Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg haben die Preise für Lebensmittel 2022 um mehr als 20 Prozent verteuert im Vergleich zum Vorjahr. Dass die Preisaufschläge für Bio dabei teilweise deutlich unter denen für konventionelle Ware lagen, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder berichtet (auch BioHandel hat das Thema im Sommer ausführlich aufgegriffen – s. Kasten). Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hat das mit einer systematischen Untersuchung nun noch einmal belegt und Ergebnisse im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin am Mittwoch vorgestellt.
Auf Grundlage von Daten der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft hat der BÖLW die Preise von Grundnahrungsmitteln im Herbst 2022 mit denen im Herbst 2021 verglichen. Ein Ergebnis: Beim Discounter kosteten konventionell erzeugte Möhren im Herbst 2022 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, im LEH stieg der Möhrenpreis um 20 Prozent.
Durchweg geringer fielen die Zuschläge für die Bio-Alternative aus. Der Aufschlag für ökologisch erzeugte Möhren lag im Discounter bei 45 Prozent und im LEH bei zwölf Prozent. Der Bio-Fachhandel, zu dem in der Untersuchung auch Reformhäuser und Direktverkäufer wie etwa Bio-Metzger gezählt wurden, hielt den Preis für Bio-Möhren mit zwei Prozent nahezu stabil.
Für konventionell erzeugte Butter mussten Kundinnen und Kunden im Erhebungszeitraum im Discounter 58 Prozent mehr zahlen und im LEH 59 Prozent. Für Bio-Butter berechneten Discounter 35 Prozent mehr und Supermärkte 29 Prozent. Der Naturkostfachhandel kalkulierte bei Bio-Butter nur 19 Prozent mehr.
„Die Zahlen belegen: Bio ist preisstabil und wirkt als Inflationsbremse“, fasste die BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres die Ergebnisse zusammen.
Bei Eiern zogen die Preise für konventionelle Ware ebenfalls stärker an als für Bio-Eier: Zwischen Herbst 2021 und 2022 nahmen Discounter für konventionelle Eier eine Preisanhebung von 18 Prozent vor, der LEH erhöhte um zehn Prozent. Für Bio-Eier gestalteten beide Anbieter den Preisanstieg moderater: Discounter verlangten zwölf Prozent mehr, Supermärkte plus vier Prozent. Dazwischen lag der Fachhandel mit einer Preiserhöhung von fünf Prozent.
Besonders verbraucherfreundlich war der Bio-Fachhandel bei der Preisgestaltung bei Äpfeln: Hier zahlten Kundinnen und Kunden im Herbst 2022 rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Den Preis für konventionell erzeugte Äpfel ging im Discounter lediglich um sieben Prozent und in den Supermärkten um zehn Prozent zurück. Für Äpfel in Bio-Qualität hielten Discounter (ein Prozent Preissteigerung) und LEH (keine Preisveränderung) den Preis stabil.
„Die Preise für Bio sind stabiler als die für konventionell erzeugte Lebensmittel", kommentierte die Geschäftsführerin des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN), Kathrin Jäckel. „Dabei weisen die Preise im Bio-Fachhandel, also in Bioläden und Bio-Supermärkten, die höchste Stabilität auf.“
Für den BÖLW zeigen die Ergebnisse klar, dass Bio besser für Krisen wie derzeit gewappnet ist. Als Grund nennt der Verband die bei Bio oft kurzen, regionaler ausgerichteten Wertschöpfungsketten „und eine ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft, die keinen teuren, synthetisch erzeugten Stickstoffdünger oder Pestizide benötigt“. Außerdem wirke die hohe Verbindlichkeit im Bio-Markt durch längerfristige Verträge inflationsdämpfend. Ebenso die höhere Vielfalt der Handelsstruktur. „Die Preise für Bio sind stabiler als die für konventionell erzeugte Lebensmittel. Dabei weisen die Preise im Bio-Fachhandel, also in Bioläden und Bio-Supermärkten, die höchste Stabilität auf. (mis)
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