsam mit unserem Herstellerpartner der Ursache nachzugehen. In diesem Zuge wird der gesamte Herstellungsprozess auf Eintragsmöglichkeiten hin erneut umfassend geprüft.“
Alnatura prüft noch
Auf Nachfrage des BioHandels, ob Recycling-Verpackungen und nicht wie von Ökotest vermutet die Produktionsmaschinen als Quelle der Mineralölspuren zweifelsfrei geklärt werden konnte, antwortet das Unternehmen: „Aktuell sind wir noch mit unserem Herstellerpartner in der Prüfung der möglichen Quelle. Vor diesem Hintergrund können wir Ihnen aktuell leider keine neuen Erkenntnisse nennen.“
Das Frankenkorn Bio Roggen Vollkorn (Bioland) des Herstellers Pema, das ebenfalls als „ungenügend“ bewertet wurde, überschritt allerdings nicht den von der Europäischen Kommission gesetzten Höchstgehalt für MOAH. Pema – im Test übrigens auch mit einem als „sehr gut“ bewerteten Bio-Brot sowie einem als „ungenügend“ bewerteten konventionellen Brot – veröffentlichte nach Erscheinen dieses Artikels eine Stellungnahme. Darin verweist Pema auf eine Untersuchung, die vom Unternehmen selbst in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse entsprächen nicht den Messwerten von Ökotest, heißt es in er Mitteilung: „Bei vereinzelten Produkten kommt Ökotest zu Beanstandungen. Diese nehmen wir ernst. Deswegen haben wir ein akkreditiertes unabhängiges Lebensmittellabor beauftragt, um die Messwerte von Ökotest bei den beanstandeten Produkten nachvollziehen zu können. Dieses Institut konnte die Messwerte von Ökotest nicht bestätigen. Laut diesen Messungen halten unsere Produkte alle empfohlenen Grenzwerte ein.“
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