Produkte aus den überfischten Weltmeeren im Billigsortiment anzubieten, kann eigentlich nicht nachhaltig sein. Denn niedrige Preise steigern bekanntlich den Absatz. Doch bei real verlässt man sich auf Siegel: „Als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler bietet real MSC-zertifizierten Dosenthunfisch unter der Preiseinstiegsmarke TiP an“, rühmt sich das Unternehmen in einer Pressemitteilung unter der Überschrift „Fischgenuss mit gutem Gewissen“. Ziel sei es, 100 Prozent aller Eigenmarken-Fischprodukte bis 2020 mit einem Nachhaltigkeitsstandard zertifiziert zu haben, kündigt Patrick Müller-Sarmiento, Geschäftsführer der zum Verkauf anstehenden Metro-Tochter an. Hierzu zählten die Siegel MSC, ASC, Global GAP, Bio und Best Aquaculture Practice (BAP).
Erläuterungen für die real-Kunden: „Das MSC-Logo kennzeichnet Produkte, die aus umweltschonenden Fischereien stammen. Der MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei hat den Anspruch, den langfristigen Erhalt von Fischbeständen und Lebensräumen im Meer zu sichern und fußt ausschließlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Produkte mit MSC-Siegel müssen daher die folgenden drei Punkte erfüllen:
- Der Fischbestand ist in gutem Zustand,
- der Lebensraum Meer wird geschont
- das Fischereimanagement ist wirkungsvoll, das heißt ausgerichtet auf nachhaltige, optimale Nutzung, so dass die Auswirkungen auf das befischte Ökosystem reduziert werden.“
Vor rund 20 Jahren gründeten Unilever (einer der weltweit größten Verarbeiter von Fisch) und der WWF eine Initiative für eine verantwortungsvolle Fischerei: den Marine Stewardship Council (MSC). Der ist inzwischen eine unabhängige, internationale Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, durch einen handelsbasierten Ansatz die Fischerei-Management-Praktiken zu verbessern und Kunden mit der „ökologisch besten Wahl bei Fischen und Meeresfrüchten“ zu versorgen. Offizielle Zielsetzung des MSC ist die Sicherung der Fischbestände für die Zukunft.
Greenpeace fordert Überarbeitung der Kriterien
Die Umweltorganisation Greenpeace hat das Marine Stewardship Council aufgefordert, die MSC-Kriterien so zu überarbeiten, dass das Siegel als überzeugendes Zeichen für eine ökologisch verantwortungsvolle und sozial verträgliche Fischerei steht:
- keine Zertifizierung von Produkten aus überfischten Beständen
- keine Zertifizierung von Produkten aus Fischereien, bei denen bedrohte Arten gefangen werden
- keine Zertifizierung von Produkten aus Fischereien, die eine hohe Beifangrate haben
- keine Zertifizierung von Produkten aus Fischereien, die zerstörerische Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben, sowie Grundschleppnetz- oder Tiefseefischereien
Zudem sollen alle drei Bereiche, Ökologie, Soziales und Wirtschaftlichkeit beim MSC gleichberechtigt in dem Entscheidungsgremium vertreten sein.
Auch Mitgründer WWF mahnt Reformen an. So fordert der Umweltverband zum Beispiel die vollständige Transparenz der zertifizierten Fischereien und Maßnahmen zur Verstärkung des Schutzes von gefährdeten, bedrohten und geschützten Arten. Der Einfluss der Zielfischerei insgesamt dürfe die Erholung von überfischten und gefährdeten, bedrohten und geschützten Arten nicht behindern. Bei real tragen die Thunfischdosen auch das Dolphin Safe Label, das zum Beispiel den Einsatz von Treibnetzen beim Fischfang verbietet.
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