Der ukrainische Bio-Sektor musste einen erheblichen Rückschlag einstecken: 2022 sank der Inlandsabsatz um 36 Prozent auf insgesamt 6.280 Tonnen. Gründe dafür waren eine geringe Kaufkraft, gesunkene Nachfrage nach Bio-Produkten und die Abwanderung einer bedeutenden Verbrauchergruppe. Denn aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind viele Frauen mit ihren Kindern ins Ausland oder innerhalb des Landes geflohen.
Taras Vysotskyi ist erster stellvertretender Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine
Seit 2022 gibt es auch deutlich weniger zertifizierte Öko-Flächen in der Ukraine. Sie sind um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Ende Dezember 2022 bewirtschaftete die Ukraine noch 263.619 Hektar ökologische Landwirtschaftsfläche, die nach dem EU-Bio-Standard und dem National Organic Programm der USA zertifiziert war.
Trotz des starken Flächenverlusts erwies sich das Bekenntnis der Branchenakteure zu ökologischen Grundsätzen sowie die Unterstützung durch nationale und internationale Partner als entscheidend für die Erhaltung von 462 Betrieben (davon 380 landwirtschaftliche Erzeuger) – zwölf Prozent weniger Betriebe im Vergleich zu 2021. Durch die Hilfen aus Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern konnten nicht nur Unternehmen gehalten, sondern auch neue Entwicklungsimpulse gesetzt werden. Das Wichtigste dabei: Bio hat überlebt.
Trotz der enormen Herausforderungen hat die ukrainische Bio-Branche ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Krieges bewiesen. Erfahrene Marktakteure passten sich der Situation an, indem sie ihre Produktpalette erweiterten und neue Produkte zertifizierten. Darüber hinaus signalisierte auch der Markteintritt neuer Unternehmen eine kollektive Entschlossenheit, positiv mit der Notlage umzugehen. Im Jahr 2023 zeigten sich Anzeichen für eine Resistenz am Markt: Der steigende Absatz von Frische- und Milchprodukten deutete auf eine positive Entwicklung hin. Auch die Aufrechterhaltung und Wiederbelebung der Branchenpräsenz aller Herausforderungen zum Trotz demonstrierte das Engagement der Bio-Akteure.
Export von Bio-Produkten aus der Ukraine in Tonnen
Umsetzung der ukrainischen Bio-Verordnung
Im Jahr 2023 hat die Ukraine einen wichtigen Meilenstein erreicht – die ukrainische Bio-Verordnung wurde vollständig umgesetzt. Gemäß der ukrainischen Bio-Gesetzgebung hat die Nationale Akkreditierungsagentur der Ukraine (NAAU) die erste Bio-Zertifizierungsstelle akkreditiert: Organic Standard LLC. Weiterhin hat das ukrainische Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung ein staatliches Betriebs- und Zertifizierungsstellen-Register eingerichtet und ist gleichzeitig für dessen Verwaltung zuständig. Ungefähr 200 Bio-Betriebe sind nun nach den ukrainischen Bio-Rechtsvorschriften zertifiziert.
Ukrainische Erzeuger haben damit begonnen, das staatliche Bio-Logo auf ihren Produktverpackungen zu verwenden. Eine offizielle Arbeitsgruppe für ökologische Produktion, der Vertreter von Regierungsstellen, des ökologischen Sektors und von Projekten der technischen Hilfe angehören, arbeitet derzeit daran, die aktuelle ukrainische Gesetzgebung an die EU-Vorschriften anzupassen. Die Arbeitsgruppe wird vom ukrainischen Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung geleitet, das über eine Abteilung für Öko-Landbau verfügt und ihm als wichtige Form von nachhaltiger Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion große Aufmerksamkeit schenkt.
Einladung zum Treffen auf der Biofach 2024
Ukrainische Bio-Exporteure, andere Interessenvertreter, politische Entscheidungsträger und internationale Partner bei der offiziellen Eröffnung des 10. Nationalen Pavillons der Ukraine auf der Biofach 2023
Das ukrainische Engagement für die globale Bio-Gemeinschaft zeigt sich in ihrer Teilnahme an der weltgrößten Bio-Messe Biofach, die im Februar 2024 in Nürnberg stattfindet. 40 ukrainische Unternehmen werden eine breite Palette von Bio-Produkten ausstellen und dabei den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit angesichts von Herausforderungen legen.
