Frankreich ist in der EU der größte Absatzmarkt für Pestizide, noch vor Deutschland, Spanien und Italien. Deshalb haben drei französische Umweltorganisationen versucht, die indirekten Kosten dieses Pestizideinsatzes zu ermitteln. Dabei stützten sie sich weitgehend auf Daten aus Frankreich, die sie auf die EU hochrechneten.
Einbezogen in ihre Kostenrechnung haben sie
- Steuererleichterungen, etwa in Form niedriger Mehrwertsteuersätze,
- die Kosten behördlicher Regulierung,
- die Reinigung von kontaminierten Gewässern und Grundwasser,
- die Treibhausgasemissionen der Herstellung
- sowie die Behandlung von Landwirten, die durch den Einsatz von Pestiziden erkrankten.
Die Organisationen wiesen darauf hin, dass es weitere Kosten gibt, etwa Gesundheitsschäden durch Pestizidrückstände in Obst und Gemüse oder das Artensterben auf den Äckern. Doch seien die Kosten für diese Schäden nur schwer zu beziffern und deshalb nicht mit einbezogen worden.
Auch so sind die Zahlen eindrucksvoll: Der Bericht kam auf 327 Millionen Euro an externen Kosten für Frankreich und 2,3 Milliarden Euro für die gesamte EU. Über die Hälfte davon entfiel auf die Reinigung von belastetem Wasser.
Dem stellten die Autoren den Profit der Pestizidhersteller in der EU gegenüber, den sie mit 900 Millionen Euro bezifferten. Zehn Millionen Euro gäben die Hersteller jedes Jahr über ihre Lobbyverbände aus um die euopäische Politik zu beeinflussen. Das sei mehr als die europäische Lebensmittelbehörde EFSA für die Regulierung von Pestiziden zur Verfügung habe.
Lena Luig, Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung beim entwicklungspolitischen Inkota-Netzwerk, erklärte: „Es kann nicht sein, dass Konzerne wie Bayer und BASF jährlich Millionen Gewinne aus dem Pestizidgeschäft erzielen, während die Allgemeinheit für die Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide aufkommen muss.“ Um das von der Europäischen Kommission formulierte Ziel zu erreichen, den Pestizideinsatz in der EU zu halbieren, müssten die EU-Agrargelder von industriell wirtschaftenden Betrieben hin zu agrarökologischen Systemen umgeschichtet werden.
Die Zahlen passen auch gut zu einer Kampagne, die das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft gestartet hat. Menschen aus der Bio-Branche fragen den neuen Landwirtschaftsminister: „Herr Özdemir, was tun Sie dafür, dass es weiter Bio geben kann?“ und fordern ihn auf, aus der Anwendung synthetischer Pestizide auszusteigen. Eine Forderung, die man auch auf „Open Petition“ unterschreiben kann.
Pestizidstudie: Pesticides – A model that's costing us dearly
Kampagne Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft: Lieber Cem Özedmir: Was tun Sie dafür, dass es weiter Bio geben kann?
Petition für den Ausstieg aus der Anwendung synthetischer Pestizide
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