Discounter Penny hat heute eine außergewöhnliche Filiale in Berlin-Spandau eröffnet, die das Unternehmen selbst als „Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt“ bezeichnet.
Das Geschäft ist Teil der Nachhaltigkeitsoffensive der Rewe-Tochter. Im neuen Markt bilden 20 interaktive Stationen deren „Nachhaltigkeitsmeilensteine“ aus den zurückliegenden Jahren ab. Darunter Tierwohlbemühungen, eigene Initiativen gegen Verpackungsmüll, Lebensmittelverschwendung, Abfalltrennung und Recycling.
Doppelte Preisauszeichnung für acht Lebensmittel
Neu ist Pennys Engagement für „wahre Preise“, die zeigen, was Produkte kosten, wenn man ihre ökologischen Auswirkungen entlang der Lieferkette berücksichtigt.
Eine Infostation erklärt Kunden das Prinzip, richtig interessant wird es am Regal: Acht ausgewählte Lebensmittel – Äpfel, Bananen, Kartoffeln, Tomaten, Mozzarella, Gouda, Milch und gemischtes Fleisch – sind in der Spandauer Filiale nicht nur mit den Discount-Preisen von Penny ausgezeichnet, sondern auch mit den von Wissenschaftlern ermittelten „wahren Preisen“.
"Wahre Kosten"
Im Unterschied zu den aktuellen Lebensmittelpreisen gehen in die „wahren Kosten“ („True Costs“) auch Umwelt- und soziale Folgekosten ein, die bei der Lebensmittelherstellung entstehen. Diese Folgekosten werden auch als "negative externe Effekte" bezeichnet. Sie werden von Lebensmittelproduzenten verursacht, aber indirekt von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen Verbraucher etwa für die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen.
Für die Berechnungen hat Penny mit einem Expertenteam der Uni Augsburg zusammengearbeitet. „Die zwangsläufig entstehenden Folgekosten unseres Konsums werden nicht berücksichtigt: Weder im ökologischen noch im konventionellen Landbau“, schreibt Penny bezugnehmend auf die Ergebnisse der Forschungsgruppe um Dr. Tobias Gaugler. Penny-COO Stefan Magel teilt mit: „Wir sind als Unternehmen in einem wettbewerbsintensiven Markt ohne Zweifel Teil des Problems. Ich glaube aber, dass wir mit diesem Schritt Teil der Lösung werden können.“
Penny müsste Bio-Preise um 35 Prozent erhöhen
Eingerechnet in die „wahren Kosten“ wurden von den Wissenschaftlern die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen von Stickstoff, Klimagasen, Energie und Landnutzungsänderungen. Weitere wichtige Aspekte wie Tierwohl oder die Folgen multi-resistenter Keime konnten laut Pressemitteilung mangels entsprechender Datengrundlage nicht berücksichtigt werden.
„True Cost Accounting“
Mittels „True Cost Accounting“ werden nicht nur die direkten Produktionskosten in den Preis eines Lebensmittels eingerechnet, sondern auch dessen Auswirkungen auf ökologische oder soziale Systeme in Geldeinheiten umgerechnet. Eine Bilanzierung von Lebensmittelpreisen anhand dieser wissenschaftlichen Methodik zeigt dem Konsumenten, welcher Preis tatsächlich für seine Lebensmittel derzeit schon anfällt.
Den Expertenberechnungen zufolge müsste der Verkaufspreis der acht konventionell erzeugten Penny-Eigenmarken-Produkte pro Kilogramm um durchschnittlich rund 62 Prozent steigen. Gemessen an den aktuellen Verkaufspreisen bei Penny entspricht das einer durchschnittlichen Preissteigerung von 2,30 Euro pro Kilogramm. Bei den Alternativen aus ökologischem Landbau liegt das Plus bei rund 35 Prozent oder 2,28 Euro pro Kilogramm.
Ausweitung auf andere Penny-Märkte möglich
An der Kasse werden die „wahren Preise“ nicht fällig. Ob sich Kunden davon in ihrer Kaufentscheidung dennoch beeinflussen lassen, will Penny jetzt herausfinden. Magel: „Ich hoffe, dass unsere Kunden positiv auf die doppelte Preisauszeichnung reagieren. Dann können wir uns gut vorstellen, sowohl die Anzahl der Produkte mit dieser Kennzeichnung zu erhöhen als auch den Test auf weitere Märkte auszuweiten.“
Penny betreibt in Deutschland 2.170 Filialen und beschäftigt rund 28.000 Mitarbeiter. 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro.
Pennys „Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt“
800 Quadratmeter,
15 Mitarbeiter, zwei Azubis
Adresse:
Fehrbelliner Straße 29
13585 Berlin Spandau
Kommentare
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Penny müsste konventionelle Preise um 62 Prozent erhöhen.....
Das sollte hervorgehoben und nicht im Fließtext versteckt werden.