Je höher der Preisaufschlag bei einem Lebensmittel für Umweltfolgekosten ausfällt, desto stärker sinkt die Nachfrage der Kunden nach diesem Produkt. Das ist eines der Ergebnisse aus dem Projekt „Wahre Kosten 2023“, das der Discounter Penny gemeinsam mit der Uni Greifswald und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm ungesetzt hat und die am Dienstag auf der Grünen Woche vorgestellt wurden.
Für das Projekt wurden vom 31. Juli bis zum 5. August 2023 Umweltfolgekosten entlang der Lieferkette für neun ausgewählte Produkte in allen 2.150 Penny-Märkten in Deutschland ermittelt. Das Forschungsteam aus Greifswald und Nürnberg hatte hierfür die Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit in den Verkaufspreis mit eingerechnet. Diese sogenannten „Wahren Kosten“ wurden separat zum aktuellen Verkaufspreis hinzugefügt, was die Produkte teurer machte als normalerweise. Gleichzeitig wurden 2.255 Teilnehmende vor und nach der Kampagne zu dem Projekt befragt.
Die in dem Zeitraum erzielten Mehreinnahmen in Höhe von 325.000 Euro – also die Differenz zwischen dem ursprünglichen Verkaufspreis und dem Wahre-Kosten-Preis – spendete Penny dem Projekt Zukunftsbauer, mit dem Ziel, einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der familiengeführten Bauernhöfe im Alpenraum zu leisten.
Unterschiedliche Motivation, Produkte mit „Wahren Kosten“ zu kaufen
85 Prozent der Befragten gaben an, dass der Hauptgrund, die Produkte mit den „Wahren Kosten“ nicht zu kaufen, der Preis war. Dabei unterschieden sie zwischen Lebensmitteln aus ökologischer und konventioneller Erzeugung: zwar wurden beide weniger oft gekauft, allerdings fiel der Absatzrückgang bei Bioprodukten mit Preisaufschlag durchwegs etwas geringer aus. Die untersuchten Bio-Lebensmittel hatten grundsätzlich geringere Folgekosten als ihre konventionellen Gegenstücke. Ein pflanzliches Ersatzprodukt hat im Vergleich den mit Abstand geringsten Aufpreis.
Als Motivation, die Produkte trotz hohem „Wahren Preis“ kaufen, nannten die Käuferinnen und Käufer der Kampagnenprodukte,
- dass sie diese immer kauften (93%).
- ihr Interesse an Nachhaltigkeit (86%).
- die Verbindung mit dem Projekt Zukunftsbauern (83%).
Ein weiteres Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten bekundeten nach der Kampagnenwoche gewachsenes Bewusstsein um das Thema. Jeder Dritte traute der Kampagne zu, eine politische Debatte auszulösen.
„Eine Studie zu solch besonderen Preisanpassungen auf einer vergleichbar breiten, faktenbasierten Datenbasis hat es bisher noch nicht gegeben. Das ermöglicht eine völlig neue Qualität der Diskussion über die Umweltfolgekosten, auch im Hinblick darauf, ob der Lebensmittelhandel der geeignete Ort ist, dieses Thema zu adressieren“, so Projektleiter und Ressourcenökonom Professor Tobias Gaugler von der Fakultät Betriebswirtschaft an der Technischen Hochschule Nürnberg.
Preisschilder mit „Wahren Kosten“ können zu besserem Verständnis beitragen
Laut Gaugler habe die Kampagnenwoche gezeigt, dass die Befragten realisiert haben, dass die Wahren Kosten höher sind als ursprünglich angenommen. Allerdings finde „unverändert keine Differenzierung zwischen Produkten statt“. Gaugler zufolge müsse hier „wohl noch weiter gesellschaftsfähige und niederschwellige Bildungsarbeit geleistet werden, um aufzuzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere“. Er ist überzeugt, dass Preisschilder mit „Wahren Kosten“ zu diesem Verständnis beitragen können.
„Ich freue mich, dass es uns mit unserer Aktionswoche gelungen ist, einerseits breit auf das Thema Wahre Kosten aufmerksam zu machen und andererseits zusammen mit der TH Nürnberg und der Uni Greifswald zu einer wissenschaftlichen Grundlage für die Diskussion beizutragen“, teilte Penny-COO Stefan Görgens mit. Im zufolge sehe jeder Dritte das Projekt des Discounters als geeignet an, eine politische Debatte anzustoßen.
Penny hatte bereits 2020 das Thema „Wahre Kosten“ thematisiert, seinerzeit im Rahmen der Eröffnung seines Nachhaltigkeitserlebnismarktes in Berlin erstmals in der breiten Öffentlichkeit thematisiert. (mis)
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