Prof. Dr. Chirine Etezadzadeh hat im Mai 2025 den Vorstand des Demeter-Verbands übernommen. Sie folgt auf Alexander Gerber, der den Verband nach zwölf Jahren zum Jahresbeginn verlassen hat. Etezadzadeh bringt Erfahrungen aus Industrie, Energiewirtschaft und Zukunftsstadt-Forschung mit. „Im Kern ging es in meiner Arbeit immer um Gestaltungs- und Transformationsprozesse.“ Eine vergleichbare Aufgabenstellung sieht sie auch bei Demeter und in der Bio-Branche.
Etezadzadeh versteht ihre neue Aufgabe bei Demeter als strategische wie werteorientierte Arbeit. „Es geht darum, die Zukunftsfähigkeit des Verbandes aktiv zu sichern.“ Dafür sei es wichtig, wertebasiert und wirtschaftlich sinnvoll zu handeln. Ziel sei es, Produkte hervorzubringen, „welche die Verbraucher in allen Dimensionen überzeugen“ und Verbandsleistungen anzubieten, „die unsere Mitglieder begeistern“.
Strategische Neuausrichtung von innen heraus
Die neue Vorständin will die Entwicklung des Verbands über ein „inneres Wachstum mit dem Ziel einer klaren Positionierung“ gestalten. „Wir wollen als starke Gemeinschaft mit gemeinsamen Werten und klaren Zielen in die Zukunft gehen.“ Dabei gehe es nicht um einen grundlegenden Umbruch, sondern darum, der Biodynamie „den Raum für Weiterentwicklung zu eröffnen“.
Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen spricht Etezadzadeh von einem „sich wandelnden Marktumfeld, auf das wir als Branche und als Verband entschlossen reagieren müssen“. Wie aus dem aktuellen Demeter-Entwicklungsbericht hervorgeht, ist die Zahl der Mitglieder von 2023 auf 2024 um rund fünf Prozent zurückgegangen. Aus ihrer Sicht ergeben sich daraus drei Aufgaben: „Erstens geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die unsere Mitglieder gezielt entlasten. Zweitens müssen wir die biodynamische Landwirtschaft weiter attraktiveren. Und drittens gilt es, die Begeisterung für unsere Marke zu pflegen und weiterzuentwickeln.“
Demeter sieht den Fachhandel laut Etezadzadeh weiterhin als wichtigen Partner. „Der Fachhandel ist für uns ein unverzichtbarer Partner und glaubwürdiger Botschafter der biodynamischen Idee.“ Der Verband wolle den Schulterschluss mit dem Fachhandel durch „transparente Kommunikation, gemeinsame Entwicklungsprozesse und gezielte Marketingaktivitäten“ stärken.
Auch im Lebensmitteleinzelhandel soll die Position der Marke geschärft werden. „Unsere Aufgabe ist es, Demeter sichtbar und verständlich zu machen: sowohl für Handelspartner als auch für Konsumenten.“ Dafür brauche es „geeignete Sortimente, gute Kommunikation und Markenerlebnisse“. Etezadzadeh betont: „Die Umsetzung dieser Aufgabe wird Veränderungsprozesse erfordern und Zeit in Anspruch nehmen.“
Kommunikation und Beteiligung im Verband fördern
Innerhalb des Verbands sieht Etezadzadeh Bedarf nach Teilhabe und Transparenz. „Demeter lebt von der Vielfalt und dem Engagement seiner Mitglieder und Mitarbeitenden.“ Sie erkenne den Wunsch nach „mehr Transparenz, Teilhabe und Dialog auf Augenhöhe“. Ziel sei eine Kultur, „in der sich alle eingeladen fühlen, mitzugestalten“. Geplant sind neue Formate des Austauschs und Besuche vor Ort.
Etezadzadeh spricht sich für stärkere Kooperationen aus. „Gemeinsam können wir politisch mehr bewegen, unsere Position im Markt stärken und Verbands-Bio als Qualität, die weit über die EU-Bio-Standards hinausgeht, sichtbar machen.“ Solche Allianzen könnten auch dazu beitragen, Resilienz aufzubauen. „Sinnvolle Allianzen machen uns potenziell resilienter und verleihen uns Größeneffekte, die uns stellenweise fehlen.“ Zugleich sei ihr wichtig: „Die Eigenständigkeit von Demeter als Entwicklungsgemeinschaft und Marke soll dabei aber gewahrt bleiben.“
Biodynamische Wirtschaftsweise sichtbarer machen
Gleichzeitig soll im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel die Position der Marke geschärft werden. „Wir wollen zeigen, welche Qualitäten und Potenziale die Biodynamie in sich trägt und dass sie wertvolle Antworten auf Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft bereithält.“ Wie diese Aufgabe konkret angegangen wird, soll in den kommenden Monaten entwickelt werden.
Für sich selbst formuliert Etezadzadeh ein klares Ziel: „Ich werde merken, dass ich angekommen bin, wenn sich Gemeinschaftlichkeit und ein konstruktives Miteinander weiter verfestigt haben, erste Vorhaben erfolgreich umgesetzt wurden, und unsere strategischen Impulse beginnen, Wirkung zu entfalten.“
Als Leitgedanken begleitet sie ein Vers aus dem Neuen Testament: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Was zähle, sei das, „was wir gemeinsam entstehen lassen – im Sichtbaren wie im Wirken darüber hinaus“.
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