In einem ersten Schritt soll die Streitkultur an der Spitze der AG beendet werden. „Wenn wir erfolgreich sein wollen, dann müssen wir uns gemeinsam auf den Weg machen und dürfen nicht gegeneinander arbeiten“, sagt Oswald, ohne konkret zu werden. Auch sei es notwendig, alle Beschäftigten mitzunehmen und zu begeistern. Für den Geschäftsführer ist das der Weg zu einer „neuen Unternehmenskultur“.
Zunächst werde der bislang nicht konsequent gegangene Schritt in die Digitalisierung fortgesetzt. In allen Unternehmensbereichen sollen zeitgemäße Arbeitsprozesse entstehen, zum Beispiel beim papierlosen Belegfluss. Die dadurch entstehenden Entlastungen böten neue Möglichkeiten der modernen Arbeitsplatzgestaltung und den Mitarbeitern den Freiraum, sich wieder mehr um ihre Kunden und Gäste zu kümmern.
Serviceorientierter, frischer und regionaler
Auch für die Basic-Kunden sollen Veränderungen in absehbarer Zeit sichtbar werden: „Wir wollen serviceorientierter werden, Bedientheken ausbauen und die Qualifizierung unseres Personals vorantreiben“, kündigt Oswald an. Auch die Regionalität wird bei dem Filialisten mit 30 Outlets in Deutschland und zwei in Österreich eine größere Rolle spielen: Das regionale Angebot in den einzelnen Regional-Clustern wie Ruhrgebiet oder Frankfurt soll ausgebaut und stärker kommuniziert werden. In den Filialen werde das gesamte Sortiment zunächst durch Renner/Penner-Analysen „entrümpelt“. Produkte, die sich langsam drehen, aber zum Serviceanspruch und zur Kompetenz von Basic gehören, bleiben jedoch im Regal.
Mit dem Schwerpunkt auf Bedientheken und qualifiziertem Personal sieht Oswald vor allem auch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem LEH: „Frischetheken haben mit Kompetenz und Menschen auf beiden Seiten zu tun. Da kommt der LEH so leicht nicht ran.“ Die Basic AG nutzt den Vertriebsweg LEH allerdings, um ihre Eigenmarke unter die Leute zu bringen. Offenbar mit gutem Erfolg, denn im Norden konnten Famila und die Combi-Verbrauchermärkte der Bünting-Gruppe als neue Handelspartner gewonnen werden.
Ab 2020 wieder schwarze Zahlen
Zwei Filialen hat Basic in den vergangenen Monaten geschlossen, Berlin 3 und die in Essen. „Wenn man an einem Standort kein Geld mehr verdient, muss man ihn aufgeben“, so Oswald. Den Luxus, schlecht laufende Filialen weiter zu betreiben, konnte sich Basic angesichts eines Fehlbetrages von 3,7 Millionen Euro in der Bilanz 2018 auch nicht leisten. „Die Bilanz 2019 sieht deutlich besser aus, gibt aber noch keinen Anlass zu Freudesstürmen“, verrät der Geschäftsführer. Und er legt nach: „2020 schreiben wir wieder schwarze Zahlen!“ Zwar habe Corona einen Anteil an dieser positiven Entwicklung, aber nicht nur.
Mit den rosigen Bilanz-Aussichten sind auch Neueröffnungen wieder realistischer geworden. Oswald stellt klar, dass man nicht wie mit der Gießkanne in ganz Deutschland Filialen eröffnen wolle, sondern nur in Regionen, in denen Basic jetzt schon aktiv ist. An Dennree als Großhändler werde trotz Konkurrenzsituationen festgehalten. Vom Online-Shop und dem Vertrieb über Amazon habe man sich verabschiedet. Basic will die Möglichkeiten des Internets in Zukunft mehr für die Kommunikation mit den Kunden nutzen und viel stärker auf sich aufmerksam machen als bislang.
Über Hermann Oswald
Hermann Oswald gehörte zu den Gründern des Unternehmens, zog sich jedoch 2001 aus dem operativen Geschäft zurück und baute den Bio-AHV-Großhändler EPOS Biopartner auf, dessen Geschäfte er weiterhin führt. Im Oktober 2018 wurde er in den Aufsichtsrat der Basic AG berufen, und übernahm im Februar 2019 dessen Vorsitz.
In der Mitteilung an die Handelspartner über den Vorstandswechsel bedankte sich Oswald bei Paulke für sein langjähriges Engagement, nannte aber keine Gründe für den Wechsel. Als einem der vier Gründer lägen ihm „das Unternehmen, seine Aktionäre und die dort tätigen Menschen sehr am Herzen“, schrieb Oswald und fuhr fort: „Ihr Wohlergehen hat mich dazu bewogen, nach gut anderthalb Jahren im Aufsichtsrat nun die Verantwortung für das Tagesgeschäft zu übernehmen.“ Er sei sich sicher, „dass es mit vereinten Kräften gelingen wird, unser Unternehmen in eine Zukunft zu führen, die diesen Namen verdient.“
Diese Äußerungen lassen vermuten, dass der Aufsichtsrat mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens unzufrieden war und es Paulke nicht mehr zutraute, das Ruder noch herumzureißen.
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