Eigentlich schien schon alles in trockenen Tüchern zu sein. Nach Verhandlungsrunden mit verschiedenen Interessenten sah es zuletzt danach aus, dass die österreichische Bio-Metzgerei Juffinger den insolventen Bio-Hersteller Chiemgauer Naturfleisch übernehmen würde. Nun aber hat das bayerische Familienunternehmen Pichler Biofleisch die Traditionsmarke zum 1. Dezember 2023 übernommen, wie beide Unternehmen am Freitag mitteilten.
Die Pichler Biofleisch Vertriebs GmbH & Co KG, gegründet 1989, ist laut ihres Gründers und Geschäftsführers Josef Pichler die älteste Bio-Metzgerei in Bayern. Das Unternehmen betreibt mehrere Bio-Metzgereien in und um München und beliefert mit seinem Großhandel deutschlandweit den LEH sowie den Bio-Fachhandel, auch mit Waren von Chiemgauer Naturfleisch.
Beide Unternehmen sind seit ihren Anfangsjahren partnerschaftlich verbunden. „Die seit 30 Jahren bestehende, vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit mit dem bayerischen Familienbetrieb Pichler Biofleisch hat uns die Übergabe leicht gemacht“, teilte Chiemgauer mit.
Nur die Markenrechte wurden verkauft
Bereits zu Beginn der Insolvenz im Sommer 2022 meldete Josef Pichler, der mit seinem Unternehmen in Geretsried, südlich von München sitzt, Interesse an Chiemgauer an. Allerdings habe er nicht den Standort im mehr als 100 Kilometer entfernten Trostberg übernehmen wollen, der seinerzeit Teil der Verhandlungsmasse gewesen war, sagte Pichler im Gespräch mit BioHandel. Als zuletzt auch ausschließlich die Rechte an den Marken Chiemgauer Naturfleisch (Bio-Fachhandel) und Chiemgauer Bio (LEH) zum Verkauf standen, ging alles ganz schnell. Freitag vergangene Woche habe er davon erfahren, sagte Pichler. „Dienstag in der Früh habe ich mich dann entschieden.“
„Chiemgauer Naturfleisch bleibt im Bio-Fachhandel.“
Durch den Kauf der – laut Pichler gemessen am Umsatz – deutlich kleineren Traditionsmarke soll sich nur wenig verändern. „Wir wollen die Struktur von Chiemgauer Naturfleisch erhalten, denn die ist ja gut“, sagte Josef Pichler. Die Zusammenarbeit mit Partnern von Chiemgauer soll weitergeführt werden.
Pichler betonte außerdem: „Chiemgauer Naturfleisch bleibt im Bio-Fachhandel“. Kommende Woche werde er mit Biokreis-Geschäftsführer Josef Brunnbauer sprechen. Der Bio-Anbauverband zertifiziert die Fachhandelsprodukte von Chiemgauer. Pichler Biofleisch arbeitet bislang mit Bioland und Naturland zusammen. Die LEH-Marke Chiemgau Bio werde weiterhin ausschließlich im Chiemgau vertrieben, sagte Pichler. Im Rest der Republik wolle das Unternehmen weiterhin ausschließlich seine eigene LEH-Ware verkaufen.
Wie es nach der Übernahme für die Beschäftigten bei Chiemgauer weitergeht, ist unklar. Ein Mitarbeiter habe bereits fest zugesagt, künftig für Pichler weiterarbeiten zu wollen, so Josef Pichler.
Chiemgauer Naturfleisch hatte nach 30-jährigem Bestehen im Sommer 2022 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Anfang dieses Jahres übernahmen die beiden langjährigen Mitarbeiter Maria Dobler und Marcus Viertel die Geschäftsleitung von Cordula Gschlössl und Thomas Reiter. Auf der Biofach im Februar kündigte Chiemgauer an, sich breiter aufstellen zu wollen und präsentierte neben der LEH-Marke Chiemgau Bio erstmals auch Produkte für die Außer-Haus-Verpflegung.
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