Biohandel

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„Wegbereiter“-Produkte

Rewe bringt Umstellungsware in die Läden

Der Lebensmittelhändler Rewe und der Öko-Verband Naturland unterstützen Landwirtinnen und Landwirte, die auf Bio-Anbau umstellen. Ihre Umstellungsware gibt es – als „Wegbereiter“-Produkt gekennzeichnet – ab jetzt im Rewe-Sortiment.

Rewe verkauft künftig unter einem neuen Label Bio-Umstellungsware in seinen Märkten. Der Lebensmittelhändler reagiere damit darauf, dass sich immer mehr Kundinnen und Kunden Obst und Gemüse wünschten, „das unbelastet von Pestiziden ist und mit natürlichem Geschmack überzeugt – eine Qualität, die Bio-Produkte liefern“, teilte das Unternehmen mit.

Landwirtschaftsbetriebe, die auf Bio umsatteln, produzieren während der Umstellungsphase bereits in kostenintensiverer Bio-Qualität, sie dürfen ihre Produkte aber nicht als „bio“ ausweisen und können deshalb im Prinzip keine höheren Preise für Ihre Waren verlangen. Dadurch haben sie zunächst finanzielle Nachteile.

Für diese Übergangszeit bietet der Lebensmittelhändler gemeinsam mit dem Öko-Verband Naturland Unterstützung: Ab dem zweiten Umstellungsjahr, also in der Lücke zwischen erhöhten Kosten ohne gleichermaßen gestiegene Preise, erhalten Landwirtinnen und Landwirte bei Rewe die Möglichkeit, ihre Umstellungsware mit dem Label „Wegbereiter“ zu vermarkten.

Das funktioniert so: Höfe, die sich in der Umstellungsphase befinden, beliefern Rewe mit ihrem Obst oder Gemüse. Diese Produkte werden zum gleichen Preis angeboten wie fertig umgestellte Bio-Ware. Der Mehrerlös gegenüber konventionellem Obst und Gemüse kommt laut Rewe den Landwirten und Landwirtinnen zugute, damit sie einen Teil ihrer Umstellungskosten refinanzieren können.

Obst und Gemüse aus der Umstellungsphase

Die Idee, neue Naturland-Betriebe schon im Prozess der Umstellung konkret zu unterstützen, hat ihren Ursprung in den gemeinsamen Jahresgesprächen, die die Naturland Zeichen GmbH, die verantwortlich für die Betreuung von Handel und Verarbeitung ist, regelmäßig mit Rewe führt, berichtet Naturland-Pressesprecher Markus Fadl. Die Zusammenarbeit des Verbandes mit dem Lebensmittelhändler besteht nach eigenen Angaben schon seit 14 Jahren.

Die Naturland-Expertinnen und -Experten gehen in der gesamten Umstellungsphase auf individuelle Fragen und Anliegen der Landwirte ein, erklärt Markus Fadl. Außerdem achtet Naturland auf die Einhaltung der Standards (siehe Infobox am Ende des Textes).

Rewe wird nun testen, wie Kundinnen und Kunden die Umstellungsware annehmen. Mit dem Kauf der „Wegbereiter“-Produkte kann sich die Kundschaft dafür einsetzen, dass immer mehr Bauern und Bäuerinnen den Schritt von konventioneller zu Bio-Landwirtschaft wagen und damit das Angebot an Bio-Obst und -Gemüse in Rewe-Märkten wächst, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.

„Wenn wir als Gesellschaft einen nachhaltigen Beitrag zur ökologischen Transformation leisten wollen, müssen wir umstellungswillige Landwirtschaftsbetriebe in der wirtschaftlich schwierigen Phase unterstützen. Zusammen mit Naturland haben wir mit dem REWE Naturland Wegbereiter Programm einen simplen, innovativen und sinnvollen Beschleuniger erarbeitet, der die Transformation zur ökologischen Landwirtschaft unterstützt, aber auch dem Verbraucher Sicherheit und einen transparenten Mehrwert bietet“, sagt Stephan Weist, Rewe-Einkaufsleiter für Obst, Gemüse und Blumen.

Start mit Spargel, Erdbeeren sollen folgen

Die ersten „Wegbereiter“-Produkte kommen vom Spargelhof Kügel in Abensberg in bayerische Rewe-Märkte: Wolfgang Kügel und seine drei Töchter Julia, Katrin und Anja führen einen wachsenden Betrieb mit über 70 Hektar großen Spargelfläche und 12 Hektar großen Anbaufläche für Beeren.

Sie befinden sich in der Umstellung auf die ökologische Landwirtschaft, was zum Beispiel bedeutet, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide oder mineralischen Stickstoffdünger mehr eingesetzt werden dürfen. Julia Fröhlich-Kügel beschreibt begeistert, wie sie die Umstellung auf dem Feld wahrnimmt: „Wir können zuschauen, wie sich der Boden verbessert, wieviel Leben im Boden steckt. Wenn man auf dem Feld steht, die Erde in die Hand nimmt und einen fingerdicken Regenwurm darin sieht, dann weiß man, dass der Boden gesund ist.“

Nach dem Start mit „Wegbereiter“-Spargel sollen als nächstes Erdbeeren aus Umstellungsbetrieben w in den Verkauf gehen.

Umstellungs-Standards auf einen Blick:

„Bei allen Umstellungsbetrieben wird vom ersten Tag an die Umsetzung der Standards kontrolliert“, sagt Markus Fadl, Pressesprecher von Naturland. Während der dreijährigen Umstellungszeit müssen sie vom ersten Tag an alle Bio- und Naturland-Richtlinien befolgen, dürfen ihre Ware aber noch nicht als Bio-Produkte vermarkten.

Diese Regeln gelten bei der Umstellung:

  • Umstellungsware darf verfüttert werden oder als Futter an andere Bio-Betriebe vermarktet werden. Das betrifft vor allem Getreide, Kleegras o.ä..
  • Bio-Speiseware darf hingegen erst am Ende der dreijährigen Umstellungszeit vermarktet werden.
  • Verkürzen lässt sich das bei tierischen Produkten wie Schweinen, Hühnern, die einen kürzeren Lebenszyklus haben als Rinder. Wenn der Stall umgebaut ist und man zu Beginn der Umstellungszeit neue Bio-Küken oder Bio-Ferkel einstallt, die von Anfang an richtliniengemäß gefüttert werden, darf deren Fleisch schon als Bio-Ware vermarktet werden.
  • Beim Pflanzenbau ist eine solche Verkürzung nicht möglich. Bei Gemüse etwa, das nicht als Futter verwendet werden kann, bedeutet die Umstellungszeit: Die Landwirte produzieren Bio (mit allen dazugehörenden Kosten), müssen die Ware aber konventionell vermarkten.
  • Möglich ist aber, die Ware als „Umstellungsware“ zu vermarkten – noch ohne EU-Bio-Logo, aber mit explizitem Hinweis darauf, dass das Produkt aus einem Betrieb stammt, der sich gerade in der Umstellung auf Bio befindet. Allerdings ist das im Lebensmitteleinzelhandel eher unüblich.
  • Hier setzt das „Wegbereiter“-Projekt an: Rewe unterstützt Umstellungsbetriebe, indem das Unternehmen eine Vermarktung der Ware schon in der Umstellungszeit ermöglicht.

Interessierte Landwirte und Landwirtinnen können sich per E-Mail bei Rewe melden: wegbereiter@rewe-group.de

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