Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) hat im Austausch mit Landwirten, fachlichen Experten, Molkereien und dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel ein eigenständiges Tierwohl-Zertifizierungsprogramm entwickelt. Es soll am POS Auskunft über die tiergerechte Haltung von Milchkühen geben. Mit dem Label könnten Molkereien den Mehrwert ihrer Erzeugnisse kommunizieren und Verbraucher sich beim Einkauf bewusst für mehr Tierwohl entscheiden, teilte die DLG mit.
Das Label wird es in vier Stufen geben: Basis, Bronze, Silber und Gold. Die Kriterien umfassen Platz und Ausgestaltung in den Ställen, den Gesundheitszustand der Tiere, Anforderungen an die Futtermittel und das Management des Betriebs. Bei den Haltungsbedingungen entsprechen die vier Stufen der Haltungskennzeichnung des Handels (Stallhaltung, Stallhaltung Plus, Außenklima und Premium).
Bio-Milch: Im Prinzip Gold, aber...
Bio-Milch entspräche in diesem Bereich also DLG-Gold. Allerdings müssten die Betriebe für eine Auszeichnung auch die anderen Mindestanforderungen erfüllen, die von den Öko-Standards nicht abgedeckt sind. Dazu gehören etwa eine niedrige Zellzahl in der Milch als Qualitätskriterium, eine Bestandsbetreuung durch einen Tierarzt oder bestimmte Boxengrößen. Bio ist also nicht automatisch Gold, sondern die Betriebe müssten sich zusätzlich zertifizieren lassen.
Die Zertifizierung der Milchviehbetriebe erfolgt durch ein Vor-Ort-Audit mit Stall- und Dokumentenprüfung. Sie wird alle zwei Jahre wiederholt. Zusätzlich werden auch die Molkereien auditiert um sicherzustellen, dass die Rohmilch aus den DLG-zertifizierten Höfen nicht vermischt oder verwechselt wird.
Bei den Verbrauchern ist die DLG bisher mit ihren Lebensmittel-Auszeichnungen, den DLG-Medaillen bekannt. Mit dem Tierwohllabel wagt sie sich in ein neues Gebiet vor, ein Zeichen dafür, dass sie bei Molkereien und Handel einen Bedarf für eine derartige Auslobung sieht.
Zeit für ein neues Label
Die Milchkuh-Haltung eignet sich dabei aus zwei Gründen besonders für ein Tierwohllabel: Es gibt keinen gesetzlichen Standard; die Rinderhaltung ist bis heute in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverodnung nicht geregelt. Es besteht also ein gewisser Bedarf, sich nach unten abzugrenzen.
Molkereien und Handel haben außerdem mit der Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung als Differenzierungsmerkmal gute Erfahrungen gemacht. Nachdem über 70 Prozent der angelieferten konventionellen Milch umgestellt sind, braucht der Markt etwas Neues. Bio-Molkereien dürften sich im Wesentlichen darauf verlassen, dass Verbraucher bei Bio sowieso von einer artgerechten Haltung und Tierwohl ausgehen.
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