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Weniger Stress, weniger antibiotikaresistente Keime

Kälber, die während ihrer Aufzucht in ihrem Geburtsbetrieb bleiben, sind deutlich seltener mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Die Ergebnisse der staatlichen Untersuchung sprechen für die kuhgebundene Kälberhaltung, auf die Bio-Betriebe verstärkt setzen.

Update: Dieser Artikel wurde am 13.12. durch zusätzliche Informationen ergänzt.

Das Vorkommen von antibiotikaresistenten Keimen bei Kälbern hängt stark davon ab, wie die Tiere aufgezogen werden. Das ist das Ergebnis des staatlichen Zoonosen-Monitorings. So haben Untersuchungen auf Ebene der Erzeugerbetriebe ergeben, dass die Proben von Kälbern, die während ihrer Aufzucht in ihrem Geburtsbetrieb (Milchrinderbetrieb) verbleiben, deutlich seltener mit antibiotikaresistenten Keimen belastet waren als diejenigen von Kälbern, die in Mastbetrieben aufgezogen werden.

Für das Zoonosen-Monitoring, das Daten über das Auftreten von Krankheitserregern in Tieren, Schlachtkörpern und Lebensmitteln erfasst, die auch beim Menschen Krankheiten auslösen können, wurden 299 Proben des Darminhalts von Mastkälbern und Jungrindern am Schlachthof untersucht. Gut zwei Drittel der Proben (65 Prozent) enthielten antibiotikaresistente ESBL/AmpC-bildende E. coli-Bakterien. Diese wurden zu 25 Prozent in Proben von Kälbern nachgewiesen, die in Milchrinderbetrieben aufgezogen wurden, und damit deutlich seltener als in den Proben von Kälbern aus Mastbetrieben (58,9 Prozent positive Proben) und Mastrinderbetrieben (45,7 Prozent positive Proben).

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das die Daten sammelt und auswertet, vermutet, dass der Unterschied mit der Umgebung der Tiere zusammenhängt. So würden Kälber, die in Milchrinderbetrieben aufgezogen werden, im Gegensatz zu Tieren aus Mastkälber- oder Mastrinderbetrieben, während ihrer Aufzucht im Geburtsbetrieb verbleiben. Sie seien dadurch weniger Stress, etwa durch Transporte, ausgesetzt, was mit weniger Erkrankungen und damit einer selteneren Behandlung mit Antibiotika einhergehen könnte.

BMEL will Antibiotika-Einsatz gesetzlich reduzieren

Die Ergebnisse der Untersuchung sprechen für die kuhgebundene Kälberhaltung. Bei dieser Aufzucht wird das Kalb nicht wie sonst üblich kurz nach der Geburt von seiner Mutter getrennt und an einer Tränke aufgezogen. Stattdessen werden die Kälber von den Kühen direkt gesäugt. Laut Thünen-Institut interessieren sich immer mehr Landwirtinnen und Landwirte für die kuhgebundene Kälberhaltung. Bisher seien es meist Biobetriebe, die diese Aufzuchtform wählen, wobei jeder Hof seine eigene Methode dafür entwickelt habe.

Der häufige Nachweis von ESBL/AmpC-bildenden E. coli bei Nutztieren ist aufgrund der besonderen Bedeutung der Cephalosporine der 3. und 4. Generation für die Therapie des Menschen besorgniserregend", heißt es beim BVL. Cephalosporine sind aufgrund ihres verhältnismäßig breiten Wirkungsspektrums sehr häufig verwendete Antibiotika. Nach „derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand“ ist dem BVL zufolge davon auszugehen, „dass diese resistenten Keime auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können“.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) bezeichnet Antibiotikaresistenzen als „eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit“. Mit einer Änderung des Tierarzneimittelgesetzes will das BMEL erreichen, dass der Einsatz von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben besser erfasst und dauerhaft auf ein „therapeutisch unvermeidbares Minimum“ reduziert wird. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hat der Bundestag bereits verabschiedet. (mis)

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