Das neue Mehrwegsystem „RUDi“ soll die üblichen Einweg-Displays in Supermärkten ersetzen. Der Name „RUDi“ steht für „reusable display“. Ins Deutsche übersetzt heißt das „wiederverwendbare Präsentation“. Mit rund 125.000 Euro hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Entwicklung dieses Mehrwegsystems gefördert. „Das ist unser Beitrag für mehr Kreislaufwirtschaft im Einzelhandel, stärkeren Ressourcenschutz und zugleich Vorbereitung auf neue in Europa geplante Verpackungsgesetze“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
„Das ist ein viel zu hoher Energie- und Ressourcenaufwand für ein Ex-und-Hopp-Produkt.“
DBU-Experte Dr. Volker Berding vom Referat Ressourcenmanagement ergänzt: „RUDi spart Geld, Müll und macht die Abläufe effizienter.“ Denn: Die bisherigen für Sonderware genutzten Warenpräsentationen bestehen vor allem aus Papier, Pappe und Verbundstoffen.
Hajo Geugelin, Geschäftsführer des Unternehmens EcoRetail im nordrein-westfälischen Troisdorf, das RUDi entwickelt hat, erklärt: „Jedes Jahr werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 30 Millionen Einweg-Displays hergestellt. Daraus entstehen jährlich rund 165.000 Tonnen Abfall.“ Das wiederum verursache rund 315.000 Tonnen klimaschädliches Treibhausgas Kohlendioxid (CO2), was laut Geugelin dem CO2-Ausstoß von etwa 118.000 Autos entspricht. Dazu DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Das ist ein viel zu hoher Energie- und Ressourcenaufwand für ein Ex-und-Hopp-Produkt.“
Zusammenklappbare Boxen aus vollkommen recyceltem Kunststoff
Laut Geugelin handelt es sich bei dem neuen Mehrwegsystem um zusammenklappbare Boxen aus vollkommen recyceltem Kunststoff, die – je nach gewünschter Displayhöhe – übereinander gestapelt und entweder auf einem rollfähigen Untersatz oder einer Viertelpalette (beides ebenfalls zu 100 Prozent aus Rezyklat) montiert werden. Danach wird RUDi mit Ware bestückt und bei Bedarf kann der Mehrweg-Aufsteller leicht im Laden verschoben werden. „Die Haltbarkeit ist quasi unbegrenzt“, erläutert der EcoRetail-Geschäftsführer. „Sind Teile nicht mehr zu reparieren, kann man sie schreddern und in ein neues Produkt verwandeln.“
70 bis 80 Prozent Einsparungen bei Kohlendioxid und Kosten
Ermöglicht wurde die Entwicklung laut Geugelin auch durch die Kooperation mit einem Konsortium verschiedener Logistik- und Technologiefirmen, allen voran IPP. Dieses Unternehmen bietet Logistiklösungen für Lieferketten an und Kreislaufwirtschaft spiele dabei eine wichtige Rolle. „Die Handelslogistik steuert auf eine neue Ära zu“, ist Geugelin überzeugt. Der Effekt könne sich sehen lassen: „Wir gehen von 70 bis 80 Prozent Einsparungen sowohl beim CO2 als auch bei den Kosten aus. Transportwege, Lagerhaltung und Materialmengen werden erheblich reduziert.“
Europäische Verpackungsverordnung bringt neue Herausforderung für den Handel
Laut Geugelin bringt das veränderte System dem Handel in der EU auch einen weiteren Vorteil mit Blick auf die in Arbeit befindliche europäische Verpackungsverordnung (EU-VerpackV). Als Bestandteil des europäischen Grünen Deals, mit dem die EU bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden will, wird die EU-VerpackV die seit fast 30 Jahren geltende europäische Verpackungsrichtlinie grundlegend novellieren – und voraussichtlich schon ab 2025 neue Maßstäbe für das Inverkehrbringen, die Rücknahme sowie die Verwertung von Verpackungen setzen.
DBU-Generalsekretär Bonde sagt: „Kreislaufwirtschaft ist ein Erfolgsrezept, damit die Transformation zu mehr Umweltschutz und Ressourcenschonung gelingt. Für die Umsetzung brauchen wir besonders die mittelständische Wirtschaft. Und je eher sich Unternehmen in diese Richtung auf den Weg machen, desto größere Marktchancen haben sie.“ Davon überzeugt ist laut DBU bereits eine große Supermarktkette: Ab 2024 will sie RUDi schrittweise bundesweit an ihren Tausenden Standorten einsetzen. (juk)
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