Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner liebt es gerne peppig; das gilt auch für ihre neue Kampagne „Landwirtschaft ist mehr wert“. Auf knallig einfarbigem Hintergrund prangt der Slogan: „Gibt’s nicht für’n Appel und’n Ei“. Jeweils kombiniert mit „Mehr Tierwohl“, „Mehr Artenvielfalt“, „Mehr Klimaschutz“ und „Unsere Lebensmittel“. Die so entstandenen bunt-knalligen Ansagen gibt es dann als Social-Media-Motive zum Download, mit einem kleinen bmel.de als Hinweis auf den eigentlichen Absender.
Doch diese digitalen Gimmicks sind nur die Rechtfertigung für die Themen-Webseite des BMEL. Sie zeigt, dass es bei dieser Kampagne nicht um das Image der Landwirtschaft geht, sondern (wie so oft) um das der Ministerin. Sie lässt auf den einzelnen Themenseiten nocheinmal auflisten, was sie alles für mehr Tierschutz, mehr Klimaschutz, mehr Artenvielfalt und bessere Lebensmittelpreise getan hat: Keine Initiative und Strategie, kein Förderprogramm und kein Wettbewerb bleiben unerwähnt, Broschüren und Videos werden verlinkt sowie jede Menge Unterseiten mit noch mehr Lob.
Da kommt einiges zusammen, etwa das Digitale Experimentierfeld „DigiSchwein" oder die Initiative „Bienen füttern“. Doch leider fehlt das Entscheidende, das, was die Landwirtschaft wirklich nachhaltiger machen und für mehr Klimaschutz, Artenvielfalt und Tierwohl sorgen würde: klare Strategien mit Zeitvorgaben, strenges Ordnungsrecht für die Tierhaltung, marktwirtschaftliche Steuerung etwa durch Abgaben auf Pestizide oder tierische Produkte, Subventionen für Gemeinwohlleistungen statt für Flächenbesitz.
Bei all diesen wichtigen Themen hat die Ministerin versagt. Das lässt sich auch durch die schönste „Informationsoffensive“ nicht mehr kaschieren. Es wird voraussichtlich die letzte ihrer Art sein. Klöckners Nachfolger*in sollte die Webseite allerdings im Netz lassen und nur die Überschrift ändern in: „Die Landwirtschaft hat mehr verdient“.
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