Der ukrainische Pavillon wird bereits zum elften Mal infolge auf der Biofach organisiert. Diese Präsenz unterstreicht den Einsatz des Landes, ein verlässliches Mitglied der weltweiten Bio-Familie zu sein, den internationalen Handel zu pflegen und die Welt mit hochwertigen Bio-Produkten zu versorgen. Wir laden Sie ein, die Biofach zu besuchen und Partnerschaften mit ukrainischen Bio-Exporteuren zu schließen.
Besuchen Sie den Nationalen Pavillon der Ukraine auf der Biofach – Halle 4A, Stände 511 und 421.
Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit im Export
Trotz Herausforderungen wie Grenzblockaden und zahlreicher russischer Angriffe hält die weltweite Nachfrage nach ukrainischen Agrar- und Lebensmittelprodukten, einschließlich ökologischer Erzeugnisse, an. Der Export von Bio-Produkten aus der Ukraine hat ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit bewiesen. Der Export hatte schon immer einen großen Anteil am ukrainischen Bio-Markt: Im Jahr 2022 waren es mit rund 246.000 Tonnen 98 Prozent des Volumens und mit einem Umsatz von 219 Millionen Dollar 93 Prozent des Wertes der insgesamt verkauften ukrainischen Bio-Produkte. Von dem Gesamtexportvolumen ukrainischer Bio-Produkte wurden 95 Prozent in verschiedene europäische Länder exportiert.
Viele der höherwertigen ukrainischen Bio-Produkte wie Sonnenblumenöl, verschiedene gefrorene und getrocknete Beeren, Walnüsse, Honig, Birkensaft, Milchprodukte, Grütze und Flocken gehören zu den exportierten Produkten. Einem Bericht der EU-Kommission zufolge, war die Ukraine im Jahr 2022 bezogen auf das Volumen der drittwichtigste Lieferant von Bio-Produkten in die EU. Das unterstreicht die Fähigkeit der Ukraine, die Versorgung mit hochwertigen Bioprodukten trotz widriger Umstände aufrechtzuerhalten.
Exportquote von Bio aus der Ukraine nach Regionen
Der ukrainische Bio-Markt zeigt – wie das Land selbst – eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit inmitten nie dagewesener Herausforderungen. Diese Standhaftigkeit ist dem Engagement der Marktakteure, der Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen, der professionellen Arbeit der staatlichen Behörden und der kontinuierlichen Unterstützung durch internationale Partner zu verdanken.
Auch in diesen schwierigen Zeiten, haben sich die gemeinsamen Anstrengungen als wirksam erwiesen und positive Veränderungen bewirkt. Lassen Sie uns angesichts der anhaltenden Ungewissheit Kraft aus unserem gemeinsamen Engagement schöpfen, denn wir wissen, dass wir gemeinsam die Herausforderungen meistern und eine stabile Zukunft für den globalen Biomarkt gewährleisten können. Wir laden Sie ein, mit der Ukraine zusammenzuarbeiten, Bio-Produkte aus der Ukraine zu kaufen und den ukrainischen Bio-Sektor zu unterstützen!
Trotz Krieg wurden 2023 in der Ukraine neuen Bio-Produkte eingeführt:
- Organic Milk LLC (Region Zhytomyr): kondensierte Vollmilch mit Zucker (8,5 Prozent Fettgehalt); süßer Quark mit Vanille (26 Prozent Fettgehalt, glasiert), süßer Quark mit Kakao (26 Prozent Fettgehalt, glasiert), süßer Quark mit Füllung „Himbeere“ (26 Prozent Fettgehalt, glasiert), süßer Quark mit Füllung „Erdbeere“ (26 Prozent Fettgehalt, glasiert), süßer Quark mit Füllung „Heidelbeere“ (26 Prozent Fettgehalt, glasiert)
- Danube Agrarian LLC (Region Odesa): Schokoladenbonbons mit Nektarinenmarmelade und ätherischem Lavendelöl, Nektarinenmarmelade in Zartbitterschokolade, Schokoladenminzkekse, Lavendelkekse, Zartbitterschokolade mit Lavendelöl, Zartbitterschokolade mit Ysopöl, Zartbitterschokolade mit Pfefferminzöl, getrocknete Melone in Zartbitterschokolade, getrocknete Melone in Milchschokolade
- Bio Product Factory LLC (Region Tschernihiw): Sojamilch, klassischer pasteurisierter Tofu, vegane saure Sahne „Smetana“ (10 Prozent Fettgehalt)
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