Biohandel

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Organic Veggie Food

„Wir wollen neue Soto-Fans gewinnen“

Im Interview sprechen Soto-Gründerin und -Geschäftsführerin Maria Schramm und Sohn Lennard über ihre neue Einmarken-Strategie, den Ausbau der Produktion, Neuheiten 2024 und Kichererbsen aus Franken.

BioHandel: Frau Schramm, Herr Schramm, Soto gibt es seit 35 Jahren. Wie haben Sie dieses Jahr gefeiert?
Maria Schramm (MS): Wir haben über das ganze Jahr hinweg mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefeiert. Die Soto- Familie und unsere Kunden sind das Wichtigste. Mit unseren Kunden und Partnern haben wir verstärkt Aktionen im In- und Ausland veranstaltet. Es gab eine Social-Media-Kam­pagne und für Endverbraucher eine Verlosung von Soto-Pro­dukten.

Wie lief es zuletzt wirtschaftlich für Soto?
MS: Wir haben uns ähnlich entwickelt wie der Bio-Fachhandel insgesamt. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs haben uns vor große Herausforderungen gestellt, insbesondere in der Rohstoffbeschaffung. Außerdem haben auch wir die Delle im Einkaufsverhalten, die gestiegene Inflation und die hohen Energiekosten gespürt. Das betrifft uns wie alle anderen, die hochwertige Bio-Lebensmittel herstellen.

Lennard Schramm (LS): Wir haben versucht, dieser Situation mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzuwirken, um die Kunden wieder für unsere Produkte zu aktivieren und zu zeigen, dass diese ihren Preis wert sind. Wir haben wieder verstärkt Verkostungen organisiert sowie den Export und das AHV-Angebot weiter ausgebaut.

Und die Prognose für 2023?
LS: Wir merken nach wie vor eine Kaufzurückhaltung, sind aber zuversichtlich, dass wir Ende 2023 auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr zurückblicken können.

„Wir möchten dazu beitragen, dass die Kunden durch genussvolle Erlebnismomente wieder verstärkt in die Naturkostläden gezogen werden.“

Maria Schramm, Gründerin und Geschäftsführerin Soto

Zur Person

Maria Schramm ist Gründerin und Geschäftsführerin des Soto-Herstellers Organic Veggie Food. Sohn Lennard ist seit rund einem Jahr Assistent der Geschäftsführung. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und wird das Unternehmen perspektivisch übernehmen.

Sie haben sich entschieden, Soto auch im LEH anzubieten und Ihre dortige Zweitmarke einzustellen. Warum?
MS: Die Absatzmengen im LEH sind sehr gering. Gleichzeitig waren die zusätzlichen Kosten für Verpackung, Marketing und Logistik unserer Zweitmarke so hoch, dass das für uns nicht mehr sinnvoll war.

LS: Dazu kam, dass wir so zufrieden mit dem Markenrelaunch bei Soto waren, dass wir gesagt haben, diese tolle Marke wollen wir stärken und uns darauf konzentrieren.

Wo im LEH gibt es Soto?
MS: Wir vertreiben ein kleines Kernsortiment bei Feneberg, Tegut und in ausgewählten Rewe- und Edeka-Märkten im Süden.

LS: Die Menge, die bei uns über den konventionellen Handel läuft, ist sehr gering im Vergleich zum Fachhandelsgeschäft.

MS: Der Fachhandel ist nach wie vor unsere Heimat, unser Kern. Dort wollen wir auch die Soto-Produktvielfalt leben und auch immer wieder mit Neuentwicklungen überraschen und das Sortiment dynamisch halten.

Mit einem neuem Verpackungsdesign will Soto neue Kunden gewinnen.

Sie haben Soto ein neues Verpackungsdesign und einen neuen Claim verpasst. Was war dabei wichtig?
MS: Wir wollten, dass sich die Kunden einfacher zurechtfinden. Deshalb haben jetzt auch alle Produktgruppen ihre eigene Farbe und jedes Produkt sein eigenes Etikett – zuvor hatten wir nur unterschiedliche Etiketten für die einzelnen Produktgruppen. Das war für uns ein Riesenschritt. Und die Kunden haben das sehr gut angenommen.

LS: Wir wollen mit dem neuen Produktdesign das Interesse von noch mehr Kunden wecken, die uns vorher vielleicht noch nicht probiert haben. Wir hoffen, dass wir so neue Soto-Fans gewinnen können.

