Das wissenschaftliche Komitee „Countries officially engaged in Nutri-Score“ (COEN) hat den Algorithmus der Nährwert-Ampel Nutri-Score überarbeitet. Dabei wurden zentrale Forderungen des Bund Naturkost Naturwaren (BNN) umgesetzt, wie der Verband am Donnerstag mitteilte. Die vom COEN veröffentlichten Überarbeitungen des Nutri-Score-Algorithmus beinhalten demnach wesentliche Änderungen, die eine adäquatere Bewertung von Bio-Produkten mehr als bisher ermöglichen:
- Neue Kategorie „Fette, Öle, Nüsse & Samen“: Mit der neuen Kategorie können gesunde Fette sowie Nüsse und Saaten umfassender und differenzierter in die Bewertung einbezogen werden.
- Differenzierte Bewertungsskala für Ballaststoffe: Die überarbeitete Ballaststoff-Skala stellt sicher, dass ballaststoffreiche Lebensmittel besser von ballaststoffarmen Produkten zu unterscheiden sind und ernährungsphysiologische Vorteile hervorgehoben werden.
- Berücksichtigung der Korrelationen zwischen Protein, Calcium und Eisen: Da die Proteinkomponente im Algorithmus als Stellvertreter für wichtige Calcium- und Eisenquellen angesehen wird, ist eine differenziertere Bewertung von Fleisch- und Molkereiprodukten sowie Hülsenfrüchten möglich.
- Berechnung von Negativpunkten für den Einsatz von Süßstoffen: Künftig werden für kalorienfreie Süßstoffe in einem Getränk sogenannte „Negativ-Punkte“ durch den Algorithmus vergeben.
Laut einer Pressemitteilung begrüßt der BNN die Neuauflage des Nutri-Scores für eine angemessenere Bewertung von Bio-Produkten in den Kategorien „Feste Lebensmittel“, „Fette und Öle“, vor allem aber bei den Getränken. Besonders in letzterem Bereich könne durch die Aktualisierung Produkte nicht nur fairer bewertet werden. Es soll außerdem ein Anreiz geschaffen werden, Lebensmittel zu reformulieren und Zucker zu reduzieren, ohne kalorienfreie Süßstoffe einzusetzen.
So erhalten Cola-Light und ähnliche mit Süßstoffen gesüßte Erfrischungsgetränke nach dem künftig gültigen Algorithmus nur noch eine „C“-Bewertung statt ein „B“. Gleichzeitig werden zuckerarme Getränke günstiger bewertet, um sie klar von zuckerreichen Getränken abzugrenzen. Wasser behält weiterhin die beste Bewertung („A“).
Verarbeitungsgrad der Produkte weiter nicht berücksichtigt
Eine EU-weite Einführung des Nutri-Scores lehnen nach einer aktuellen Umfrage des BNN trotz der positiven Veränderungen 80 Prozent der Verbandsmitglieder ab. Ihnen fehlt die Berücksichtigung des Verarbeitungsgrades bei der Lebensmittelbewertung. Wird dieser nicht mit einbezogen, werden etwa Monoprodukte wie Käse, die für die private Weiterverarbeitung verwendet werden, mittels Nutri-Score deutlich schlechter bewertet als hochverarbeitete Produkte wie Pizza, teilt der BNN mit. Da vielen Menschen nicht klar ist, dass beim Nutri-Score nur Produkte innerhalb einer Produktgruppe vergleichbar sind, entsteht also ein verzerrtes Bild: die Tiefkühlpizza wird im Vergleich zu Käse fälschlicherweise als gesünder wahrgenommen.
„Es ist uns ein zentrales Anliegen, dass insbesondere die ernährungsphysiologische Qualität von Bio-Produkten angemessen bewertet wird, um eine transparente Entscheidungshilfe zu gewährleisten“, heißt es seitens des BNN. „Trotz zahlreicher Verbesserungen des Nutri-Score-Algorithmus bleibt die Aussagekraft für eine gesunde Ernährung insgesamt eher begrenzt. Auch wir stellen fest, dass (…) der Nutri-Score keine Aussage über eine gesunde Ernährungsweise trifft“, so Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN.
Der Bericht zur Aktualisierung des Nutri-Score-Algorithmus für die Kategorie „Obst, Gemüse & Hülsenfrüchte“ wird Ende 2023 veröffentlicht. Verbunden mit einer zweijährigen Übergangsfrist, tritt der angepasste Nutri-Score am 31. Dezember 2023 in Kraft. (dan)
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