Es lief schon besser für Veganz. Im ersten Halbjahr musste der Hersteller für vegane Lebensmittel Umsatzeinbußen um gut ein Viertel auf 12,6 Millionen Euro hinnehmen Dennoch steckt das seit November 2021 an der Börse notierte Unternehmen nicht den Kopf in den Sand, sondern investiert trotz Sparkurs mit neuen Partnerschaften und Projekten weiter in die Zukunft.
Im Oktober gab Veganz bekannt, sein Angebot an Backwaren erweitern zu wollen. Dafür soll die Zusammenarbeit mit dem bestehenden Bake-off-Partner Bakerman, mit dem Veganz etwa eine Vanille-Blätterteigstange herausgebracht hat, weiter ausgebaut werden. Daneben schloss das Unternehmen einen Markenlizenzvertrag mit der Hack AG, Hersteller für Bäckerei- und Konditoreiprodukte. Zuletzt war Veganz Kooperationsvereinbarungen unter anderem mit Aramark, Eurowings und Valora eingegangen. Die Partnerschaft mit Hack sei „nur der nächste logische Schritt”, um Veganz-Produkte noch mehr Menschen zugänglich zu machen, teilte Veganz-Gründer und -CEO Jan Bredack mit.
Unter der Eigenmarke von Veganz sollen demnächst gemeinsam mit Hack hergestellte pflanzenbasierte Kuchen, Torten, Muffins und Donuts in mehreren Vertriebskanälen erhältlich sein. Ob das bedeutet, dass es die Produkte auch im noch jungen, eigenen Direct-to-Customer-Online-Shop unter shop.veganz.com geben wird, ist nicht bekannt. Dort wendet sich Veganz – neben seinen beiden Filialen in Berlin – seit einigen Wochen auch online direkt an seine Kundschaft.
Online-Shop mit Produktboxen
Veganz betreibt den neuen Online-Shop zusammen mit Puro Shop, einem langjährigen Kooperationspartner mit Sitz in Prag. Bereits im September kündigten die Unternehmen per Pressemitteilung an, dort vor allem Boxen mit pflanzlichen Produkten anbieten zu wollen. Die waren kurz darauf jedoch nicht verfügbar. „Zum Start des Angebots konzentrieren wir uns auf den Direktvertrieb unseres Großen Adventskalenders. […] Im Verlaufe des Oktobers rollen wir darüber hinaus das Boxangebot aus.“, teilte Veganz seinerzeit auf Nachfrage mit.
Rund einen Monat später ist die einzige in der Kategorie „Sets“ angebotene Kochbox „nicht auf Lager“. Kundinnen und Kunden können stattdessen einzeln aus fünf weiteren Kategorien bestellen, wobei bestimmte Produkte „noch vorbereitet“ werden – also derzeit ebenfalls nicht zu haben sind. Auch mit dem Online-Shop insgesamt ist Veganz augenscheinlich noch nicht weit genug, um diesen stärker zu promoten. Die Veganz-Webseite jedenfalls verlinkt auf den Online-Shop veekop.de. Gegenüber BioHandel teilt Veganz lediglich mit, dass die Kooperation mit Vekoop weiterhin bestehen bleibe.
Fakt ist, dass sich Veganz darum bemühen muss, dass der Umsatz wieder steigt. Ein eigener Online-Shop könnte zumindest langfristig dazu beitragen. Denn auch wenn Lebensmittel nach wie vor in erster Linie stationär eingekauft werden, werden Lebensmittelbestellungen immer beliebter. Im Jahr 2021 wurde im deutschen Online-Handel ein Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro mit Lebensmitteln erzielt, meldete etwa Statista. Dem Statistik-Portal zufolge steigerte sich somit der Online-Umsatz mit Lebensmitteln um mehr als eine Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr.
Sparmaßnahmen in Produktion, Vertrieb und Marketing
Den Umsatzverlust in der ersten Jahreshälfte erklärt Veganz unter anderem mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund des Ukraine-Krieges. Zudem musste Veganz Preiserhöhungen auf Zuliefererseite hinnehmen. Gleichzeitig brach in den ersten sechs Monaten das Discountgeschäft weg, das dem Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch 14 Prozent seiner Umsätze beschert hatte. Veganz verfügt im Discount über keine Festlistungen, sondern ist auf das Aktionsgeschäft angewiesen.
„Die Konjunktureintrübung veranlasst Veganz zu Anpassung der Jahresprognose 2022 und einem Maßnahmenpaket“, teilte das Unternehmen im September mit und kündigte „drei wesentliche Maßnahmen hinsichtlich Produktion, Vertriebsaußendienst und Marketing“ an. In der Folge wurden die Investitionen für den Aufbau der geplanten Veganz Food Factory am Standort Werder (Havel) gestoppt. Die Entwicklung der ersten sechs Monate des Jahres habe das Unternehmen dazu veranlasst, „der Liquiditätssicherung oberste Priorität einzuräumen“, teilte eine Sprecherin mit. Das Vorhaben solle nun „unter neuen Rahmenbedingungen an einem anderen Standort im Bundesland Brandenburg“ umgesetzt werden.
Indes investiert Veganz weiter in kleinere, temporäre Produktionsstätten für Fleisch-, Fisch-, Käse- und Eialternativen. Eine solche ist die Anfang Oktober in Betrieb genommene dritte unternehmenseigene Fabrik im österreichischen Spielberg, wo nun – neben Berlin – die Camembert-Alternative „Cashewbert“ hergestellt wird. „Damit gewährleisten wir einen liquiditätsschonenden Hochlauf der Eigenproduktion, der uns zudem eine schnelle Anpassung an die jeweilige Nachfragesituation ermöglicht und die Produktionsanlaufrisiken minimiert“, teilt das Unternehmen mit.
Um die Vertriebseffizienz zu verbessern, hat Veganz die Zahl der Mitarbeitenden im Außendienst bereits Ende Juli von 50 auf 30 reduziert. Bis April 2023 soll das Team schrittweise weiter auf etwa 20 Mitarbeitende verkleinert werden, kündigt Veganz auf Nachfrage an. „Bei sich positiv verändernden Marktbedingungen können die erforderlichen Kapazitäten wieder kurzfristig aufgestockt werden“, teilt das Unternehmen weiter mit.
Um weitere Kosten zu sparen, reduziert Veganz zusätzlich seine geplanten Marketingaktivitäten. Man wolle sich „auf definierte Kern- und Fokuskategorien sowie die Produkte aus unserer Eigenproduktion konzentrieren.“ Ob all die Maßnahmen reichen, um Veganz zurück auf Erfolgskurs zu führen, muss sich zeigen.
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