Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Rinklin Naturkost

„DEN Fachhandel gibt es nicht mehr“

Wilhelm Rinklin und Sohn Harald über die Anfangszeit ihres familiengeführten Großhändlers, Unterschiede und Parallelen zu heute und worum sie sich gegenseitig beneiden.

BioHandel: Vom Ein-Mann-Betrieb zu einem mit 350 Mitarbeitenden – worauf gründet Ihr Erfolg, Wilhelm Rinklin?
Wilhelm Rinklin: Auf dem Pioniergeist meiner Eltern und Großeltern. Sie haben 1955 ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf Bio umgestellt. Als ich dazu kam hatte sich gerade Bioland gegründet, und im südbadischen Raum verdoppelte sich die Produktion von Bio, mancherorts verdreifachte sie sich sogar. Da war Druck auf dem Kessel. Die Ware ist immer mehr geworden, und die Kundschaft nicht so schnell mitgewachsen. Da war keine Zeit für Visionen, der Mini-Biomarkt hat gedrängt: Egal wie du‘s machst, mach!

Wie lief die Übergabe?
Harald Rinklin: Es gab einige Parallelen. Wir sind genauso reingeflogen und haben dann erst beim Tun gemerkt, wie die Praxis wirklich aussieht. Allerdings hat der Vater bei Null angefangen, als wir dazu kamen, hatten wir schon einen Umsatz von etwa 50 Millionen und mehr als 100 Mitarbeitende.

Was haben Sie verändert?
Erstmal gar nichts. Wir kamen in ein System, das bestens lief. Das heißt aber auch: Jeder im Unternehmen weiß ganz praktisch alles besser als du. Manchmal hätte ich gern die Rolle gehabt wie mein Vater, etwas Neues aufbauen zu können.

Wilhelm Rinklin: Umgekehrt beneide ich manchmal meine Jungen. Dass sie das Ding miteinander durch die Gegend schaukeln können. Das hat seine Herausforderungen, ist aber auch eine große Chance. Wenn drei zusammensitzen mit der gleichen Vorstellung, wo es lang gehen muss, kommen mehr Ideen zusammen, als wenn man‘s alleine macht.

„Mein Wunsch an die Händler: Mehr Selbstbewusstsein. Die Biohändler – das sind wir!“

Wilhelm Rinklin

Klappt das denn immer mit der gleichen Vorstellung?
Harald Rinklin: Ich bin heilfroh, dass ich nicht alleine bin. Gerade heute. Die Welt ist komplexer geworden und damit auch die Aufgabenstellungen. Bei einem Management-Seminar habe ich mal einen guten Leitsatz mitnehmen können: „Mach nicht den Fehler auf ruhige Zeiten zu warten, sondern finde deinen Weg.“

Wilhelm Rinklin: Ich werde immer wieder gefragt – und wie läuft‘s? Die glauben es nicht – drei Jungs, ein Laden, das kann doch nicht gut gehen. Aber es geht gut. Oder, Harald?

Harald Rinklin: Aber nur, weil du kein Patriarch bist oder einer wie der Chef der Drogerie Müller, der mit 90 noch den Einkauf übernimmt, weil er es besser kann.

30 Prozent Bio bis 2030 – sollte der Fachhandel jetzt die Speerspitze sein?
Harald Rinklin: „Den“ Fachhandel gibt es nicht mehr. Der wird gerade immer bunter. Wir müssen Schritt für Schritt gehen und gucken, wie der Markt reagiert und ob es sich richtig anfühlt. Prinzipiell aber bin ich überzeugt: Es wird immer Leute geben, denen wichtig ist, dass lokale oder regionale Netzwerke und Wertschöpfungsketten funktionieren.

Gibt es einen roten Faden Ihres Erfolgs?
Die intensive Beziehung zu Lieferanten und Kunden. Das hat sich nicht geändert. Das ist bei der Familie Rinklin in der DNA. In unserer Region haben wir eine Rolle und eine Aufgabe. Zunächst mal in unserer Firma gegenüber unseren Mitarbeitenden. Aber auch gegenüber den landwirtschaftlichen Betrieben. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, regionale Strukturen weiter auszubauen, anstatt günstiger außerregional zu kaufen. Zum einen macht‘s riesig Spaß, zum anderen ist es eine Mega-Verantwortung, der wir uns auch stellen wollen.

Wilhelm Rinklin: Wir sind die 100-Prozenter. Wir machen nix anderes als Bio. Die Quote der Menschen, die genau wissen was da läuft, was durch ihre Hände geht, die ist nirgends so hoch wie bei den 100-Prozentern. Das ist ihre Existenz. Mein Wunsch an die Händler: Mehr Selbstbewusstsein. Die Biohändler – das sind wir!

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