Wer Bio kauft, macht das in der Regel auch deshalb, weil ökologisch erzeugte und hergestellte Lebensmittel versprechen, möglichst naturbelassen und möglichst frei von Schadstoffen zu sein. Dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist, zeigt das aktuelle Ökomonitoring in Baden-Württemberg.
Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter des Bundeslandes (CVUAs) untersuchten im vergangenen Jahr mehr als 600 Öko-Produkte. Dabei fahndeten die Behörden unter anderem nach Pestizidrückständen, gentechnisch veränderte Organismen sowie Verunreinigungen durch Herstellung und Umwelt und sie prüften dieses Mal auch die Authentizität bei Bio-Eiern und Bio-Milchprodukten.
Das Ergebnis fasste Baden-Württembergs Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, bei der Vorstellung des Ökomonitoring-Berichts 2022 in Stuttgart zusammen: „Die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel ist sehr gut. Wie in den Vorjahren gab es lediglich Einzelfälle, in welchen weitere Recherchen und Maßnahmen erforderlich waren.“
Irreführende Kennzeichnung bei acht Proben
Die „Einzelfälle“ fanden sich unter den rund 420 Öko-Produkten, die 2022 auf Pestizidrückstände untersucht worden sind. Bei acht Proben beanstandete das CVUA Stuttgart eine irreführende Öko-Kennzeichnung, da dort Rückstandsgehalte gefunden wurden. Im Umkehrschluss heißt das: 98 Prozent aller untersuchten Lebensmittel trugen das Öko-Siegel zu Recht, weil es dort keine Überschreitungen von Grenzwerten gab, die darauf hindeuteten, dass die Anbauregeln des ökologischen Landbaus verletzt worden sein könnten. „Die Beanstandungsquote liegt seit Jahren auf konstant sehr niedrigem Niveau“, erläuterte Minister Hauk.
Seit Anfang der 2000er-Jahre gibt es das Ökomonitoring in Baden-Württemberg. Im vergangenen Jahr fand die jährliche Bio-Überprüfung, die so in Deutschland und EU-weit einmalig ist, zum 20. Mal statt. Mit den regelmäßigen Stichproben und der Veröffentlichung der Ergebnisse will die Regierung im „Ländle“ Verbrauchertäuschungen aufdecken und gleichzeitig das Vertrauen der Bevölkerung in ökologisch erzeugte Lebensmittel stärken.
Insgesamt haben die CVUAs in den vergangenen zwei Jahrzehnten rund 18.500 Bio-Lebensmittel, Naturkosmetika und Öko-Textilien unter die Lupe genommen und mit Proben aus konventioneller Erzeugung verglichen. Dabei wird immer wieder auch der Unterschied der beiden Anbau- und Herstellungsmethoden deutlich.
Beispiel Gentechnik: Deren Einsatz ist bei Bio verboten. Das CVUA Freiburg sucht deshalb regelmäßig in Bio-Honig, Bio-Soja-Erzeugnissen und Bio-Mais-Erzeugnissen nach gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Im aktuellen Ökomonitoring zeigten lediglich 2,4 Prozent der Bio-Soja-Erzeugnisse GVO-Verunreinigungen im Spurenbereich. Zum Vergleich: In fast jedem fünften konventionellen Soja-Produkt fanden die Behördenmitarbeiter deutliche Verunreinigungen (19,6 Prozent).
Bei einer Probe lag die Kontamination über dem Grenzwert von 0,9 Prozent, weshalb das Produkt eigentlich als gentechnisch verändert hätte deklariert werden müssen. Die gute Nachricht: In 21 Jahren Ökomonitoring ist ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten: Sowohl Bio- als auch konventionelle Soja-Erzeugnisse sind immer seltener mit GVO-Verunreinigungen belastet. Bio-Honig und Bio-Mais-Erzeugnisse waren wie in den Vorjahren unauffällig, heißt es in dem Bericht.
Auch die Überprüfung von Bio-Eiern brachte keine Auffälligkeit. Hier untersuchten die Behörden, ob bestimmte unerlaubte Futtermittelzusätze im Ei vorhanden sind. Ergebnis: Alle 24 untersuchten Proben trugen die Bio-Auslobung zu Recht.
Schwermetallbelastung hängt von der Zusammensetzung des Produkts ab
Das Gleiche gilt für ausgewählte Verunreinigungen, die aus der Umwelt kommen. Die festgestellten Nitratgehalte in Tiefkühl-Spinat lagen durchweg unter dem Höchstgehalt und hängen dem Ökomonitoring zufolge nicht von der Erzeugungsart ab, obwohl im Öko-Landbau anders und weniger gedüngt wird.
Ähnliches bei Nahrungsergänzungsmitteln: Auch hier seien die insgesamt geringen Gehalte der Schwermetalle Quecksilber, Blei und Cadmium weniger von der „Erzeugungsart der Zutaten“, sondern eher von „der Zusammensetzung des Produktes“ abhängig. Und auch die festgestellten Gehalte an Arsen in Basmatireis waren dem Öko-Report zufolge vergleichbar niedrig in ökologisch und konventionell erzeugten Produkten.
Als auffällig deklarierten die Prüfer dagegen erstmals eine Bio-Milch, die nicht aus Baden-Württemberg stammte. Entsprechende Überprüfungen der Öko-Kontrolle laufen noch, teilten die Behörden mit.
Minister Hauk zeigt sich zufrieden: „Das Ökomonitoring in Baden-Württemberg hat auch im Jahr 2022 bestätigt: Bio-Lebensmittel verdienen zu Recht das Verbrauchervertrauen“, sagte er und versicherte noch einmal: „Dort, wo ‚Bio‘ draufsteht, ist in den allermeisten Fällen auch ‚Bio‘ drin.
Hintergrund Ökomonitoring
Seit 2002 führt Baden-Württemberg jedes Jahr das Ökomonitoring im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung durch. Mit dem bundes- und EU-weit einzigartigen Programm ergänzt das Bundesland die durch die EU-Öko-Verordnung vorgeschriebenen Prozesskontrollen, die in Deutschland durch private Kontrollstellen unter behördlicher Aufsicht durchgeführte werden. Die Überprüfung ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUAs) Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen und Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Ökobehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe. Das CVUA Stuttgart organisiert und koordiniert das Monitoring.
Untersucht wurden in den vergangenen 20 Jahren unter anderem: Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Eier, Nüsse, Honig, Süßwaren, Getreide, Saaten, Getränke, Tee, Kaffee, Nahrungsergänzungsmittel, Fertiggerichte, Naturkosmetika und Baumwolltextilien.
Analysiert wurden die Produkte auf: Pflanzenschutzmittel-Rückstände und bestimmte Kontaminanten, gentechnische veränderte Organismen, Rückstände von Antibiotika, Schimmelpilzgifte (Mykotoxine), Bestrahlung, Herkunftsnachweis, Echtheitsüberprüfung, Prozesskontaminanten (Acrylamid, Furan, Transfettsäuren), mikrobiologische Qualität, Pyrrolizidinalkaloide, sowie auf Zusatzstoffe wie Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker.
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