Die Barnhouse Naturprodukte GmbH gehört seit dem 1. November zur S.HIPP.S GmbH von Stefan und Sebastian Hipp. Im November stieg auch Martin Eras, vorher Geschäfts- führer der Gmundner Keramik Manufaktur GmbH, in die Geschäfte von Barnhouse ein und leitete das Unternehmen in einer Übergangsphase gemeinsam mit Sina Nagl und Bettina Rolle. Neil Reen, der Barnhouse 1979 mit Nagl gründete, hatte den Übergang ebenfalls eng begleitet.
Müsli-Geschäft ist für Hipp-Familie nicht neu
Hipp will den deutschen Bio-Knuspermüslihersteller soll als eigenständiges Unternehmen am Standort in Mühldorf am Inn weitergeführt werden. Auch die Markeninhalte und deren Kommunikation sowie die heutige Kundenstruktur sollen unverändert bleiben. Bisher war die Marke Barnhouse exklusiv im Naturkostfachhandel
erhältlich. Das werde auch nach der Übernahme so sein, bestätigte Barnhouse auf Nachfrage.
Die S.HIPP.S GmbH hat ihren Sitz in München. Ihre Tätigkeiten sind einem Eintrag im Handelsregister zufolge „Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Beteiligungen an Unternehmen aller Art“. Geschäftsführer sind Stefan und Sebastian Hipp, denen das Unternehmen je zur Hälfte gehört. Die Brüder sind auch Gesellschafter der HiPP GmbH & Co. Vertrieb KG, deren Bio-Babynahrung und andere Produkte rund ums Kind in erster Linie im konventionellen Handel zu finden sind. Geleitet wird das Unternehmen noch immer von Dr. Claus Hipp. Das Müsligeschäft ist für die Familie nicht neu.
Uns war es besonders wichtig, Gesellschafter zu finden, die mit Leidenschaft Bio-Produkte herstellen.
Bereits in den 1950er Jahren gründete Hipp nach dem Produktionsstart in Pfaffenhofen (Oberbayern) das Schweizer Tochterunternehmen Bio Familia, Hersteller für Bio-Müsli.
Die Übernahme von Barnhouse durch die S.HIPP.S GmbH habe mit der HiPP GmbH [&] Co. Vertrieb KG und der Müsli-Tochter Bio Familia nichts zu tun. Es handele sich um eine Privat-Initiative von Stefan und Sebastian Hipp, machte Barnhouse auf Nachfrage noch einmal deutlich.
Verkauf an Hipp als logische Konsequenz
Das Unternehmen wurde vor 40 Jahren von den Bio-Pionieren Sina Nagl und Neil Reen gegründet, die das weltweit erste Bio-Knuspermüsli entwickelten. Mittlerweile stellt Barnhouse an die 20 knusprige Sorten Bio-Müsli für den Bio-Fachhandel her. Am Standort im oberbayerischen Mühldorf arbeiten rund 90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen daran.
Damit sich das Unternehmen weiterentwickeln könne, sei es der logische nächste Schritt gewesen, Barnhouse in die Hände erfahrener Bio-Hersteller zu übergeben. Sina Nagl: „Bei der Suche unserer Nachfolger war es uns besonders wichtig, Gesellschafter zu finden, die mit Leidenschaft Bio-Produkte herstellen und die besondere Unternehmenskultur einer Bio- Marke verstehen. In den Brüdern Stefan und Sebastian Hipp haben wir genau das gefunden. Wir freuen uns, dass die beiden ihre Erfahrungen und ihr Können künftig für die Zukunft von Barnhouse einbringen.“
Nagl und Rolle bleiben Barnhouse verbunden
„Natürlich geht mit der Verabschiedung der beiden Bio-Pionierinnen eine Ära in unserem Hause zu Ende“, heißt es in einer Pressemitteilung von Barnhouse. Sina Nagl und Bettina Rolle werden Barnhouse weiterhin verbunden bleiben und – wenn auch nicht in offizieller Funktion – bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Nachfolge immer wieder Thema in der Branche
In Deutschland stecken laut KfW Research rund 100.000 Unternehmen in einem Nachfolgeprozess. In der Biobranche tut sich ebenfalls einiges – wenn auch nicht immer mit einem lauten Knall, wie ihn der Naturkosmetikhersteller Logocos vergangenes Jahr mit seiner Übernahme durch L’Oreal ausgelöst hat.
