Wissenschaftler aus mehreren Ländern haben in einem gemeinsamen Aufsatz dafür plädiert, neue gentechnische Verfahren wie Crispr/Cas im Ökolandbau zuzulassen. Die Autoren der Studie begründen das so: „Mit Hilfe der Gen-Schere können z. B. robustere Pflanzen entwickelt werden, die auch mit weniger Dünger und Pflanzenschutzmitteln hohe Erträge liefern. Ein Beispiel sind Pflanzen mit höherer Trockentoleranz und Stickstoffeffizienz.“
Auch würden viele Labore CrisprCas nutzen, um krankheits- und schädlingsresistentere Pflanzen zu entwickeln. Solche nachhaltigen Pflanzen seien auch für den Ökolandbau interessant, argumentieren die Wissenschaftler. Vor allem bei Pilzkrankheiten, gegen die Bio-Bauern nur „für Boden-, Wasser- und Säugetiere besonders giftige“ kupferhaltige Mittel einsetzen dürften.
Bio braucht zuviel Fläche
Die von der EU geplante Ausweitung des Ökolandbaus auf 25 Prozent sehen die Wissenschaftler kritisch. Wegen der geringeren Erträge würde „mehr Ökolandbau in der EU zu einer Ausdehnung der Ackerfläche anderswo in der Welt führen“, um die EU-Bürger zu ernähren. „Dadurch könnten leicht Umweltkosten entstehen, die den lokalen Umweltnutzen in der EU übersteigen, denn die Umwandlung von Naturflächen in Ackerland ist einer der größten Treiber des globalen Klimawandels und Artenschwunds“, erklärte Ko-Autor Matin Qaim, Professor für Agrarökonomie an der Universität Göttingen. Für ihn stellt die Kombination von Ökolandbau und neuen biotechnologischen Verfahren einen Weg dar, um dieses Dilemma aufzulösen.
Allerdings räumen Qaim und seine Kollegen ein, dass es dafür rechtliche Änderungen auf EU-Ebene brauche, für die es „aktuell sicher keine politische Mehrheit“ gebe. Doch „vielleicht kann durch verbesserte Kommunikation schrittweise eine größere gesellschaftliche Offenheit zumindest für die Gen-Schere entstehen“, hofft Kai Purnhagen, Professor für Lebensmittelrecht an der Universität Bayreuth.
Kommentar: Geschickt gemacht
Eigentlich enthält die Meldung der Uni Bayreuth keinerlei Neuigkeiten: Die Behauptungen der Gentechnikbefürworter, was für tolle und sichere Pflanzen sich mit Crisr/Cas züchten lassen um die Welt zu retten, sind längst bekannt. Ebenso die immer wieder angeführten Argumente zum Kupfereinsatz und dem Flächenbedarf im Ökolandbau. Beides wird seit Jahren ausgiebig diskutiert. Dass die Mitteilung der Uni in der Fachpresse dennoch breit zitiert wurde, liegt am Niggli-Effekt: Kombiniere in der Überschrift Gentechnik und Ökolandbau und Aufmerksamkeit ist dir gewiss. Die Bio-Branche hat darauf zurecht nicht reagiert, denn das hätte die Aufmerksamkeit nur erhöht. Leo Frühschütz
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