Alle sagen jetzt Ja zur Transformation, so scheint es. Zuletzt einigte sich die Zukunftskommission Landwirtschaft, in der ja wirklich Verbände des gesamten Spektrums vereint sind, auf eine klare Situationsanalyse, die sagt: „Am Umbau von Agrarwirtschaft und Ernährung kommen wir nicht vorbei. Der wird teuer. Aber viel teurer kommt es, wenn er ausbleibt.“ Der Konsens markiert einen Paradigmenwechsel und stimmt optimistisch – er bedeutet Rückenwind für die Bio-Branche, zumindest auf dem Papier.
Packen wir jetzt wirklich gemeinsam mit den konservativen Teilen des Berufsstandes, dem ganzen politischen Spektrum und dem Gros der Bürgerinnen und Bürger Transformation an? Die meisten Parteien kneifen in ihren Bundestagswahlprogrammen an den entscheidenden Stellen, Ziele zu setzen oder Maßnahmen zu nennen, die wirklichen Punch haben, das System neu zu ordnen. Wer fordert denn trotz der hehren Klimaschutzbekundungen die flächengebundene Tierhaltung? Wieso liest man so wenig über nachhaltige Wirtschaftsförderung oder regionale Wertschöpfungsketten? Wer nimmt sich große Öko-Ziele vor? Und warum sucht man vergeblich nach guten Vorschlägen für eine nationale Ernährungsstrategie?
In dieser Diskrepanz liegt der Hase im Pfeffer – auch und vor allem für die Bio-Branche und was ihre größten, aktuellen Herausforderungen angeht: Auf der einen Seite, die Rahmenbedingungen für Bio konkret zu verbessern – von Agrarpolitik über nachhaltige Wirtschaftsförderung bis hin zu Züchtungsforschung. Das Ziel: Bio muss die attraktivere Option sein. Nur dann trägt die Entscheidung für Höfe, Lebensmittelherstellerinnen oder Händler, in Öko zu investieren. Auf der anderen Seite steht Bio vor der Aufgabe, immer wieder klar herauszustellen, was der Unterschied zwischen Transformation und Transformationsrhetorik oder gar Greenwashing ist.
Schon heute verfängt bei viel zu vielen Menschen das bloße Reden über Umbau. Wir brauchen aber jetzt diejenigen, die es wirklich angehen.
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