MS: Wir wollen Soto in Zukunft erlebbarer machen für die Endkunden. Sie sollen mehr darüber erfahren, wer wir sind und was wir genau machen. Wir sind ein Familienbetrieb und haben von Anfang an auf regionale Kooperationen gesetzt und entscheiden uns auch bei Nachhaltigkeitslösungen im Unternehmen stets für energieeffiziente und umweltfreundliche Varianten. Das alles möchten wir in Zukunft mehr mit unseren Endkunden teilen und hier offener und transparenter werden.

Kunden mit Genuss-Erlebnissen in den Fachhandel ziehen

Woher beziehen Sie die Rohstoffe für Ihre Produkte?
MS: Wir beziehen den Großteil regional. So haben wir vor einigen Jahren auch eine Kooperation mit Öko-Modellregionen hier in der Nähe gestartet, die für uns zum Beispiel Hafer, Emmer und Buchweizen liefern. Und dann haben wir auch andere Partner, die hier aus der Gegend diverse Mehlsorten, Sprossen, Karotten, Zucchini und weitere Rohstoffe liefern. Was wir nicht aus Bayern, Süddeutschland oder dem benachbarten Österreich in benötigter Qualität oder Menge bekommen, beziehen wir zum Beispiel aus anderen deutschen Bundesländern oder aus angrenzenden EU-Nachbarstaaten. Unser neuestes Projekt sind Kichererbsen aus Franken.

LS: Auf dieses Projekt sind wir sehr stolz. Die gesamte Produktion unserer Falafeln Traditionell haben wir umgestellt auf rein fränkische Kichererbsen. Dass man ein Convenience-Produkt mit bayerischen Kichererbsen kaufen kann, das gab es bislang noch nicht.

Verstehen Sie Ihre Produkte eigentlich als Fleischersatz?
LS: Ich glaube bei Leuten, die sich umorientieren wollen, weg von Fleisch, bei denen ist oft der erste Schritt der Griff zu einem veganen Schnitzel oder zu veganen Chicken Nuggets. Aber irgendwann möchte man vielleicht gar nicht mehr diesen künstlichen Fleischgeschmack und sucht nach innovativen, eigenständigen Produkten aus natürlichen Zutaten wie Gemüse, Nüssen und proteinreichen Hülsenfrüchten. Wir glauben, dass dieser Bereich, der nicht Fleischimitat sein will, weiter wachsen und immer wichtiger werden wird. Und da sind wir immerhin schon seit 35 Jahren ein Pionier.

Könnten Sie eine wachsende Nachfrage bedienen?
LS: Bei uns entsteht gerade ein Neubau, mit dem wir unter anderem unsere Kompetenzen und Möglichkeiten im Tiefkühlbereich deutlich erweitern, insbesondere für den Außer-Haus-Bereich. Wir sehen hier Wachstumspotenzial und wollen uns breiter aufstellen, um diesen Markt mit innovativen Bio-Produkten zu bedienen. Beim Bau berücksichtigen wir modernste Standards bezüglich Nachhaltigkeit, etwa bei der Energie- und Wärmerückgewinnung. Und natürlich installieren wir eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

MS: Insbesondere die Produktion und der Verpackungsbereich werden modernisiert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Unsere Mitarbeitenden erhalten zeitgemäße, ergonomischere Arbeitsplätze. Wir hoffen, dass wir Mitte April alles in Betrieb nehmen können.

Auf welche Soto-Produkte kann sich der Fachhandel im kommenden Jahr freuen?
MS: Es wird auf jeden Fall neue Produkte geben. Zum Beispiel eine gefüllte Teigspezialität, inspiriert aus der internationalen Länderküche, die sehr innovativ ist. Das Produkt ist fast fertig und wird auf der Biofach 2024 vorgestellt.

Was ist sonst noch geplant?
MS: Wir wollen wieder verstärkt Verkostungen anbieten, wie vor der Corona-Pandemie. Dazu vernetzen wir uns gerade wieder mit anderen Herstellern, um gemeinsame Verkostungen anbieten zu können.
Wir möchten damit auch dazu beitragen, dass die Kunden durch genussvolle Erlebnismomente wieder verstärkt in die Naturkostläden gezogen werden.

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