Erst kürzlich ging die Wessanen Gruppe, zu der unter anderem Allos, Tartex und Cupper gehören, an den US-amerikanischen Investor Charles Jobson. Von Midsona Deutschland GmbH (Davert) übernommen worden, und damit in der Branche geblieben, ist die Eisblümerl Naturkost GmbH im Sommer dieses Jahres. Die Emmi Gruppe teilte im April mit, sie habe eine 66-Prozent-Beteiligung am österreichischen Bio-Ziegenmilch- und Schafmilchverarbeiter Leeb Biomilch GmbH übernommen. Arche Naturprodukte, Spezialist für Japanküche und Backzutaten, wurde zum 1. April unabhängig von der Biogarten VerwaltungsGmbH: Durch einen Buy-Out übernahm der bisherige Geschäftsführer Stefan Schmidt das Unternehmen und holte gleichzeitig die Purpose-Stiftung an Bord, um es mit deren Hilfe unverkäuflich zu machen.
Andere Gründer haben Führungsaufgaben an Mitarbeiter abgegeben. Michael Moßbacher, Gründer von Byodo, etwa, zog sich im Sommer aus dem dreiköpfigen Leitungsteam zurück; Josef Stellner und Andrea Sonnberger, führen das Unternehmen nun im Zweiergespann. Auch bei der österreichischen Kräuterhandelsgesellschaft Sonnentor begann eine neue Ära: Johannes Gutmann zog sich nach über drei Jahrzehnten aus dem Tagesgeschäft seines Unternehmens zurück. Gutmann ist noch Teil der Geschäftsführung, hat[nbsp]aber Aufgaben abgegeben, um mehr Zeit für seine Familie zu haben, und sein Wissen und seine Visionen mit anderen international zu teilen. Das Steuer haben die bisherigen Prokuristen Gerhard Leutgeb und Klaus Doppler sowie die Prokuristin Manuela Raidl-Zeller übernommen.
Für die Gründer ist es oft besonders schön, wenn Familienmitglieder nachrücken: Bei den Hermannsdorfer Landwerkstätten zum Beispiel ist der Generationswechsel mitterweile nach einer Übergangsphase von etwas mehr als zwei Jahren erfolgreich über die Bühne gegangen. Gudrun und Karl Schweisfurth übergaben an ihre Nichte Sophie. Vom Nachfolgeprozess der Hermannsdorfer Landwerkstätten berichtete Sophie Schweisfurth beim 3. Bio-Lebensmittelcamp. Rapunzel-Gründer Joseph Wilhelm holte Sohn Leonhard zuerst ins Unternehmen, und Anfang des Jahres ins Führungsteam, wo beide die Geschicke des Naturkostherstellers gemeinsam mit Margit Epple leiten. In der Geschäftsführung des Bio-Saftherstellers Voelkel GmbH arbeiteten Stefan Voelkel und Sohn Jacob Voelkel seit 2017 zusammen, im April 2019 kamen neben Christian Harder, die beiden weiteren Voelkel-Söhne Boris und Jurek dazu. Innerhalb der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller hat sich vor drei Jahren ein Netzwerk von Nachfolgern zur „Jungen AöL“ zusammengeschlossen. Die Gruppe hat einen Leitfaden zur Nachfolge junger Bio-Jungunternehmer veröffentlicht, den sie unter folgendem Link abrufen können: „Wie gestalte ich meinen Weg?“.
Die Bio-Branche ist also mitten drin in einem Nachfolgeprozess. Die Veränderungen bei Barnhouse sind heute die jüngsten, werden aber nicht die letzten sein.
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