Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat bei den diesjährige Öko-Feldtagen in Baden-Württemberg zur Podiumsdiskussion geladen. Die teilnehmenden Experten und Expertinnen aus Politik, Vermarktung, Verarbeitung und Erzeugung kamen laut einer Pressemitteilung dabei zu diesem Fazit: Der Öko-Landbau braucht möglichst faire und langfristige Partnerschaften auf Augenhöhe. Sie forderten „effizientere und schlagkräftigere“ Strukturen.
Dr. Karl Kempkens, Leiter des Referats Ökologische Lebensmittelwirtschaft im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sagte, dass funktionierende Wertschöpfungsketten für die Ausweitung des Öko-Landbaus in Deutschland besonders wichtig seien. „Nur wenn wir Bio-Produkte im Ladenregal und auf den Tellern der Verbraucherinnen und Verbraucher haben, lässt sich das Ziel 30 Prozent Öko-Landbau erreichen“, so Kempkens.
Deshalb habe man bei der Ausarbeitung der neuen Bio-Strategie des BMEL mit Kompetenzteams aus der Praxis Maßnahmen erarbeitet, mit denen der Aufbau und die Weiterentwicklung von Wertschöpfungsketten gestärkt werden kann. Als Beispiele nannte Kempkens die Förderung bei der Einstellung, Weiterbildung und Vernetzung sogenannter Wertschöpfungskettenmanager und das Offenlegen von fairen Verträgen mit dem Handel, das anderen Markteilnehmern Orientierung bieten soll.
Langfristig angelegte Verträge geben Sicherheit und Verbindlichkeit
Laura Kulow, Kartoffelerzeugerin aus Sachsen-Anhalt und diesjährige Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau, berichtete von ihrem Vermarktungskonzept für Kartoffeln. Ihr Vater hat mit anderen Betrieben die „Bio-Kartoffel Nord GmbH“ aufgebaut, eine Erzeugergemeinschaft mit über 40 Zulieferbetrieben in ganz Deutschland. „Wir haben mit den Abnehmern aus dem Bio-Handel und der Bio-Verarbeitung sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Verträge sind meist langfristig angelegt und es gibt eine hohe Sicherheit und Verbindlichkeit“, betonte Kulow.
Mit Abnehmern aus dem Getreidebereich teste der Betrieb derzeit
dynamische Preismodelle, bei denen sich die Auszahlungspreise an den
aktuellen Marktbedingungen orientieren. Zulieferer haben laut Kulow die
Wahl, ob sie Kontrakte mit festen oder dynamischen Preisen wollen.
Aktuell diskutiere sie auch mit Abnehmern, ob beim Auszahlungspreis ein
gesellschaftlicher Mehrwert durch die nachhaltige Erzeugung
berücksichtigt werden könne.
Daniel Schloz, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft „Rebio“ in Baden-Württemberg, erklärte, dass man von Anfang an bestrebt war, die Rohstoffe so möglichst selbst zu verarbeiten und direkt an Bäcker und Lebensmittelhersteller zu vermarkten. „Das sorgt etwa beim Getreide für eine bessere, langfristigere Planbarkeit. Denn der Mehlpreis schwankt viel weniger als der Getreidepreis“, so Schloz.
Deshalb beliefere die „Rebio“ zum Beispiel seit über 30 Jahren einzelne Bäcker mit Bio-Mehl. Umgekehrt bringe sie einzelne Produkte der Bäcker in den Naturkosthandel, wovon letztlich beide Seiten profitierten. „Das ist für mich natürlich die Traumkombination einer Partnerschaft, die absolut auf Augenhöhe stattfindet“, sagte Schloz.
„Mein Traum ist, dass es mehr Bio-Vermarktungskonstrukte wie uns gibt. Das schafft Sicherheit und Stabilität für die Erzeuger.“
Auch Tina Andres, Geschäftsführerin der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft „Landwege“ in Lübeck und Vorstandsvorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), betonte die große Bedeutung langfristiger Absatzverträge für die Betriebe. Neben Bio-Supermärkten betreibt „Landwege“ auch eine Bäckerei sowie eine große Verarbeitungsküche in der Region. „Mein Traum ist, dass es mehr Bio-Vermarktungskonstrukte wie uns gibt. Das schafft Sicherheit und Stabilität für die Erzeuger“, erläuterte Andres. Gerade in Krisenzeiten wie aktuell bewährten sich solche Gemeinschaften besonders, weil es einen intensiven Austausch und Zusammenhalt unter den Betrieben gebe.
Für den Aufbau weiterer Erzeuger- und Vermarktungsgemeinschaften entlang der Wertschöpfungskette sei es aber wichtig, den Bereich Verarbeitung noch stärker in die eigenen Hände zu nehmen und effizienter zu gestalten. Hier habe der konventionelle Bereich noch einen großen Vorsprung. „Um eine mittelständische Erzeugung aufrechtzuerhalten, brauchen wir auch mittelständische Strukturen in der Verarbeitung und Vermarktung. Dafür müssen wir im Öko-Bereich noch mehr Kompetenz aufbauen“, stellte Andres klar.
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