Dieser Artikel wurde am 3. März aktualisiert: Die Flächenzuwächse bei den Bio-Anbauverbänden 2021 wurde mit der Entwicklung bei Biokreis (+11 Prozent) ergänzt.
Nach der Online-Ausgabe 2021 wollen die Veranstalter von Biofach/Vivaness in diesem Jahr ihren Besucherinnen und Besuchern wieder Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik zum Fühlen, Riechen und Schmecken anbieten. Passend zum Juli-Termin denken die Organisatoren dabei derzeit über „Outdoor-Elemente“ nach, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Summerfeeling zu bieten, sagte Messe-Leiterin Danila Brunner am Dienstag zu so etwas wie dem Auftakt der weltweit größten Bio-Messe in Nürnberg.
Brunner und ihr Team arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Summer Edition von Biofach/Vivaness auf der sie rund 2.500 Aussteller erwarten. Doch die traditionelle Branchen-Bilanz mit vielen Zahlen zum deutschen und internationalen Bio-Markt gab es bereits im Vorfeld.
Insgesamt entwickelt sich Bio weiter positiv. Verglichen mit dem Vorjahr stieg der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen in Deutschland 2021 auf 10,8 Prozent, teilte Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mit. 64 Prozent aller Bio-Flächen werden demnach nach den Richtlinien von Bio-Anbauverbänden bewirtschaftet. Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis verkündeten Flächenzuwächse zwischen sieben und elf Prozent.
Forderung nach einem „Bio-Aktionsplan“
„Dass viele neue Bäuerinnen und Bauern die Bio-Chance ergriffen, ist
gut“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) Tina Andres. Doch um das Ziel von 30
Prozent Bio-Landwirtschaft bis 2030 zu erreichen, brauche es jedes Jahr
zwölf Prozent mehr Ökofläche. 2021 betrug das Flächenplus laut BÖLW 4,8
Prozent.
Das Ziel sei zu schaffen, sagte Andres. In der Vergangenheit habe es solche Zuwachsraten schon mehrmals gegeben. Dabei appellierte sie auch an die Politik, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und diese auch verbindlich zu machen. „Wir brauchen einen Bio-Aktionsplan für den Umbau der Lebensmittelwirtschaft“, sagte Andres. Als Vorbild nannte sie die Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende, die einem festen Fahrplan folge.
Dass Bio immer gefragter wird, zeigt auch der Blick auf den Umsatz mit ökologisch produzierten Lebensmitteln. 2021 stieg dieser um 5,8 Prozent auf 15,87 Milliarden Euro. Für den Löwenanteil an diesem Wachstum waren laut Zahlen der AMI der LEH, die Discounter und Drogeriemärkte verantwortlich. Deren Umsätze mit Bio stiegen zusammengenommen um 9,1 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro, während der Naturkostfachhandel um 3,3 Prozent verlor und 3,6 Milliarden Euro umsetzte. Etwas plastischer drückte es Berater Klaus Braun aus: Von rund 190 Euro, die statistisch gesehen im vergangenen Jahr pro Kopf in Deutschland für Bio ausgegeben wurden, landeten 43 Euro im Naturkostfachhandel.
Blickt man auf den Bio-Gesamtmarkt, teilten sich LEH, Discounter und
Drogerien davon im vergangenen Jahr 62,3 Prozent untereinander auf. Die
Naturkostfachgeschäfte kamen auf einen Anteil von 22,6 Prozent. „Die
Bedeutung des Naturkostfachhandels für Bio-Lebensmittel nimmt sukzessive
ab“, sagte Klaus Braun mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre. Zu
Beginn des vergangenen Jahrzehnts habe dessen Anteil noch bei weit über
40 Prozent gelegen.
Verkaufsschlager waren 2021 insbesondere Pflanzendrinks. Deren Bio-Anteil am Gesamtmarkt erreichte 62,4 Prozent, bei Fleischersatz waren es 26,6 Prozent, Eier stiegen auf knapp 17 Prozent, Mehl auf über 15 Prozent. Trotz einer stark gestiegenen Nachfrage nach Bio-Fleisch machte dieses im vergangenen Jahr lediglich zwei Prozent am Gesamtfleischmarkt aus. Insgesamt erhöhte sich der Bio-Anteil am deutschen Lebensmittelmarkt laut Schaack auf vorläufige 6,8 Prozent.
Trotz aktuell hoher Inflation und Rohstoffengpässen sind die Preise für die meisten Produkte im vergangenen Jahr kaum gestiegen. „Im Großen und Ganzen haben wir bislang nur mit leichten Preissteigerungen im Laden zu tun“, sagte Diana Schaack. Das werde sich 2022 aber vermutlich ändern. „Auch im Laden brauchen wir höhere Preise, um die gestiegen Kosten zu decken“, sagte Schaack.
Auch weltweit gesehen ist Bio weiter auf dem Vormarsch. Die aktuellsten Zahlen dazu, die vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) gemeinsam mit IFOAM Organics International vorgestellt wurden, stammen aus dem Jahr 2020. Zu diesem Zeitpunkt war der globale Bio-Markt mehr als 120 Millarden Euro schwer, 14 Milliarden Euro mehr als 2019. FIBL und IFOAM zufolge war es der bislang höchste Zuwachs.
Gemessen am Umsatz waren die USA 2020 der größte Bio-Markt mit einem Volumen von knapp 50 Milliarden Euro, gefolgt von Deutschland mit rund 15 Milliarden Euro und Frankreich mit 12,7 Milliarden Euro. Die globale Landwirtschaftsfläche, die biologisch bewirtschaftet wurde, betrug 1,6 Prozent. Sie legte 2020 um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Den höchsten Anteil an Bio im Lebensmitteleinzelhandel insgesamt hatten die Dänen mit 13 Prozent. Am meisten für Bio gaben die die Schweizer aus: 2020 waren es im Schnitt 418 Euro.
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