Die europäische Kommission will Bio-Erzeugnissen einen Schub verleihen. Einen entsprechenden Aktionsplan zur Förderung der Bio-Landwirtschaft hat EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski am Donnerstag vorgestellt.
Angekündigt wurde der Aktionsplan bereits in der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und der Biodiversitätsstrategie, die im Mai 2020 veröffentlicht worden sind. Mit diesen beiden Strategien, die im Rahmen des europäischen Grünen Deals vorgestellt wurden, soll der Übergang zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen ermöglicht und den Hauptursachen für den Verlust an Biodiversität begegnet werden.
Der Aktionsplan soll der EU nun helfen, das im Green Deal festgeschriebene Ziel von 25-Prozent Ökolandbau bis 2030 doch noch zu erreichen. Derzeit werden etwa 8,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der EU ökologisch bewirtschaftet. Wächst die Fläche im bisherigen Tempo weiter, stellt die Kommission nur etwa 15 bis 18 Prozent Öko-Fläche bis 2030 in Aussicht. Dem soll der Aktionsplan mit Maßnahmen in drei Schwerpunktbereichen entgegenwirken.
Schwerpunkt: Verbrauch von Bio fördern
Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:
- Information und Kommunikation über die ökologische/biologische Produktion
- Förderung des Verbrauchs von Bio-Erzeugnissen
- Förderung des Angebots von Bio-Erzeugnissen in öffentlichen Kantinen über das öffentliche Auftragswesen
- Ausbau der Verteilung von Bio-Erzeugnissen im Rahmen des EU-Schulprogramms
- Verbrauchervertrauen in Bio stärken
- Bio-Betrug vorbeugen
- Rückverfolgbarkeit von Bio-Erzeugnissen zu verbessern
Schwerpunkt: Bio-Produktion ausbauen
Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:
- Organisation von Informationsveranstaltungen und Netzwerken zum Austausch bewährter Verfahren
- Zertifizierung von Erzeugervereinigungen (und weniger von Einzelpersonen)
- Forschung und Innovation
- Blockchain- und anderer Technologien zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit und zur Erhöhung der Markttransparenz
- Stärkung kleiner lokaler Verarbeitungsbetriebe
- Unterstützung für die Organisation der Lebensmittelkette
- Verbesserung der Tierernährung
Schwerpunkt: Bio nachhaltiger machen
Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:
- Tierschutz stärken
- Verfügbarkeit biologischen Saatguts gewährleisten
- CO2-Fußabdruck des Sektors verkleinern
- Verbrauch von Kunststoff möglichst reduzieren
- Wasserverbrauch möglichst reduzieren
- Energieverbrauch möglichst reduzieren
- Anteil von Forschung und Innovation erhöhen: Mindestens 30 Prozent der Mittel für Forschungs- und Innovationsmaßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und ländliche Gebiete sollen für Bio-Themen bereitgestellt werden
Jan Plagge, kürzlich erneut zum Präsidenten des Bio-Anbauverbands Bioland gewählt, kommentiert: „Wir beurteilen den Aktionsplan der EU-Kommission als sehr positiv, da er ganz konkrete Schritte zur Ankurbelung der Nachfrage nach Bio-Produkten, wie etwa die verpflichtende Einbeziehung von Bio-Produkten in den Beschaffungsprozess öffentlicher Einrichtungen, beinhaltet. Letztlich lautet das Ziel mehr Bio auf dem Acker und dem Teller: was mit der Farm-to-Fork-Strategie bereits vor längerer Zeit beschlossen wurde, untermauert die Kommission nun mit spezifischen und sinnvollen Maßnahmen. Mit dem Ökoaktionsplan werden die Rolle und die Vorbildfunktion des ökologischen Landbaus bei der Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft gestärkt.“
GAP bleibt Schlüsselinstrument
Während der Aktionsplan vor allem auf die Sogwirkung der Nachfrage ausgerichtet ist, bleibe die Gemeinsame Agrarpolitik ein Schlüsselinstrument für die Förderung der Umstellung, teilt die EU-Kommission mit. Gleichzeitig ruft sie die Mitgliedstaaten auf, nationale Aktionspläne für den Bio-Sektor auszuarbeiten, um den Anteil der Öko-Fläche auf nationaler Ebene zu erhöhen. Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik bei Bioland, hält diesen Schritt für "absolut notwendig, um Schwung und Zielstrebigkeit in den ökologischen Umbau der Landwirtschaft zu bringen“. Derzeit bestehen zwischen den Mitgliedstaaten große Unterschiede in Bezug auf den Anteil des Bio-Sektors, der von 0,5 Prozent bis über 25 Prozent reicht. Die nationalen Aktionspläne für den Bio-Sektor sollen die nationalen GAP-Strategiepläneum Maßnahmen ergänzen, die über die Landwirtschaft und das Angebot im Rahmen der GAP hinausweisen. (kam)
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