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Studie

Landwirtschaftliche Expansion gefährdet Klima- und Biodiversitätsziele

Nach Einschätzungen globaler Organisationen soll die Landnutzung für Agrarzwecke weiter steigen. Das betrifft laut einer neuen Erhebung der LMU München vor allem die Tropen. Dabei gibt es laut den Studienverfassern Möglichkeiten, gefährdete Regionen zu schützen und gleichzeitig ökonomisch zu profitieren.

Die Expansion landwirtschaftlich genutzter Flächen ist weltweit einer der größten Verursacher für Treibhausgasemissionen, Abholzung und den Verlust natürlicher Lebensräume sowie der Artenvielfalt. Wie eine neue Studie unter der Leitung von Julia Schneider, Doktorandin an der Ludwig-Maximilians-Universität zeigt, wird sich die Ausdehnung dieser Flächen aufgrund der steigenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen für Nahrung, Futtermittel, Faserstoffe und Bioenergie ohne entschiedene politische Maßnahmen aller Voraussicht nach weiter fortsetzen.

Weltweit erwarten die Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) und die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) bis 2030 eine Ausweitung der weltweiten Anbauflächen um 3,6 Prozent. Insbesondere in den Tropen sehen Experten noch große landwirtschaftliche Potenziale.

Eine weitere Expansion würde zwar die globale landwirtschaftliche Produktion um zwei Prozent erhöhen. Die damit verbundenen Landnutzungsänderungen würden nach Angaben der Studienverfasser jedoch langfristig rund 17 Gigatonnen CO2 freisetzen und in den betroffenen Gebieten zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt um 26 Prozent führen. „Dies wäre insbesondere für den weltweiten Klimaschutz und die Bemühungen für den Erhalt von Biodiversität eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt Florian Zabel.

Welche Flächen müssen vorrangig geschützt werden?

Angesichts der jüngsten politischen Bestrebungen zum globalen Schutz von Natur, Wäldern und Biodiversität bewerteten die Forschenden auch die Auswirkungen einer globalen Naturschutzpolitik und die daraus resultierenden Folgen. So konnten sie in der Studie zeigen, dass eine Naturschutzpolitik, die die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen in Wälder, Feuchtgebiete und bestehende Schutzgebiete verhindert, den Expansionsdruck von den Wäldern auf Grasländer verlagert.

„Wir waren überrascht, dass entgegen unseren Erwartungen sogar einige Regionen von der Ausweisung von Schutzgebieten ökonomisch profitiert haben und insgesamt die landwirtschaftliche Produktion durch die Naturschutzmaßnahmen nur geringfügig verringert wurde“, kommentiert Julia Schneider die Ergebnisse. „Die resultierenden Treibhausgasemissionen konnten zudem erheblich reduziert werden.“ Die Studienergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Sustainability erschienen.

Vor dem Hintergrund des Kunming-Montreal Biodiversitätsabkommens, das unter anderem zum Ziel hat, 30 Prozent der globalen Landoberfläche bis 2030 unter Schutz zu stellen, stellt sich die Frage, welche Flächen prioritär geschützt werden sollen. In Hinblick auf diese Frage identifiziert die Studie den Autorinnen und Autoren zufolge zukünftig besonders bedrohte Regionen und zeigt die potenziellen Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt auf. Mithilfe dieser Daten könne man Schutzgebiete so planen, dass diese eine hohe Wirkung auf möglichst viele Zielsetzungen des Klima- und Biodiversitätsschutzes erreichen und gleichzeitig ökonomische Interessen berücksichtigt werden. (dan)

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