Der deutsche Lebensmittelhandel hat sein Vegan-Sortiment in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Viele Unternehmen haben „sehr gut auf die große Nachfrage nach pflanzlichen Produkten reagiert“, sagt etwa Luisa Kucz von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. Die Berliner Organisation untersucht regelmäßig das vegane Angebot der konventionellen Vollsortimenter und Discounter.
Beim Start der Store-Checks 2015 konnten Händler die ersten Plätze auch dann noch erreichen, wenn sie nur in einigen Produktkategorien innovative vegane Produkte führten. Seitdem hat sich viel verändert. „Heute gibt es bei Supermärkten und Discountern so viel pflanzliche Vielfalt wie nie zuvor“, beobachtet die Stiftung.
Einer Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher scheint das Angebot an pflanzlichem und veganem Ersatz für tierische Produkte in den Regalen der Supermärkte und Discounter zu genügen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Demnach halten 72 Prozent der Bundesbürger das Vegan-Angebot für ausreichend beziehungsweise gerade richtig.
Viele Flexitarier, wenig Vegetarier, kaum Verganer
Für die Umfrage wurden insgesamt 1.026 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Personen ab 18 Jahren befragt. Davon gaben 41 Prozent an, Flexitarier zu sein, also nur gelegentlich Fleisch zu essen. Neun Prozent ernähren sich vegetarisch und drei Prozent vegan. 47 Prozent der Befragten wollten sich keiner diese dieser Ernährungsweisen zuordnen.
Mit zwölf Prozent ist der Anteil derjenigen Frauen, die sich vegetarisch ernähren, doppelt so hoch wie bei den Männern. Und je jünger die Befragten sind, desto häufiger geben sie an, sich vegetarisch zu ernähren. So bezeichnen sich 15 Prozent der unter 30-Jährigen als Vegetarier. Bei den Befragten ab 60 Jahren sind es nur sechs Prozent.
Kaufgründe für pflanzliche Produkte: Umwelt, Tierwohl, Gesundheit
Wenn sie erklären müssten, warum die Menschen mehr pflanzliche Produkte kaufen sollten, stehen für die Mehrheit der Befragten Umwelt, Tierwohl und Gesundheit an oberster Stelle.
- 62 Prozent würden den bevorzugten Kauf pflanzlicher Produkte damit begründen, dass es besser für das Klima sei.
- 52 Prozent würden argumentieren, es sei wichtig für das Tierwohl.
- 51 Prozent würden anführen, dass pflanzliche Produkte zu konsumieren einfach gesünder sei.
- 21 Prozent würden den guten Geschmack als Grund dafür nennen, warum man mehr pflanzliche Produkte kaufen sollte.
Gleichzeitig legen die Befragten Wert darauf, dass Ersatzprodukte nicht ungesünder sind. Insbesondere vegane Wurst-, Fleisch oder Mopro-Alternativen haben oft eine lange Zutatenliste und enthalten mitunter mehr Zucker, Salz oder Fette, um sensorisch und geschmacklich möglichst nahe an das „Original“ heranzukommen. Für zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmenden wäre das ein Grund, solche Produkte nicht zu kaufen.
Wie Lebensmittelhändler den Vegan-Verkauf ankurbeln können
In seiner Befragung wollte der BVLH auch wissen, was Lebensmittelhändler tun können, damit Kunden mehr pflanzliche Lebensmittel kaufen.
- Für die Hälfte (51 Prozent) der Teilnehmenden wären pflanzliche Lebensmittel und vegane Alternativen aus regionalem Anbau ein Kaufargument.
- 43 Prozent würden mehr pflanzliche Lebensmittel kaufen, wenn Händler diese günstiger anbieten würden.
Auch Tipps zur Zubereitung sowie Rezepte für pflanzliche Lebensmittel oder Mitmachaktionen im Laden wären eine Motivation für Extra-Käufe. Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten nannten das als Grund, mehr pflanzliche Lebensmittel zu kaufen. 29 Prozent gaben an, dass sie mehr pflanzliche Produkte kaufen würden, wenn es ein größeres Angebot gäbe. Und immerhin noch 15 Prozent der von Forsa Befragten würden sich zum Mehrkauf animiert fühlen, wenn ihr Lebensmittelhändler sie über die Vorteile einer pflanzenbetonten Ernährung informieren würde – etwa in Form von Flyern, Broschüren, Infoständen oder Erklärvideos. (mis)
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