Selbst bei erfolgsverwöhnten Unternehmen wie Voelkel erweist sich nicht jede Produktinnovation als Verkaufsschlager. Den erst im vergangenen Sommer gestarteten Verkauf von Pflanzenölen in Mehrwegflaschen stellt der Familienbetrieb wieder ein. „Trotz erheblicher Investitionen in Technik und Marketing sehen wir leider nur ein verhaltenes Interesse an Öl in Mehrweg am Markt“, begründet Christian Harder, Mitglied der Geschäftsführung bei Voelkel, den Schritt. „Die Produkte drehen sich nicht schnell genug und blockieren aufgrund hohen Aufwandes an die Reinigung der Produktionslinie dringend benötigte Produktionskapazitäten.“
Auch wenn man es bei Voelkel bedauert, „dass diese aus unserer Sicht sehr sinnvollen Produkte nun zugunsten der Lieferfähigkeit wichtiger Volumen-Artikel wieder weichen müssen“, der Innovationsfreude des Unternehmens tut das keinen Abbruch. Denn sie ist ein Garant dafür, dass der Bio-Pionier auch im vergangenen Jahr weiter gewachsen ist.
Stabiler Einkauf trotz Extremwettereignisse und Missernten
2023 konnte Voelkel den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 117 Millionen Euro steigern. Fortlaufende Innovationen wie frische Milchalternativen in Demeter-Qualität, Raw Kombucha oder eine komplett neue Smoothie-Range sorgten dem Unternehmen zufolge für neue Kundengruppen und eine höhere Wertschöpfung als bei Standardsäften.
Neben einer Vielzahl an Produkteinführungen begründet der Familienbetrieb aus dem niedersächsischen Wendland seinen Erfolg 2023 vor allem auch mit einem stabilen Einkauf. „Die global auftretenden Extremwettereignisse und Missernten haben uns deutlich weniger getroffen als den Rest der Branche“, erklärt Boris Voelkel, Geschäftsführer Einkauf. Mit fairen Preisen und sicherer Abnahme einer großen Bandbreite an Kulturen habe man die notwendige Resilienz für die Landwirte geschaffen. „Dies haben sie uns 2023 mit nur sehr moderat angehobenen Preisen und hoher Verlässlichkeit bei Lieferungen zurückgezahlt“, so Boris Voelkel.
Positiv ausgewirkt haben sich offenbar auch Maßnahmen zur Energieeinsparung. „2023 konnten wir zwölf Millionen Einheiten mehr produzieren als 2022 und haben dennoch unseren Bedarf an Energie um 20 Prozent senken können“, erklärt Co-Geschäftsführer Jacob Voelkel. Diesen konsequenten Kurs setze das Unternehmen aktuell mit dem Bau eines sieben Millionen Euro teuren Biomasseheizwerkes fort. „Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass sich jeder in Nachhaltigkeit investierte Euro doppelt rechnet. Für das Unternehmen und für die Natur“, so Jacob Voelkel.
In allen Vertriebsstrukturen gewachsen
Als weiteren Grund für das trotz zahlreicher Krisen positiv abgeschlossene Jahr 2023 nennt Voelkel die breite Distribution seiner Produkte. Voelkel-Getränke gibt es neben dem Fachhandel unter anderem auch im klassischen LEH. Das Unternehmen betreibt einen eigenen Online-Shop und hat bereits wiederholt mit der Deutschen Bahn kooperiert, die etwa Glühwein aus dem Wendland in ihre ICE-Bordbistros verkauft hat.
Laut Jurek Voelkel, ebenfalls Geschäftsführer und für die Bereiche Marketing und Vertrieb zuständig, ist der Familienbetrieb im vergangenen Jahr in allen Vertriebsstrukturen gewachsen. „Der Bio-Fachhandel ist dabei nach wie vor der wichtigste Absatzkanal und wird mit hohem Aufwand und maßgeschneiderten Marketingkampagnen unterstützt“, betont Jurek Voelkel.
Am stärksten wachsen im Voelkel-Sortiment weiterhin die Ingwershots. „Wir sind stolz, dass mit unserem Ingwer Kurkuma Shot im Jahr 2023 erstmalig ein Demeter-Produkt der Bestseller einer Kategorie im Gesamtgetränkemarkt geworden ist“, sagt Jurek Voelkel. Insgesamt konnte Voelkel seine Ingwershot-Absätze um mehr als 30 Prozent steigern und ist damit eigenen Angaben zufolge Marktführer in diesem Segment. Das Unternehmen sehe hier einen Trend zu größeren Gebinden mit einer besseren Preisleistung.
Neue Produkte und Zielgruppen in 2024
Trotz der positiven Gesamtentwicklung sieht sich Voelkel „weiterhin vielfältigen unternehmerischen Herausforderungen gegenüber“. Das Unternehmen kämpft weiterhin mit einem erheblichen Kostendruck bei Energie, Rohstoffen und Verpackung sowie bei Logistik und Transport. Ab 1. März wird es zudem mehr Geld für die Beschäftigten geben. Ihre Löhne sollen um sieben Prozent steigen. Eine weitere Erhöhung um 1,5 Prozent hat Voelkel zum 1. November 2024 angekündigt.
Neue Produkte und Zielgruppen sollen auch 2024 dafür sorgen, dass es bei Voelkel weiter vorwärts geht. Unter anderem steht der Launch von acht neuen Sorten Biozisch Light und Zero in der wiederverschließbaren Bavarian-Craft-Flasche an. „Wir werden diese Einführung mit umfangreichen Maßnahmen begleiten, die speziell die junge, urbane Zielgruppe ansprechen werden“, kündigt Jurek Voelkel an. Erklärtes Ziel sei es, viel mehr Menschen mit den Prinzipien der Bio- und Demeter-Landwirtschaft bekannt zu machen. Wenn es uns gelingt, die Grundgesamtheit an Bio-Käufern zu erhöhen, wächst auch die Zahl der neuen Überzeugungstäter, die es dann auch in den Fachhandel zieht.“
Wachstum an sich ist kein Unternehmensziel
Voelkel betont, dass Wachstum an sich kein Unternehmensziel sei, sondern die damit verbundene Tatsache, dass dadurch mehr Öko-Landwirtschaftsbetriebe einen gesicherten Absatzkanal geboten bekommen. Das steigere die Stabilität für bestehende Betriebe und mache es für Umstellungsinteressierte attraktiv, den Schritt in die Bio-Landwirtschaft zu gehen, teilte das Unternehmen mit. Gleichzeitig seien die seit Jahren konstant nach oben zeigenden Umsatzzahlen des Traditionsbetriebs Beweis dafür, dass wirtschaftlicher Erfolg und Gemeinwohl sehr gut vereinbar seien.
2011 hat sich die Familie Voelkel dazu entschieden, das Unternehmen in eine Stiftung zu überführen, deren oberstes Ziel die Förderung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit ist. 2022 ließ sich das Unternehmen zum zweiten Mal nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) bilanzieren und erreichte mit 663 von 1.000 möglichen Punkten eigenen Angaben zufolge eines der besten Ergebnisse in der Historie der GWÖ für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden. Aktuell beschäftigt Voelkel rund 350 Mitarbeitende.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.