Die industrielle Landwirtschaft in Süditalien hängt von billigen Erntehelfern ab. Am billigsten sind illegale Flüchtlinge, die auf jeden Cent angewiesen sind und sich wegen fehlender Papiere nicht gegen Ausbeutung wehren können. Meist von der Mafia kontrollierte Vorarbeiter, die Caporali, stellen die Trupps zusammen und ziehen den Arbeitern von ihrem mageren Lohn noch Kosten für Transport, Mieten oder Wasserflaschen ab.
Gegen dieses Caporalato-System stellt sich No Cap. Gegründet wurde das Untenehmen von dem Aktivisten und Autor Yvan Sagnet aus Kamerun. Er arbeitete selbst als Pflücker, organisierte vor zehn Jahren deren ersten Streik und will mit No Cap zeigen, dass es auch anders geht.
Vertriebsstellen gesucht
Das Umweltzentrumn Öko&Fair aus Gauting bei München vertreibt die Produkte von No Cap in Deutschland: Passata, Salsa und eingedoste Tomaten. „Wir suchen weitere Vertriebsstellen, um auf diesem Weg Integrationsprojekte zu unterstützen, die in Süditalien Geflüchteten ordentliche Arbeitsverträge, gerechten Lohn, menschenwürdige Unterkunft und Hilfe bei der Integration ermöglichen“, schreibt das Zentrum auf einer eigens für die No Cap-Produkte eingerichteten Webseite.
Sklavenhaltung und Ausbeutung seien Phänomen, die sich auch in Europa manifestieren, in Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei, sagt Yvan Sagnet auf der Webseite in einem Grußwort. „Allein in Italien sind rund eine halbe Million Menschen betroffen, die Obst und Gemüse ernten.“ Für 15 bis 20 Euro am Ende eines 20 Stunden-Arbeitstages. Ebenfalls auf der Webseite findet sich ein 57 Minuten langer Podcast der SlowFood-Jugend über diesen Aspekt der Tomatenernte: Rot wie Blut, der bittere Beigeschmack italienischer Tomaten.
Die Liste der Vertriebs-Stellen der No Cap-Tomatenprodukte besteht derzeit vor allem aus Weltläden in Süddeutschland. Es finden sich aber bereits einige Bio-Fachhändler darunter, etwa der Biomarkt La Vida in Utting am Ammersee oder der Bioladen Momo in Bonn.
Mit Werbefilm
Zu den No Cap-Produkte gibt es übrigens einen Film. Der Schweizer Regisseur Milo Rau drehte 2020 „Das neue Evangelium“: die Geschichte eines schwarzen Jesus, gespielt von Yvan Sagnet, mit Erntehelfern als Apostel. „Eine reizvoll eigenwillige Hybridform aus Dokumentar- und Spielfilm, aus Pamphlet und Passion, Arthouse und Aktionismus, inklusive eines Making-of“, lobte die Süddeutsche Zeitung. Im Nachspann des Films steht Yvan Sagnet in einem Supermarkt und wirbt für seine NoCap-Produkte.
Die Webseite des Films: dasneueevangelium.de
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.