Biohandel

Erfolgreich mit Bio handeln.

Gastbeitrag

Warum das bessere Argument nicht unbedingt gewinnt

Wer langfristig am Markt bestehen will, braucht ein gutes Produkt. Aber eine starke Marke macht am Ende den Unterschied.

Der Bio-Markt in der Krise? Im Gegenteil! Während nach dem Krisenjahr 2022 mancher schon von „Peak Bio“ sprach, setzt sich das Wachstum der vergangenen Jahrzehnte bislang weiter fort – allerdings vorwiegend zur Freude des Lebensmitteleinzelhandels, der mit seinen günstigen Eigenmarken zum wesentlichen Treiber dieses Wachstums geworden ist. 

Philipp Wolf ist Senior Campaign Manager Private Label bei Rewe. Auf Swyytr schreibt er regelmäßig über die Food-Branche.

Die gute Nachricht für alle anderen: Der Preis ist längst nicht der einzige Kauftreiber. Die schlechte Nachricht: Rationale Argumente wie Tierwohl, Herkunft oder Ökobilanz sind es ebenso wenig. 

Denn im Lebensmittelregal setzt sich meist nicht das faktisch bessere Produkt durch, sondern seit Jahrzehnten die stärkste Marke. Das gilt für konventionelle Produkte ebenso wie für Bio. Insbesondere junge Unternehmen unterliegen oft dem Denkfehler, ihre objektiven Alleinstellungsmerkmale in den Fokus zu stellen. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, greift in der Praxis zu kurz. 

Lebensmittel sind keine rein rationalen Güter, sondern emotionale Alltagsbegleiter. Und gerade in Zeiten multipler Krisen verschieben sich die Kaufmotive: Egoistische Gründe wie Preis, Gesundheit oder der Wunsch nach Realitätsflucht gewinnen an Bedeutung. Altruistische Motive wie Nachhaltigkeit oder Fair Trade verlieren an Relevanz. Sie werden nicht ignoriert, sind aber selten ausschlaggebend für die Kaufentscheidung. 

Niemand würde ernsthaft behaupten, die erfolgreichsten Marken der Welt seien sensorisch oder qualitativ führend. Und doch prägen sie unser kollektives Geschmacksgedächtnis – weil sie ein Gefühl verkaufen, kein Produkt. Und das seit Jahrzehnten. 

Wer langfristig bestehen will, braucht mehr als ein gutes Produkt. Es braucht ein Narrativ, eine Haltung, ein Gefühl. Das gilt für manche Warengruppen mehr als andere – aber grundsätzlich immer. 

Am Ende entscheidet das Herz – nicht die Zutatenliste. Ein gutes Produkt ist die Voraussetzung. Aber eine starke Marke macht am Ende den Unterschied.

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